Politik | SVP
Der Quereinsteiger
Foto: Othmar Seehauser
Er will die Nachricht weder bestätigen noch dementieren. „Ich habe derzeit nichts dazu zu sagen“, meint Wolfgang Mayr freundlich aber bestimmt.
Dass der RAI-Journalist sich zurückhält, hat einen einfachen Grund. Am Dienstagabend trifft sich der Koordinierungsausschuss der SVP Eppan, um offiziell den Beschluss zu fassen.
Wolfgang Mayr soll bei den anstehenden Gemeinderatswahlen der Bürgermeisterkandidat der Eppaner SVP werden. „Man wird ihn nominieren“, ist sich ein Ausschussmitglied gegenüber Salto.bz sicher.
Diese Personalentscheidung ist ein Paukenschlag. Denn Wolfgang Mayr ist alles andere als ein SVP-Parteisoldat. Der Eppaner Journalist ist ein Neu- und Quereinsteiger, der nicht nur südtirolweit bekannt ist, sondern der auch das Wählerspektrum der Volkspartei aufbrechen kann.
Seine Kür macht zudem deutlich, dass die Volkspartei im dritten Jahrtausend auch bereit ist neue und ungewohnte Wege zu gehen.
Der Chefredakteur
Wolfgang Mayr kann auf eine steile berufliche Karriere zurückblicken.
Der heute 63-jährige Eppaner Journalist arbeitet nach dem Besuch der Deutschen Journalistenschule zuerst beim Bayrischen Rundfunk in München und ist dann von 1984 bis 1988 Mitglied der FF-Redaktion. 1988 wechselt er zu RAI, wo er zum Vizechefredakteur und Hörfunkchef aufsteigt.
Als Robert Asam als Chefredakteur im August 2012 vorzeitig ausscheidet, wird Wolfgang Mayr sein Nachfolger. Im Dezember 2012 wird Mayr offiziell Chefredakteur des „RAI – Sender Bozen“. Als neuer Chefredakteur begleitet er aktiv den Übergang der RAI-Finanzierung vom Ministerratspräsidium zum Land Südtirol. Mayr hat auch beratend bei der Ausarbeitung der Konvention mitgewirkt.
Nach fünf Jahren zieht der Chefredakteur aber selbst die Reißleine. Nach einem Herzinfarkt ersucht Wolfgang Mayr die römische RAI-Spitze aus gesundheitlichen Gründen um seine Ersetzung.
Wer ihn kennt, weiß, dass der eigentliche Grund für den Rücktritt ein ganz anderer ist: Der Vollblutjournalist hat sich an der zentralistischen römischen RAI-Bürokratie die Zähne ausgebissen.
Weil die RAI-Führung in Rom aber fast ein halbes Jahr lang auf sein Ansinnen nicht einmal antwortet, tut er einen Schritt, der innerhalb der RAI nicht alltäglich ist. Er tritt im September 2017 als Chefredakteur kurzerhand zurück.
Wolfgang Mayr bleibt in der RAI. Seit knapp zwei Jahren gestaltet er auf „RAI Südtirol“ täglich mittags die Radiosendung „12 nach 12“, in der er zu aktuellen Themen Studiogäste interviewt.
Die Kandidatur
Politisch kommt Wolfgang Mayr ursprünglich aus der grün-alternativen Ecke. Vor allem der ehemalige Landeshauptmann Luis Durnwalder hat dem Journalisten immer wieder vorgeworfen, „grün angehaucht“ zu sein. Trotz der durchaus kritischen Position, gilt Mayr als Journalist aber als ausgewogen und professionell.
Als RAI Chefredakteur und vor allem in den Verhandlungen zur RAI-Konvention hat sich Wolfgang Mayr politisch und persönlich an Karl Zeller, Arno Kompatscher und die SVP angenähert. Dazu kommt, dass sein Sohn Lorenz seit vielen Jahren in der Bozner SVP engagiert ist.
Dass der Journalist jetzt in seiner Heimatgemeinde für die SVP als Bürgermeister-Kandidat antritt, hat auch mit der politischen Situation in der Überetscher Großgemeinde zu tun. Bei den Gemeinderatswahlen 2010 verlor die SVP das Bürgermeisteramt überraschend an den Kandidaten der Bürgerliste Wilfried Trettl. Trettl setzte sich auch bei den Gemeinderatswahlen 2015 deutlich gegen den SVP-Herausforderer Philipp Waldthaler durch.
Dass der Journalist jetzt in seiner Heimatgemeinde für die SVP als Bürgermeister-Kandidat antritt, hat auch mit der politischen Situation in der Überetscher Großgemeinde zu tun. Bei den Gemeinderatswahlen 2010 verlor die SVP das Bürgermeisteramt überraschend an den Kandidaten der Bürgerliste Wilfried Trettl. Trettl setzte sich auch bei den Gemeinderatswahlen 2015 deutlich gegen den SVP-Herausforderer Philipp Waldthaler durch.
Spätestens seit dieser Wahl hängt in der Eppaner SVP der Haussegen schief. Es gibt mehrere Fraktionen, die sich zumindest argwöhnisch belauern. Den eigenen Spitzenkandidaten und amtierenden Bauassessor Philipp Waldthaler hat man in den vergangenen Jahren so demontiert und demotiviert, dass er das Handtuch wirft. Waldthaler wird bei den Wahlen im Mai erst gar nicht mehr antreten.
Neuer Weg
Weil die Beliebtheit und Akzeptanz von Wilfried Trettl – trotz einiger gemeindepolitischer Fehltritte – innerhalb der Bevölkerung kaum nachlässt, hat sich die Eppaner SVP schwer getan überhaupt einen Spitzenkandidaten und Herausforderer zu finden. Auch deshalb hat man den Mut, einen neuen Weg einzuschlagen und einen Neu- und Quereinsteiger ins Rennen zu schicken.
Nach Informationen von Salto.bz ist die Operation von oben abgesegnet. Einer der Väter: der SVP-Bezirksobmann von Bozen Stadt und Land Christoph Perathoner. Perathoner hat eine enge persönlich-politische Bindung zur Überetscher Großgemeinde. Als Partner in seiner Kanzlei ist der Eppaner SVP-Ortobmann Lorenz Ebner tätig. Auf dieser Schiene ist dann auch die Kandidatur von Wolfgang Mayr zustande gekommen.
„Er ist ein Glücksfall für uns“, sagt ein prominenter Eppaner SVP-Exponent. Sicher ist, dass der RAI-Journalist neuen und frischen Wind unters Eppaner Edelweiß bringen wird.
Spätestens am 3. Mai wird sich dann zeigen, ob der Wolf(gang) im SVP-Pelz der Richtige war.
Spätestens am 3. Mai wird sich dann zeigen, ob der Wolf(gang) im SVP-Pelz der Richtige war.
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Ach geh' Wolfgang. Wirst dir
Ach geh' Wolfgang. Wirst dir nicht die schönsten Jahre verderben, für eine Partei, die durch und durch morsch ist und nur Bein stellen am besten geübt hat. Da gehe ich lieber auf Distanz zum Programmdirektor, wenn das wahr sein sollte.
Tu quoque, Wolfi?
Tu quoque, Wolfi?
Doppelagent
Doppelagent
Antwort auf Doppelagent von Andreas gugger
Alles will gelernt sein und
Alles will gelernt sein und muss mit Erfahrung reifen. Nur Politik und Kritik kann jeder, ich auch. Aber gestalten, das sollten vorwiegend junge Menschen!
Respekt!
Respekt!
Den Mut zu haben anzupacken, für die Mitbürger zu arbeiten.
Viel Glück und Erfolg!