Vinschger Gegenwind
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Bier und Hosen
„Die Idee zum Song ist bei einer Familienreise nach den jügsten Landtagswahlen entstanden. Wir musizieren immer auf langen Fahrten zusammen und haben da immer eine Hetz“, meint einer der gutgelaunten Liedermacher von Super Virgin Punks (SVP) zum Song I hon getraamp, wenige Stunden nachdem das Lied auf dem Kanal Culture Club Vinschgau hochgeladen wurde. Im (alb-)traumhaften und als Mitsing-Ohrwurm konzipierten Lied nehmen Super Virgin Punks „die Arroganz und den Rechtsruck der Politik ein wenig auf die Schippe“ und singen ironisch über das Austrinken von Bieren und das Ausziehen von Hosen.
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„Das mit den Bierlen austrinken ist ironisch gemeint, denn vor den Wahlen sind alle Politiker wie die besten Freunde. Mein Bierl darf nur der beste Freund austrinken“, bekennt einer der Liedtexter. Wer aber sind nun Super Virgin Punks? Was hat es mit diesem etwas kryptisch anmutenden Bandprojekt aus dem Vinschgau auf sich? Es sind „Vater, Sohn und Backlash die Band“, antworten sie kollektiv, als wäre es das normalste auf der Welt. Und sie legen nach: „Wir haben uns gefunden. Für den nächsten Song nehmen wir noch eine Nichte in die Band, welche eine hochbegabte Musikerin ist.“
Der "Vater" nennt sich auch Fred the Margate Mod, war in jungen Jahren als Mod (Subkultur) viel mit der Vespa unterwegs und nimmt mittlerweile mit einem alten BMW-Motorrad in Margate beim Beachrace teil. Seinen lustigen Namen hätten ihm die „lustigen Briten“ gegeben. Sohn Jojo ist hingegen in Südtirols Musikszene kein Unbekannter. Er spielt in mehreren lokalen Bands, u.a. in Max Silbernagls Chaos Junkies.
Wir können eigentlich immer noch nicht richtig glauben was da zurzeit in unserem Land passiert.
(Super Virgin Punks)Aufgenommen und produziert wurde der Song vom dritten Musiker im Bunde, von Backlash: von „Fischi, dem genialen Musiker“, wie Fred und Jojo einstimmig behaupten. "Backlash die Band" machte erstmals vor über fünfzehn Jahren mit dem Song Ni(e!)lpferd in der Etsch von sich reden. Die Band kam damals aus dem Vinschger Underground, blieb dort und taucht seitdem sporadisch immer wieder mit feinen generationsübergreifenden Melodien und Texten am "Overground" auf. Gründe dafür gibt es genug. Diesmal: Politische.
Die Vinschger "Die Ärzte"Im Interview mit SALTO vor vier Jahren gab es von Backlash bzgl. musikalischer Ähnlichkeiten zur bekannten Berliner Band Die Ärzte ein bejahendes Eingeständnis. „Ich würde Die Ärzte als großen Einflussfaktor bezeichnen“, meinte Thomas Fischer damals und vermutete schelmisch, dass die immerhin beste Band der Welt heimliche „Backlash die Band“-Fans seien. Mit dem Projekt Super Virgin Punks ziehen die Songschreiber nun sogar einen historischen Bezug zu Die Ärzte – aus dem Vinschgau nach Berlin und aus der Gegenwart in die Vergangenheit. „Ich habe vor über 30 Jahren mein erstes Demotape mit Hans Runge in Berlin und im Vinschgau aufgenommen“, erzählt Fred von SVP. Hans Runge – besser bekannt als Sahnie – war nicht nur Gründungsmitglied von Die Ärzte, sondern auch bei vielen anderen Musikcombos beteiligt. Und er war einst einer der besten Freunde von Fred. „In dieser Zeit haben wir eine Menge Songs geschrieben, die jetzt lange in der Schublade lagen“, erinnert Fred nostalgisch, „die sind so à la Ärzte-Manier, also tanzbare, lustige, ironische und auch ein bisschen politische Songs.“
(c) Super Virgin PunksUnd was kommt noch? Bei SVP? Musikalisch? Politisch? „Der nächste Song nennt sich Untr dr Autobouhn“, verraten SVP (Super Virgin Punks). Es wird darin um „die Problematik der Brennerautobahn gehen“, wo viele Parteien hinter Nachtfahrverboten und hinter dem Schutz der Bevölkerung stehen. Aber eben nicht alle. „Nur in Südtirol und Italien unterwirft man sich den Lobbisten“, sind Super Virgin Punks überzeugt. Das „Schweigen der Hauptpartei ist uns ein Rätsel“, unterstellen sie den opportunen Südtirolern*innen, die „die Revolution nicht unbedingt in die Wiege gelegt bekommen haben.“
Der in den vergangenen Wochen in Koalitionsangelegenheiten mehrfach ausgesprochene Teufelspakt haben Super Virgin Punks mit der Aussage „mir packtln mit`n tuifl“ in ihren Song gepackt und entgegnen kritisch zuprostend mit: „hände hoch, hände hoch, mir trinken enkre biarlan aus / miar ziachn enk die housn o.“
Ob der mit aller (und rechter) Kraft wiedergewählte Landeshauptmann zurück- oder gar mitsingt?Vor seiner politischen Karriere wollte Arno Kompatscher bekanntlich Sänger werden. Bekannt aus diesen jungen Jahren ist ein gecovertes Lied von dem einst bei italienischen Linken en-vogueen Giovanni Lindo Ferretti. Nach dem Band-Aus von Ferrettis Projekten CCCP, CSI und PGR mutierte der coole und provokante Prediger Ferretti zum verbitterten konservativen Denker und Einzelgänger, der seinen neuen politischen Weg Richtung weit rechts und bei Giorgia Meloni suchte. Und fand. Aber das ist eine andere Geschichte. Eine ebenfalls etwas verwirrende. Fedeli alla linea.