Gesellschaft | Gewalt

Kinderdorf: keine Meldung zu Missbrauch

In Österreich muss sich das SOS-Kinderdorf mehreren Missbrauchsfällen stellen, in Südtirol sind keine Fälle bekannt. Trotzdem will Landesrätin Rosmarie Pamer ein Schutzkonzept zur Pflicht machen.
Kinderdorf
Foto: Mauro Podini
  • Während sich das SOS-Kinderdorf in Österreich den Vorwürfen zu mehreren Missbrauchsfällen stellen muss, gibt es in Südtirol bis heute keine Meldungen. Das teilen Soziallandesrätin Rosmarie Pamer und das Südtiroler Kinderdorf schriftlich auf eine Anfrage des Landtagsabgeordneten Franz Ploner (Team K) hin mit. 

    Das Kinderdorf in Brixen ist nicht Teil der österreichischen SOS-Gruppe. Nach dem Bekanntwerden der Missbrauchsfälle in Österreich hat die Südtiroler Kinderschutzorganisation in einem mehrfach ausgestrahlten Radiointerview mit der Rai dazu aufgerufen, sich als Betroffene oder Betroffener zu melden. Bislang sind keine Meldungen beim Verwaltungsrat oder der Direktion des Kinderdorfs eingegangen. 

  • Das Südtiroler Kinderdorf: Das Team arbeitet seit mehreren Jahren aktiv daran, Missbrauch zu vermeiden und den Schutz von Kindern und Jugendlichen zu stärken. Foto: Südtiroler Kinderdorf
  • „Für das Südtiroler Kinderdorf gab es in den letzten Jahren bereits mehrere öffentliche Aufrufe, sich diesbezüglich zu melden. Dies entspricht unserer Haltung, Verantwortung für die Institution und ihr Handeln auch in der Vergangenheit zu übernehmen“, wird mitgeteilt. Deshalb plant die Institution eine historisch kritische Aufarbeitung der allgemeinen Geschichte des Südtiroler Kinderdorfes, die im Zuge des 70-Jahr-Jubiläumsjahres von November 2025 bis November 2026 in Form einer Publikation veröffentlicht werden soll. 

  • Meldesystem und Prävention

    Im Falle von Meldungen lädt das Kinderdorf die Personen zu einem Gespräch ein, für das sowohl die Präsidentin des Verwaltungsrates als auch der Direktor zur Verfügung stehen. Außerdem hat der Verwaltungsrat kürzlich in einem Grundsatzbeschluss entschieden, dass es auch eine externe Ansprechperson für Meldungen braucht. „Diese wird voraussichtlich in den nächsten Wochen öffentlich vorgestellt“, sagt die Präsidentin des Kinderdorfs Sabina Frei

  • Rosmarie Pamer: In ihrer Antwort teilt die Landesrätin mit, dass ein Schutzkonzept für sozialpädagogische Einrichtungen für Minderjährige nächstes Jahr zur Pflicht werden soll. Foto: LPA / Fabio Brucculeri
  • Die Maßnahme ist Teil des Schutzkonzeptes, das gerade erstellt wird und Anfang des neuen Jahres vom Verwaltungsrat verabschiedet werden soll. Soziallandesrätin Pamer plant hier, dass nächstes Jahr nur noch sozialpädagogische Einrichtungen für Minderjährige in Südtirol akkreditiert werden, die ein Schutzkonzept vorweisen können.

    Das Kinderdorf hat in diesem Bereich schon Vorarbeit geleistet. „Nach einer fundierten Risikoanalyse, die auch unter Einbeziehung der Kinder, Jugendlichen und Eltern erstellt wurde, fand eine breite Auseinandersetzung aller Mitarbeitenden mit dem Thema in Mitarbeiterversammlungen aber auch in den Teams statt. Eine Arbeitsgruppe hat schließlich Risikoleitfäden und konkrete Handlungsleitfäden zur Minderung der Risiken erstellt“, erklärt die Institution in der schriftlichen Antwort auf die Landtagsanfrage. Zudem wird über die Supervision im Einzelgespräch oder Team regelmäßig eine Reflexion über die eigene Arbeit mit Kindern und Jugendlichen durchgeführt. Im vergangenen Jahr waren es 115 Stunden im Einzelgespräch und 767 Stunden im Team.