Kultur | Oper

Liebe, Tod und Dorian Gray

Die Stiftung Haydn von Bozen und Trient präsentierte heute (18.10.) die neunte und zugleich letzte Opernsaison unter der künstlerischen Leitung von Matthias Lošek. Das diesjährige Motto: Nothing is written
Nothing is written1
Foto: SALTO
  • Schönheit, Vergänglichkeit, Moral, Verantwortung, Verfall. Aber auch die Konsequenzen von Hedonismus. Darum geht es The Picture of Dorian Gray von Oscar Wilde aus dem Jahr 1890. Der Stoff wird Inhalt der letzten Produktion zur letzten Amtszeit von Matthias Lošek. Seine "finale" Opernproduktion für Bozen wird sich thematisch an ein Meisterwerk anlehnen, dem „Manifest der Dekadenzliteratur und des Ästhetizismus, das zu den raffiniertesten und beeindruckendsten Romanen aller Zeiten zählt“. Nach Toteis und Peter Pan - The Dark Side ist Dorian Gray auch die dritte und letzte Auftragsoper der Stiftung Haydn an Komponisten aus der Euregio. Mit dem Projekt wollten die Auftraggeber aufzeigen, dass es zeitgenössische Oper nicht nur in Berlin und London gibt, sondern auch in der „Provinz“, in der der Name Dorian Gray nicht nur mit Wilde verbunden wird, sondern auch mit der legendäre Dorian Gray, der in Bozen geborenen Schauspielerin Maria Luisa Mangini, die den weltbekannten Namen als Künstlernamen führte. Der Filmdiva mit Bozner Wurzeln widmete das Centro Trevi 2016 eine größere Ausstellung und würdigte ihre Filme und Zusammenarbeiten mit Federico Fellini oder Michelangelo Antonioni. Gray verstarb 2011 im Trentino, in Torcegno, wo sie über 50 Jahre gelebt hatte. Aus dem Trentino weht auch der Wind für die Gray-Oper im Wilde'schen Sinne, denn die Musik stammt aus der Feder von Matteo Franceschini, das Libretto von Stefano Simone Pintor, der auch Regie führen wird. Gemeinsam werden sie Oscar Wildes "Bildnis" in die heutige Zeit übertragen. Das Ergebnis soll eine Oper werden, in der sämtliche Figuren „ihre eigenen Dämonen und geheimen Sehnsüchte auf Dorian Gray projizieren.“
     

    Am letzten Tag der allerletzten Skisaison der Menschheit sitzen sie gemeinsam in einer Gondel. Alle wollen dem Tod, der Krise und dem Klimawandel trotzen, doch schließlich müssen sie klein beigeben...


    Seit 2015 kümmerte sich Matthias Lošek um die zeitgenössische Oper in der Region. Zum Auftakt seiner letzten Spielzeit wird er bei Giacomo Puccinis La Bohème (19.und 21. November 2023 im Stadttheater Bozen und am 21. und 22. Februar 2024 im Teatro Sociale in Trient) selbst Regie führen und aufzeigen wie er „eine moderne und einfühlsame Version dieses Meisterwerks“ auf die Bühne bringt, indem er unter anderem ein Schlüsselelement in den Fokus rückt, das sich wie ein roter Faden durch alle vier Bilder der Oper zieht: die Liebe. Die Musik – sie wird vom Haydn Orchester unter Leitung von Timothy Redmond gespielt werden –, soll das Publikum in ein bewegendes Klanguniversum entführen, das die Welt der Bohème und die inneren Konflikte ihrer Hauptfiguren widerspiegelt. 
    Im Januar wird es zur Uraufführung von LORIT kommen, dem Siegerprojekt der vierten Ausgabe des Musiktheaterwettbewerbs Fringe. Es stammt vom jungen österreichischen Komponisten Marius Binder und wird unter der Regie von Christina Constanze Polzer aufgeführt. Das Libretto lieferte Robert Prosser, der als Schriftsteller bereits mehrmals in Südtirol zu Gast war und durch den freien Vortrag seiner Literatur für Aufsehen sorgte. Die musikalische Leitung wird Christoph Huber übernehmen. Im Mittelpunkt des Geschehens werden fünf allegorische Figuren stehen: der Tod, der Fremdenverkehr, der Gottvater der Seilbahnen, die Schöne Landschaft und die Letzte Generation. 

  • Lauschen und sich Austauschen: Pressekonferenz zu "Nothing is written" am heutigen Vormittag im Stadttheater in Bozen. Foto: SALTO