Kultur | Malerei

Sagenhafte Bergwelten

Der Maler Wolfgang G. Bühler zeigt auf Schloss Sigmundskron utopische Berglandschaften. SALTO hat mit ihm darüber gesprochen. Auch über Sagen und Wege.
Messner Ausstellung Berge Wolfgang G. Bühler
Foto: SALTO
  • SALTO: Warum malt man Berge? 

    Wolfgang G. Bühler: Es ging mir schon immer um Naturphänomene, wie Erosion, Oxidation, Korrosion. Das hat mich schon immer beschäftigt. Ich komme ja eigentlich aus der abstrakten Malerei. Und außerdem war es ein Zufall, der mich zu diesen konkreteren Landschaften geführt hat. 

  • Erfundene Berge: Neue Ausstellung im MMM auf Schloss Sigmundskron. Foto: SALTO

    Was für ein Zufall?

    Es war eine Linie. Sie entstand auf der Leinwand, und gab ein Vorne, ein Hinten und ein Oben und Unten vor.  Also das, was eine Landschaft ausmachen könnte. Diese Linie hat mich so fasziniert, dass ich dran geblieben bin. Wobei natürlich die Leidenschaft zum Thema Landschaft schon in der Studienzeit da war. Als pubertierender Jugendlicher musste war ich zudem bereits mit meiner Mutter in den Dolomiten gewesen – eine Erfahrung, die ich aufgrund meines Alters damals nicht so gerne machte, auch wenn ich von der Gegend fasziniert war. 
    Dieses Thema Berg hat mich wohl nicht losgelassen, ist immer mehr gewachsen und hat mich mehr oder minder zu diesen Landschaften geführt, die ich jetzt mache.

    Nicht nur die Bergwelt, auch die Sagenwelt...

    Sagen gibt es ja in jedem Bergdorf. Ich habe sie mir teilweise – also von der Stimmung her –, zu eigen gemacht und sie in meine Arbeit mit eingebunden – sie sind ein emotionaler, utopischer Zusatz.
     

    Da wird alles in eine Hülle gepackt, Liebe, Tod und Teufel, alles steckt drin.


    Ihre Bergbilder sind ebenfalls utopische Zusätze?

    Ich unterteile meine Arbeit in zwei Bereiche. Einmal den Bereich der Malerei, wo es mir um das Malerische geht und die Zwischentöne der Farben – also nicht um Rot und Blau, sondern um rötlich und bläulich. Und dann kommt natürlich das Stimmungsbild dazu, die innere Stimmung, die Erfahrung, das Erlebte. Meine Bergbilder sind topografisch nicht festzumachen. Also was man sieht, sind reine Utopien. Es sind erfundene Berglandschaften. Das ist wichtig, weil ich damit spielerisch im Atelier mit den Gegebenheiten einer Landschaft, mit meinen Erfahrungen, mit meinen Gefühlen umgehen kann. Es sind Illusionen, Gefühle, ähnlich wie in der Sagenwelt. Da wird alles in eine Hülle gepackt, Liebe, Tod und Teufel, alles steckt drin.

  • Utopischer Zusatz: Was ist wahr? Was könnte wahr sein? Foto: SALTO
  • Utopische Bergwelten sind auch noch einmal freier. Oder?

    Viel freier. Auf jeden Fall. Wenn ich mir jetzt vorstellen würde, ich müsste mich mit der Staffelei vor das Matterhorn setzen, da hätte ich das Gefühl, das kann Fotografie mittlerweile besser. Aber die Seele, die Stimmung des Steins dieses Massiv aufzunehmen und wiederzugeben, das kann ich mit Malerei, wo ich die Farben und Formen wählen, oder verändern kann, sowie neue Geschichten erzählen.

    Und welche realen Bergwelten sprechen Sie an?

    Was mich fasziniert sind die Höhen, die über der Baumgrenze anfangen, ohne Vegetation oder mit nur sehr spärlicher Vegetation. Es ist diese Farbigkeit, die Abbruchkanten, das Geröll und das bestimmende Licht da oben. Man sieht plötzlich Farben, wo man denkt, die sind gar nicht vorhanden, aber irgendwie flimmert es einem vor den Augen. Außerdem diese Farbigkeit und der Nebel, der eine ganz bestimmte Stimmung mitbringt. Sie unterstreichen die Stille und die Ruhe. Das sind die Elemente, die mir dann auch Geborgenheit geben und wo ich auch immer wieder neu ins Staunen kommen kann. 

  • Stille und Ruhe: "Was mich fasziniert sind die Höhen, die über der Baumgrenze anfangen" Foto: SALTO

    Bei den vielen Höhenwegen, gibt es da auch einen, der von ihren utopischen Berglandschaften zurück zu ihren Anfängen führt? In die Abstraktion?

    Diese Frage beschäftigt mich, vor allem auch deshalb, da sie mir letztens häufig gestellt wird und ich sie immer wieder weggeschoben habe. Ich denke, das wird sich zeigen und: Ich schließe nichts aus. Vielleicht komme ich zu meinen Pigmentarbeiten zurück? Vielleicht finde ich einen ganz anderen, neuen Weg? Ich lasse es mir offen, finde es spannend, wo das hinführen kann, bin aber auch zufrieden, wenn es da bleibt, wo es ist.

    Sie halten sich also alle Wege offen...

    Offenheit ist wichtig. Auch Neugierde. Ohne Neugierde stirbt Geist und Seele. 

  • Wolfgang G. Bühler: Maler und Zeichner. Seine Werke wurden in zahlreichen Ausstellungen präsentiert und sind in öffentlichen und privaten Sammlungen im In- und Ausland zu sehen. Foto: SALTO