Politik | Sprachkritik

Zurück zur Normalität

Eine Petition zum öffentlichen Sprachgebrauch in Österreich veranlasst die Freiheitlichen zu einem Beschlussantrag im Südtiroler Landtag.

Was normal ist, darüber lässt sich streiten, vor allem, wenn es um Sprache geht. Nicht normal jedenfalls finden die Freiheitlichen die verschiedenen Eingriffe in die deutsche Sprache, die in den letzten Jahrzehnten um der politischen Korrektheit willen stattgefunden haben: In einem  neuen Beschlussantrag fordern die Freiheitlichen von Präsidium und Landesregierung, „mit entsprechenden Maßnahmen zur sprachlichen Normalität zurückzukehren.“ Dabei geht es in erster Linie um getrenntgeschlechtliche Formulierungen, wie etwa „Studierende“ anstatt „Studenten“, oder das Binnen-I von „DozentInnen“.

Im Antrag beruft man sich auf eine Petition in Österreich, die von rund 800 Professoren, Journalisten und Sprachkritikern unterschrieben wurde und ebendies, eine Rückkehr zur sprachlichen Normalität von Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek und Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner fordert.  Begründet wird die Petition dadurch, dass laut jüngsten Umfragen eine große Mehrheit der Bevölkerung die offiziell anerkannte Praxis der Textgestaltung ablehnt. Außerdem seien getrenntgeschlechtliche Formulierungen dem allgemeinen Sprachgebrauch noch immer weitgehend fremd.

Aufgrund dieser Beobachtungen argumentieren die Sprachkonservativen, dass der natürlichen sprachlichen Entwicklung ihr demokratisches Wesen abhanden kommt, wenn sich das Regelwerk der deutschen Sprache nicht mehr daraus ergibt, was die Mehrheit als richtig empfindet, sondern daraus, was von oben herab diktiert wird. Der Offene Brief schließt mit einem Appell an die Minister, dass Sprache wieder von der Mehrheit der Staatsbürger bestimmt werde und nicht von einem „minimalen Prozentsatz kämpferischer Sprachfeministinnen“. „Feministinnen“ natürlich ohne Binnen-I.

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Christian Mair Fr., 18.07.2014 - 17:40

Im normalen Sprachgebrauch ist der Plural ohne Geschlecht und damit undefiniert; der Gebrauch der Binnenregelung ist diskriminierend, da dadurch der/das jeweils andere Geschlecht ausgeschlossen ist.
Kurzum: die Binnenregelung ist nunmehr antiquiiert und ihrerseits konservativ. Punkt.

Fr., 18.07.2014 - 17:40 Permalink