Chronik | Gesundheit

Ein Virus namens Bolzano

Wie heißt der Virus, der Menschen in ganz Europa ans Bett fesselt? Was Südtirols Landeshauptstadt mit der aktuellen Grippewelle zu tun hat.
Grippevirus
Foto: scienceblog

Wer sie bereits gehabt hat, ist heuer besonders froh, dass sie vorbei ist. Jedes Jahr zeigt sich die in den Wintermonaten auftretende Grippe mit ein wenig anderen Symptomen. Und in dieser Wintersaison, berichten viele Erkrankte, sind diese besonders heftig. Zumindest Tourismusvermarkter können deshalb nur von Glück sprechen, dass der Name des derzeit weitverbreitetsten Grippeerregers weitgehend unbekannt ist: A/Bolzano/7/2016 (H3N2). Die Namensgleichheit mit Südtirols Landeshauptstadt ist dabei nicht zufällig, sondern führt direkt ins Labor für Mikrobiologie und Virologie in der Bozner Amba Alagi Straße. Das dortige Team unter Führung der Biologin Elisabetta Pagani hat den Virenstamm in diesem Jahr entdeckt – und die Informationen dazu als Teil eines Netzwerks aus akkreditierten Labors an das Centro nazionale di riferimento per l’influenza (Nic) gesandt, wie Pagani am Mittwoch in einem Interview mit der Tageszeitung Alto Adige erklärt.

All diese nationalen Grippezentren sind wiederum Teil eines internationalen Netzwerks, das von der Weltgesundheitsorganisation WHO koordiniert wird. Ziel dieser weltweiten Zusammenarbeit ist es nicht zuletzt, möglichst genau an die zirkulierenden Grippeviren zu kommen, also ihre molekulare Zusammensetzung zu definieren, um somit wirksame Therapien und Impfstoffe einsetzen bzw. entwickeln zu können, wie die Bozner Biologin erklärt. Und tatsächlich ist der Stamm, der in der Amba Alagi Straße in diesem Jahr ausgemacht wurde, der derzeit häufigste Erreger in ganz Europa, da er Schätzungen zufolge für mehr als 50 % der Grippeerkrankungen verantwortlich ist. Ob wir darauf alle stolz sein wollen, bleibt jedem selbst überlassen. Im Labor für Mikrobiologie und Virologie ist man es jedenfalls.