Gesellschaft | Wettbewerb

Gemeinschaftsräume bauen

Wie können Menschen zusammenkommen, ohne Geld ausgeben zu müssen? Das Siegerprojekt der „BED&BASIS Challenge“ setzt hier auf eine simple Antwort: Zündet Feuer!
Entwürfe von "Stüa - melding communities"
Foto: Stüa - melding communities
  • „Stüa – melding communities“ heißt das Siegerprojekt des Ideenwettbewerbs „BED&BASIS Challenge“ in Schlanders. Knisterndes Feuer in einem Bau aus Lehm und Holz in einer Stadt wie Bozen – zwischen Wohnhäusern, Straßenlärm und leuchtenden Schaufenstern. Mit dieser Idee konnten Noa Paul, Rodrigo Medina, Ignacio Merino, Tobias Tavella und Luana Julia Carp die Fachjury überzeugen und ein Preisgeld von 10.000 Euro für die Umsetzung des Projekts gewinnen.  

  • Die Preisverleihung in Schlanders: Die Projektgruppe kann nun mit dem Preisgeld in die Umsetzung starten. Foto: Marco Telfser
  • Die Bewertungskriterien für die sieben eingereichten Projektideen orientierten sich an den drei Grundsätzen des New European Bauhaus, da die BASIS den Ideenwettbewerb gemeinsam mit der Freien Universität Bozen im Rahmen der europaweiten „Ignite New European Bauhaus“-Ausschreibung veranstaltet hat. 

    Laut den Grundsätzen sollen die Projekte Orte schaffen, die Platz für Kreativität und Kultur bieten, im Einklang mit der Natur gestaltet und genutzt werden sowie den Dialog zwischen unterschiedlichen Kulturen, Disziplinen, Geschlechtern und Altersgruppen aktiv fördern. Die Anforderungen könnte das vielversprechende Siegerprojekt „Stüa – melding communities“ in Zukunft mehr als erfüllen. 

  • Stüa – melding communities

    „Das Feuer soll als primitives und traditionelles Element das Zentrum der Interaktion beim Zusammentreffen von Menschen sein“, erklärt Ignacio Merino. Der spanische Produktdesigner und Lehrbeauftragter der Uni Bozen ist Teil der Projektgruppe. Das modulare System – inspiriert von der traditionellen Südtiroler Stube („Stüa“ auf Ladinisch) – könne sich an neue Gegebenheiten anpassen, ob mit einer Grillplatte, als Kochnische oder als Wärmequelle bei kalten Außentemperaturen. 

    „Stampflehm wird weltweit als traditionelles Baumaterial genutzt, auch in Südtirol kann an unterschiedlichen Orten Lehm abgetragen werden“, erklären Merino und Tobias Tavella. Letztgenannter arbeitet als Künstler in Südtirol, seine Werke und Soundperfomances waren unter anderem im Bozner Museion und der Brixner Stadtgalerie zu sehen und zu hören. Dass das Siegerprojekt der „BED&BASIS Challenge“ auch die Handschrift von Tavella trägt, überrascht nicht, da sein Portfolio ebenso wie Stüa durch die Neuinterpretation von Alltagsgegenständen und Naturmaterialien besticht. 

  • Entwurf: Die Projektgruppe will mit Expert*innen in Workshops mit Holz und Lehm bauen. Foto: Stüa - melding communities

    „Wir wollen das Projekt in Workshops mit Bauexpert*innen und Interessierten umsetzen, anbieten würde sich dafür A place to B(Z) am aufgelassenen Bahnhofsgelände in Bozen“, sagt Luana Julia Carp. Sie studiert an der Uni Bozen Kunst und ist Teil der Projektgruppe genauso wie die beiden Industriedesigner*innen Noa Paul und Rodrigo Luis Medina. „Das Bahnhofsgelände hat die Bürde ein Nicht-Ort zu sein, es wartet darauf, dass dort Dinge wachsen, um das Gelände zu einem Ort zu machen, wo sich Menschen gerne aufhalten“, so Merino. 

    Es ist eine fantastische Begründung dafür zusammenzukommen.

  • „A place bo B(Z) ist ein Projekt, wo sich langsam eine Gemeinschaft entwickelt. Es gibt bereits viele Ideen, wie das Bahnhofsgelände genutzt werden kann, beispielsweise könnte dort ein Gemeinschaftsgarten entstehen. In Bozen gelten sehr viele Einschränkungen im öffentlichen Raum, es kann ohne Genehmigung nirgends verstärkt Musik gespielt werden, obwohl die Stadt jetzt den Titel ‚Musikstadt der UNESCO‘ trägt. Es fehlt außerdem an öffentlichen Grillplätzen, die es in deutschen Städten gibt, und einem für alle zugänglichen Raum für Konzerte und Veranstaltungen“, erklärt Tavella. 

  • Die Vorstellung des Projekts: Insgesamt haben sieben Projektgruppen ihre Ideen eingereicht. Foto: Marco Telfser

    „In Bozen existieren leider wenig öffentliche Räume, wo Menschen zusammentreffen, ohne etwas konsumieren zu müssen. Deshalb ist der Aspekt der Gemeinschaft in unserem Projekt sehr wichtig“, sagt Carp. „In Norditalien ist es nicht so üblich, dass in einem öffentlichen Raum gekocht wird. Wenn Menschen aber ein Feuer sehen, dann ist die Botschaft klar, egal in welchem Alter sie sind oder welcher Kultur sie angehören. Es ist eine fantastische Begründung dafür zusammenzukommen“, fügt Merino hinzu. 

    Noch muss geklärt werden, ob es rechtlich möglich ist, das Projekt am Bahnhofsgelände umzusetzen. Im Rahmen der Bolzano Art Week fand dort bereits im Sommer 2022 ein Straßenfestival statt, auch diesen Sommer wurden Veranstaltungen wie Workshops und Konzerte organisiert. Geplanter Projektbeginn von „Stüa – melding communities“ ist der Jänner 2024. 

  • Die Ausschreibung

    Der Wettbewerb war von der BASIS und der Freien Universität Bozen im Rahmen des „Ignite New European Bauhaus“-Events ausgeschrieben worden, das Projekte in mehreren europäischen Ländern fördert, die sich mit zukunftsweisenden Perspektiven befassen. Das New European Bauhaus (NEB) ist eine vom Europäischen Institut für Innovation und Technologie (EIT) unterstützte Initiative. 

    Die Fachjury des Wettbewerbs war mit Thomas Park (NEB Projektmanager), Katrin Gruber (Grafikdesignerin und Präsidentin des Vereinsvorstandes von BASIS), Nitzan Cohen (Dekan der Fakultät für Design und Künste an der Uni Bozen) und Simon Tumler (Unternehmer und Vorstandsmitglied BASIS) besetzt worden.