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Frisches Geld für die Wirtschaft

Die Europäische Investitionsbank vergibt über ihren Südtiroler Partner Kredite an kleinstrukturierte Unternehmen. Nur ein Viertel davon ist für nachhaltige Investitionen.
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Foto: EIB
Zum sechsten Mal wurde Ende Juli ein Abkommen zwischen der Raiffeisen Landesbank Südtirol und der Europäischen Investitionsbank (EIB) unterzeichnet, um 30 Millionen Euro an begünstigten EIB-Krediten an kleine und mittelständische Unternehmen in Südtirol zu vergeben.
Mindestens 25 Prozent sollen in „grüne“ Projekte fließen, für diese wurden von der EIB Kriterien festgelegt. Die Bedingungen ändern sich je nach Sektor und hängen auch von der Art des Projekts ab. Beispielsweise geht es im Bereich der Energie um die Produktion erneuerbarer Energien, die Speicherung von Energie oder die Wärmedämmung. Die von der EU-Kommission im Februar 2022 verabschiedete Taxonomie für klimafreundliche Investitionen deklariert auch Gas und Atomkraft als klimafreundlich, diese beiden Energiequellen zählen bei Raiffeisen nicht als „grün“.
 
 
Ein Finanzierungsziel der EIB, welche auch als Klima-Bank der EU bezeichnet wird, ist die sogenannte „green economy“. Schließlich hat sie sich in ihrem 2020 veröffentlichten Strategiedokument verpflichtet, den europäischen Green Deal zu unterstützen. Mit dem Green Deal hat sich die EU das Ziel gesetzt, Europa bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent zu machen und so zu den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen beizutragen. Gleichzeitig setzt die EIB traditionell auf Wirtschaftswachstum – wie das gehen soll, ist fraglich.
 

Geldgeber EIB

 
Die Unternehmen erhalten bei den EIB-Krediten einen begünstigten Zinssatz, der unter den üblichen Marktbedingungen liegt, und sind von der Ersatzsteuer befreit. Insgesamt flossen durch die Zusammenarbeit von Raiffeisen und EIB seit 2011 150 Millionen Euro in die heimische Wirtschaft. Aufgrund der stark steigenden Kreditzinsen seien laut Raiffeisen günstige Finanzierungsmöglichkeiten wie die EIB-Kredite bei Unternehmen begehrter denn je.
„Bei jeder Projektfinanzierung wird im Vorfeld abgewogen, ob die Voraussetzungen für den Erhalt der EIB-Mittel erfüllt sind, unter anderem die zeitliche Abwicklung der Investition“ erklärt Christian Kier von Raiffeisen. Die 30 Millionen Euro werden als mittel- bis langfristige Darlehen oder als Leasingfinanzierungen an Unternehmen nahezu aller Wirtschaftszweige vergeben. Die Auszahlung von Krediten mit EIB-Mitteln erfolge solange, bis die Mittel aufgebraucht sind.
 
 

Globaler Player

 
„Da die Mitgliedsstaaten Eigentümer der Europäischen Investitionsbank sind, verfügt diese auf den internationalen Finanzmärkten über ein hervorragendes Rating“, sagt Kier. Das Rating führen international anerkannte Ratingagenturen wie Fitch, Standard and Poors und Moody's durch. Durch die höchstmögliche Bewertung (Triple A) kann die EIB Finanzierungsmittel zu günstigen Zinssätzen bereitstellen.
Die EIB ist die Institution der Europäischen Union (EU) für langfristige Finanzierungen. Sie vergibt Mittel für Investitionsvorhaben, die zur Erreichung der strategischen Ziele der EU beitragen. Ein kleiner Teil ihrer Kredite geht direkt an Großkunden oder öffentliche Einrichtungen. Der Großteil der Kredite, vor allem jene für kleine und mittelständische Unternehmen, werden aber über die Partnerbanken wie die Raiffeisen oder die Südtiroler Sparkasse vergeben. Die Banken müssen dafür ein geeignetes Rating vorweisen.
„Ein Abkommen zwischen EIB und einer Bank birgt zudem einen nicht unwesentlichen Arbeitsaufwand für beide Beteiligten“, so Kier. Die Bank müsse vor allem dafür Sorge tragen, dass die erhaltenen Mittel innerhalb eines festgelegten Zeitraumes an die Wirtschaft weitergegeben werden, was eine gewisse Größe der Bank und des betreuten Einzugsgebietes voraussetzt.
 
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Profil für Benutzer Herta Abram
Herta Abram Fr., 19.08.2022 - 14:30

Kann man mit diesem Blick auf die Klimakrise das Schlimmste noch abwenden?
- Welches Wachstum brauchen wir nicht?
Jenes, mit dem wir nur auf schnellen Profit und hohe Renditen abzielen und aktuell unsere lebenserhaltenden Systeme zerstören. Wenn Wirtschaftswissenschaftler von Wachstum sprechen, meinen sie meistens das Bruttoinlandsprodukt, kurz BIP. Aber das BIP misst viele Faktoren nicht, von denen wir wissen, dass sie Zutaten für ein sicheres und gutes Leben sind. Stattdessen steigt es auch, wenn die Natur zerstört wird, weil dann jemand dafür bezahlt wird, wieder aufzuräumen. Es steigt, wenn Menschen krank geworden sind, weil jemand zur Heilung herangezogen werden muss, aber nicht, wenn viele gesund bleiben. Es zeigt also einfach nur an, wie viel Geld für Produkte und Dienstleistungen bezahlt worden ist. Das ist noch kein Fortschritt. ( Maja Göpel)

Fr., 19.08.2022 - 14:30 Permalink