Kultur | Architektuwettbewerb

Ein künstlerisches Idyll

Zwei Klöster, fünf Pyramiden und Enten, sehr viele Enten.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
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Foto: Alexander Koester

In Zusammenarbeit mit der Architekturstiftung Südtirol / in collaborazione con la Fondazione Architettura Alto Adige.

Text: Thomas Huck

 

Die Künstlerstadt Klausen erfindet sich neu. Nichts mehr mit „Chiusa per Ferie“. Es öffnet sich, zumindest gäbe es zurzeit mehrere Möglichkeiten sich zu öffnen.

Zwei Vorhaben, die ganz unterschiedlich verfolgt und wahrgenommen werden. Während unten im Tal der Platz im Kloster nicht ausreicht, steht es oben auf dem Berg zurzeit leer.

So wird das ehemalige Kapuzinerkloster seit langem als Museum genutzt und soll als solches demnächst mit dem Tinne Museum und dessen Sammlung an Enten Gemälden erweitert werden. Beim Kloster Säben jedoch, wird versucht dessen Klosterfunktion bis zum Schluss konsequent zu erhalten. Beides erfährt Widerstand und Zustimmung, wenn auch aus verschiedenen Richtungen und Gründen.

 

 

Es mag ein Zufall sein oder gekonnten Inszenierung, dass beide Zukunftsvisionen fast zeitgleich der breiten Öffentlichkeit bekannt wurden. Auf der einen Seite das Museumsprojekt, welches, fast schon vorbildhaft nach erfolgreichen Kampf der Ideen in einem Architekturwettbewerb, durch eine Pressekonferenz den Sieger samt allen unterlegenen Ideen präsentierte. Und dann, die ein paar Tage zuvor durch Zeitungen aufgebrachte und noch andauernde Diskussion über die zukünftige Nutzung des Kloster Säbens, wo es in der Problematik viel um fehlende Miteinbeziehung und den nicht bekannten unterlegenen Ideen geht. Da stellt sich doch schnell die Frage, wie konnten zwei so ähnliche und für eine kleine Stadt wie Klausen so wichtige Gebäude bisher in keinster Weise zusammen gedacht werden. Das soll nicht heißen, dass der Platzbedarf im Tal durch das leerstehende Säben gelöst wäre, auch wenn im ersten Moment eine moderne Künstlerkolonie in den alten Gemäuern durchaus reizvoll klingt. Beide Probleme oder Möglichkeiten könnten in einer gemeinsamen Vision für Klausen münden. Kirche und Stadt als gemeinsame Initiatoren der Stadtentwickler wie eh und je.

 

Die für das TINNE junges museum klausen namens-gebende Wortsilbe „Tinne“ stammt vom entlang der Klostermauer fließenden Tinnebach. Dieser im Regelfall harmlos plätschernde kleine Bach zählt zu Südtirols gefährlichsten Wildbächen. Er ist mit dem Standort des TINNE junges museum klausen fest verbunden, seine Wildheit und sein Ungestüm sind Synonym für junge und jugendliche Jahr [...]

 

Aber zurück zum Wettbewerb, oder besser gesagt zum interdisziplinärer Planungswettbewerb. Denn um dem Gedanken der ehemaligen Künstlerkolonie in Klausen gerecht zu werden, suche man nicht architektonische Einzelgänger, sondern künstlerische Kollektive, die sich gemeinsam dieser Aufgabe stellen und Klausen gestalten wie einst. Immerhin ist einer der Hauptgründe für das neue Museum das Schenkungsangebot mehrere Gemälde von Alexander Koester - ein ehemaliger Bewohner der Künstlerkolonie – unter der Bedingung für diese eine adäquate Bleibe zu schaffen. Und somit wollte man das Miteinander ins Zentrum rücken und nicht das sonst üblich Gegeneinander eines Wettbewerbs. Um so erstaunlicher sind die Ergebnisse, die zwar alle von architektonischer Qualität geprägt sind, jedoch in Anbetracht der Tatsache, dass die Architektur nur eine Disziplin im weiten Spektrum der Kollektive war -zwischen bildenden Künstler, Grafiker, Designer, Malern, Lehrenderden, usw.- doch recht architektonische, um nicht zu sagen, bauliche Projekte anstelle von Ideen sind. Auch wenn man es hie und da mit kleinen Gimmicks versuchte, sind es bis auf ein schwebendes Dach, einem Versuch tatsächlich eine Ente nach Venturi zu bauen und einem bunten Tinne-Kit-Set fast schon klassische, zeitgenössische Museumsbauten.

Das sieht man auch am lt. Wettbewerb zusätzlich zum Architekturmodell geforderten „Konzeptmodell“. Nur Fünf von Zwölf scheinen ein solches  wirklich darzustellen und sind ev. einer anderen Disziplin als der Architektur im Team zuzuordnen. In den anderen Fällen handelt es sich "leider“ um konstruktive Modell oder um das gleiche Model wie gefordert, nur in einem anderen Maßstab nochmals. Dies kann man sicher als vertanen Chance der Teilnehmer sehen und spricht unter anderem für den Sieger und somit für die Jury. Es scheint fast, so wie es Kirche und Stadtverwaltung nicht schafften eine größere gemeinsame Vision für die Stadt zu entwickeln, sondern sich auf ihre Kernaufgabe konzentrierten, ist es auch den Kollektiven untereinander ergangen.

TINTL TANTL WELCHES ANTL

Auch deren Kollegialität scheint sehr unterschiedlich zu sein. Bis auf zwei bereits bestehende Kollektive haben nur zwei weitere, der neu formierten, alle mit in den Namen des Kollektivs geholt und sind so ohne Partner (&) und Hierarchie ausgekommen.

Und trotzdem, wohl einer der spannendsten Wettbewerbe in Südtiroler seit Jahren, der zumindest bei den Bewerbern schon mal vorab internationales Interesse erzeuge. Schön, dass Südtiroler solche Wettbewerbe kann, möge es mehr davon geben. Nicht 1:1, sondern vom Mut, der Offenheit und der Herangehensweise her!

Über die Qualität der Einreichungen möchte ich jeden einladen selbst zu urteilen und die, in Südtiroler viel zu seltene, frei zugängliche Aufarbeitung der Wettbewerbsergebnisse hervorheben, welche über eine Ausstellung, mit meist viel zu kurzem Zeitfenster, hinausgeht.