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"Wir überdenken unser Förderengagement"

Stiftung Sparkasse reagiert auf Kritik: "Wir hinterfragen unser zukünftiges Förderengagement für den Verein für Christliche Erziehung." Bis aufs Weitere kein Geld.

Hohe Wellen hat der salto.bz-Artikel von vor knapp zwei Wochen geschlagen. Berichtet wurde von der Vortragsreihe “Feminismus und Gender-Ideologie zerstören Ehe und Familie sowie unsere christliche Kultur”, organisiert vom Verein für christliche Erziehung und Schule, finanziell unterstützt von der Stiftung Sparkasse. Diese hat nun reagiert und die Förderungen für den Verein bis aufs Weitere gekappt.

Die Reaktionen

In Deutschland hatte unter anderem das in schwul-lesbischen Communitys bekannte und beliebte Magazin queer.de die “Empörung in Südtirol über eine geplante Vortragsreihe des ehemaligen CDU-Ministerpräsidenten Werner Münch über ‘Feminismus und Gender-Ideologie’” aufgegriffen. Aus der salto.bz-Community erreichte den Direktor der Stiftung Sparkasse Andreas Überbacher ein offener Brief. In diesem wurde zwar das Engagement der Stiftung, eine “Kultur der Vielfalt, der Meinungsfreiheit und des friedlichen Zusammenlebens der Menschen, Länder, Religionen und auch Geschlechter” fördern zu wollen gewürdigt. Dieses hatte Überbacher in einer ersten Stellungnahme auf das Erscheinen des salto.bz-Artikels beteuert. Gleichzeitig wurden aber auch Bedenken angemeldet: “Eine pluralistische, offene Gesellschaft zu wollen, muss nicht bedeuten, Intoleranz zu tolerieren.”

Auch in den sozialen Medien wurde heftig diskutiert: “Ist es gut, dass der zweitgrößte Kulturförderer im Land bei seinen Förderkritierien nicht nach Inhalten diskriminiert? Möglich. Darf man trotzdem den Kopf darüber schütteln, dass eine offen diskriminierende Vortragsreihe denselben Beitrag erhält wie z.B. die Frauenkulturvereine Bozen?” fragt sich etwa ein Facebook-User.

Wie eindringlich die von vielen Seiten laut gewordene Kritik an der Vergabe von Förderbeiträgen an den Verein für christliche Erziehung und Schule gewesen sein muss, zeigen nun die Konsequenzen, die die Stiftung Sparkasse in diesem Fall gezogen hat.

Die Reaktion auf die Reaktionen

In einem Schreiben gibt Direktor Überbacher bekannt, dass die Förderbeiträge für den Verein und seinen Vorsitzenden Hans Lunger – obwohl es sich jeweils um nur geringe Beträge von tausend Euro gehandelt habe – bis aufs Weitere auf Eis gelegt worden sind.

Sehr geehrte Frau Gasser,

Da in letzter Zeit etliche Beschwerden von Frauenorganisationen, Homosexuellenverbänden, Privatpersonen sowie Journalisten zur Vortragsreihe mit Prof. Dr. Werner Münch eingelangt sind, wurde der Verein für Christliche Erziehung mit heutigem Schreiben davon in Kenntnis gesetzt, dass bis zur Klärung des diesbezüglichen Sachverhalts unser zukünftiges Förderengagement hinterfragt werden muss.

Wie bereits in unserer E-Mail vom 6. März mitgeteilt, halten wir noch einmal fest, dass die Stiftung Südtiroler Sparkasse in der Regel keinen Einfluss auf die Inhalte der geförderten Projekte nimmt. Auch aus diesem Grund werden alle Förderprojekte transparent auf der Stiftungshomepage angebracht und sollen zu zahlreichen Rückmeldungen und Kritiken anregen.
 
Mit freundlichen Grüßen
 
DER DIREKTOR
Andreas Überbacher

Eine der Rückmeldungen sei von prominenter Stelle gekommen – angeblich hat sich nämlich auch der Beirat für Chancengleichheit eingeschaltet. Innerhalb der Stiftung gilt es nun also weiter abzuwägen, wie die Vergabe der Förderbeiträge in Zukunft gestaltet werden soll.

Wer sich selbst ein Bild von der laufenden Vortragsreihe – die übrigens nach wie vor auch im Tagblatt der Südtiroler beworben und angekündigt wird – machen will, hat noch heute Abend und morgen dazu die Gelegenheit. Dann wird es wohl für einige Zeit keine solche Veranstaltungen des Vereins für christliche Erziehung und Schule mehr geben. Zumindest keine, die von der Stiftung Sparkasse gefördert werden.