Der Countdown läuft
Am späten Mittwoch Nachmittag soll es so weit sein. Wenn nicht im letzten Moment etwas schief läuft, werden die Vertreter der vier Hausärztegewerkschaften gemeinsam mit Gesundheitslandesrätin Martha Stocker um 17.30 Uhr den neuen Zusatzvertrag für die Südtiroler Hausärzte unterzeichnen. Nach zähem Ringen, langwierigen Verhandlungen und “dem ein oder anderen Bremsmanöver” scheint man nun auf der Zielgeraden zu sein. Gut zwei Jahre lang verhandelten die Delegation des Landes und die Gewerkschaften, nachdem eine von ihnen, die FIMMG (Federazione Italiana dei Medici di Medicina Generale), den Landeskollektivvertrag der Hausärzte angefochten und damit die verpflichtende Anwendung des gesamtstaatlichen Kollektivvertrages durchgesetzt hatte.
Zusätzliche 9 Millionen Euro sollen die wohnortnahe Betreuung, die Vernetzung der Hausärzte, die Öffnungszeiten der Arztpraxen und deren personelle Ausstattung verbessern. Das ist im neuen Zusatzvertrag festgeschrieben, für den die Landesregierung heute (18. Juli) grünes Licht gegeben hat.
“Vorrangiges Ziel des neuen Vertrages ist eine vernetzte Zusammenarbeit der Hausärzte untereinander, aber auch von Hausärzten und Krankenhäusern. Auf diese Weise soll unter anderem gewährleistet werden, dass Patienten von 8 bis 20 Uhr betreut werden”, erklärte Landesrätin Stocker im Anschluss an die Sitzung der Landesregierung. Besonders für Menschen mit chronischen Erkrankungen sei dies wichtig. “Zum einen stärken wir so die wohnortnahe Betreuung, gleichzeitig wollen wir auf diesem Weg aber auch die Notaufnahme entlasten”, so Stocker. Innerhalb sechs Monate nach Unterzeichnung des Landeszusatzvertrages soll die Vernetzung der Hausärzte umgesetzt sein. 3,8 Millionen Euro lässt die Landesregierung dafür springen.
Darüber hinaus sieht der neue Zusatzvertrag eine Unterstützung für Hausärzte vor, die Sprechstundenhilfen und Krankenpflegepersonal einstellen. Außerdem wurde die Grenze von 20 Prozent für die programmierte Hausbetreuung aufgehoben.
Weitere, finanzielle, Anreize für Hausärzte werden mit dem Nachtragshaushalt eingeführt, der kommende Woche im Landtag behandelt wird. Demnach gibt es eine Unterstützung von bis zu 6.000 Euro im Jahr für die Führung der Ambulatorien und Jungärzte bekommen eine Art Starthilfe: “Wer weniger als 1.000 Patienten hat, wird mit 800 Euro im Monat unterstützt, Ärzte mit weniger als 500 Patienten erhalten sogar 1.200 Euro zusätzlich”, teilte Stocker mit. Zudem wird die Grenze für die maximale Patientenanzahl pro Arzt angehoben, falls nicht genügend Hausärzte verfügbar sind, erklärte die Landesrätin: “Dafür gibt es eine Vergütung von zehn Euro zusätzlich pro Betreutem.”
Im Hinblick auf die bevorstehende Unterzeichnung des Landeszusatzvertrages mit den Hausärztegewerkschaften zeigte sich Landeshauptmann Arno Kompatscher “zuversichtlich, dass es nun gelingen wird, gemeinsam auf Grundlage des Vertrags im Sinne der Patienten und aller Bürger nach vorne zu arbeiten”. Er spricht von einer “Schwergeburt”, ist aber erleichtert über den “erfolgreichen Abschluss und erfolgreichen Neustart”. Nach der Unterzeichnung treten die neuen Regelungen im Zusatzvertrag mit 1. August in Kraft.