Das Glück beim …
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Ich bin in diesen Tagen einmal aufgebrochen, um das Glück zu suchen. Dem Vernehmen nach quillt es gerade jetzt unter weihnachtlichem Hosianna und schlittenklingeligem Frohlocken aus allen Winkeln, Löchern und Ritzen zwischen Ständen, Theken, Würstl- und Was-weiß-ich-noch-was-für-Buden hervor. In großen Mengen, sodaß unglückliche Menschen von überall her in die Inselchen der Seligen strömen, um lassù nelle montagne etwas von dem überschäumenden und qua Tradition in Marktformat-Häppchen gepressten Glück zu erhaschen und mitzunehmen in die tristen Niederungen ihres Alltags.
Da müsste, denke ich mir, das Glück ja nachgerade mit Händen zu fassen sein.
Und nicht genug mit dem, was war - das Glück ist stets am Wachsen: Seit ein paar Wochen sprudelt in the very heart of Bolzano eine weitere Quelle der Glückseligkeit und gießt ihren reichen Segen in Kaskaden aus den Höhen des Waltherpark-Tempels über die darbenden Kreaturen zu ihren Füßen. Das „neue pulsierende Herz von Bozen“ pumpt wohlig warmen Lebenssaft in die einstmals mit sozialem Unglück geschlagene Gegend rund um das neue „Lifestyle Quarter“.
Da müsste, denke ich mir, das Glück ja nachgerade mit Händen zu fassen sein.
Aber, Fehlanzeige: In all den Weihestätten unserer bis zum Platzen aufgefetteten Höchstkultur ist hinter Glitter, Glühweindampf und Getöse nichts davon zu finden und anstatt tausenden glückseligen FinderInnen zu begegnen, kreuzt man die Wege ewig Suchender, zwischen einem „che bello“ und dem nächsten.
Kurz flimmert es manchmal auf, das verklärte Lächeln, ein ephemeres Anzeichen souveräner Wohligkeit, ein kurzes Xmas-Hohoho in den Gesichtern – aber nur ein paar Sekunden lang, grad für so viel Zeit wie es für ein Foto braucht, vor den paradiesbewachenden und instragramablen Thun-Engeln an den Selfie-Points.
Lemminghafter Selbstbetrug ist offensichtlich nicht die Grenze, die nächsten Lemminge für kommende Glücks-Expeditionen ins ernüchternde Nichts des Konsumismus müssen geworben werden. Es braucht immer mehr von ihnen, für ein wenig Glück.
Für das kurze Glück beim Eurocashen.
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So schlimm ist es auch…
So schlimm ist es auch wieder nicht. Man kann ja nicht das ganze Leben moralinsauer durch die Gegend gehen und auf die anderen herabschauen. Die Weihnachtsmärkte haben halt ihren Reiz. Ich war auch letztens beim St.-Lucia-Markt in Trient, und es war doch ein Erlebnis, vor allem für die Kinder. Was wir dann aus dem Überangebot machen, ist letzlich unsere Sache.