Sport | Interview

„Wissen, wozu wir fähig sind“

Heute Abend ist der HC Bozen bei Tabellenführer Graz zu Gast. Der Bozner Forward Matt Bradley erzählt nach dem Training von seinen italienischen Wurzeln, der ICEHL und der DEL, das Einleben in Südtirol und gibt einen Ausblick auf die noch junge Saison.
Matt Bradley
Foto: SALTO
  • Frisch aus der Umkleidekabine kommt der kanadische Neuzugang Matt Bradley nach dem Training in der Eiswelle. Die letzte Spielstation, bevor es den 27-Jährigen Forward in die Talferstadt zog, waren die Straubing Tigers (Deutsche Eishockey Liga). In seiner Jugend lief der Vancouverite in den nordamerikanischen Jugendligen auf und debütierte auch in der AHL, bevor er seine Reise in Europa fortsetzte und zu den Vienna Capitals wechselte. Nun hat er bei den Füchsen ein neues Kapitel aufgeschlagen und heute Abend (18. Oktober) wartet der wohl bisher größte Prüfstein der diesjährigen Saison. Die Foxes sind zu Gast beim Tabellenführer aus Graz, der sowohl ein Punkt als auch ein Spiel mehr als der HC Bozen hat. Vom schmerzlichen Debakel gegen Asiago abgesehen (2:8-Niederlage), hielten sich die Bozner schadlos und gewannen alle restlichen Spiele.

  • Matt Bradley (mitte): Während seiner Zeit bei den Vienna Capitals Foto: Martina Bednar
  • SALTO: Herr Bradley, abgesehen von dem Ausrutscher gegen Asiago ist Bozen hervorragend in die Saison gestartet. Was halten Sie von diesem Saisonstart? 

    Matt Bradley: Ja, er war großartig. Wir hatten ein sehr gutes Trainingslager in Corvara und alle haben sich schnell aufeinander eingespielt. Unser Training und unsere Vorbereitung auf die Spiele waren fantastisch. Ich glaube, das überträgt sich langsam auf das Eis, und ich denke, wir haben ein wirklich starkes Team. Es macht Spaß, ein Teil davon zu sein.

    Sie haben bereits in der ICE-League gespielt, Sie haben in der DEL gespielt. Was sind die Unterschiede, die Sie wahrgenommen haben? 

    Ich sehe viele Ähnlichkeiten und nicht allzu viele Unterschiede. Es gibt in beiden Ligen qualitativ hochwertige Spieler. Ich würde generell nicht sagen, dass es viele Unterschiede gibt, vielleicht etwas in Sachen Geschwindigkeit. Die DEL ist ein bisschen mehr nach nordamerikanischem Vorbild, sprich schneller. Aber ich bin froh, hier zu sein. Die ICE ist eine wirklich gute Liga und man sieht all die anderen Teams, die jedes Jahr mehr und mehr konkurrieren. Das ist schön zu sehen. 

    Was ist der Unterschied zwischen einem Team wie Wien und einem Team wie Bozen? 

    Da gibt es nicht allzu viele Unterschiede. Als ich in Wien war, hatten wir eine sehr starke Mannschaft. Sie sind sehr ähnliche Eishockeyvereine. Beides schöne Städte.
    Die Gegend hier in Südtirol ist unglaublich. Es macht Spaß, sie zu erkunden und hier zu leben. Aber was die Unterschiede und die Vereine angeht, gibt es nicht allzu viele.

     

    „Wir wissen, wozu wir fähig sind. Wenn wir unser Spiel spielen, sollte es zu unseren Gunsten ausgehen.“

     



    Wie haben Sie sich in Südtirol eingelebt? 

    Es ist großartig. Meine Verlobte und ich lieben die Gegend. Wir haben schon viel erkundet. Es fühlt sich toll an, aufzuwachen, die Berge und die Weinberge zu sehen. Es ist ein sehr schöner Teil der Welt, und ich bin wirklich froh, hier zu sein. 

  • In der Vorbereitung: Heute erwartet die Bozner das Topspiel in Graz gegen den Tabellenführer Foto: SALTO
  • Und wie haben Sie sie sich im Verein eingefunden? 

    Sehr gut. Viele Spieler sind schon lange hier, und sie haben alle neuen Spieler von Anfang an sehr offen aufgenommen. Das Niveau hier ist hoch, es ist großartig. 

    Sie haben italienische Wurzeln. Können Sie das näher erläutern? 

    Ja, meine Großeltern sind aus Italien. Mein „Nonno“ stammt aus Udine, daher kommen meine Wurzeln. Meine Mutter hat hier ihr Studium absolviert.
    Ich, meine Cousins und meine Brüder sind auch dabei, ihre Pässe zu bekommen. Das ist unsere Verbindung hierher. 

    Welche Erwartungen haben Sie für das Spiel gegen Graz? 

    Graz hat eine wirklich gute Mannschaft. Sie haben ihren Kader dieses Jahr wirklich aufgestockt. Ich denke, es wird ein gutes Spiel werden. Das sind zwei der besten und fleißigsten Mannschaften der Liga. Das wird ein guter Test für uns sein. Wir wollen uns weiter steigern und schließlich in der Tabelle vor ihnen stehen. Freitag ist ein wichtiges Spiel.


    Glauben Sie, dass Graz, Sie und Salzburg in diesem Jahr die Hauptanwärter sind?

    Ich denke, es gibt viele Mannschaften, die dieses Jahr besser sind. Wir, Graz, und Ljubljana ist auch gut dabei. Salzburg sowieso. Es gibt viele Mannschaften, die das Potenzial haben, in dieser Liga gut zu sein. Wir wissen, wozu wir fähig sind. Wenn wir unser Spiel spielen, sollte es zu unseren Gunsten ausgehen.
     

  • Training zur Mittagszeit in der Eiswelle: Am Sonntag folgt hier das nächste Heimspiel gegen die Innsbrucker Haie Foto: SALTO
  • Welche Bedeutung hat Ihre Trikotnummer 67? 

    Pascal Brunner hatte meine Nummer, 77. Ich musste auf die 67 wechseln. Diese hat nicht viel zu bedeuten, aber ich mag es, Brunner zu ärgern, weil er meine Nummer genommen hat.


    Was hat also die 77 zu bedeuten?

    Ich habe immer die 7 getragen. Als ich nach Europa kam, wechselte ich zur 77, weil die 7 schon vergeben war. Das ist gut gelaufen, und ich mag es so nun. 

    Sie kommen ursprünglich aus Vancouver und haben jahrelang in verschiedenen nordamerikanischen Eishockeyvereinen gespielt. Welche Dinge haben Sie von dort mitgebracht? 

    In der Jugend habe ich auf wirklich hohem Niveau gespielt. Ich habe für zwei wirklich gute Juniorenprogramme in der WHL gespielt, Medicine Hat und Regina.
    Dann bin ich zu den Profis aufgestiegen und habe bei einigen sehr guten Organisationen gespielt. Man lernt viel und erfährt, was es braucht, um Profi zu werden. Es war eine gute Reise und ich bin froh, dass ich jetzt hier bin.

    Haben Sie ein Team, das Sie in der NHL unterstützen?

    Da ich aus Vancouver komme, mag ich die Canucks. Glen Hanlon kommt auch aus Vancouver. Morgens fragt er immer: „Hast du die Canucks gesehen“? Da muss ich sie anfeuern.