Chronik | Soziales

Zusatzrente gegen Altersarmut?

Wer wenig verdient, ist wohl kaum in der Lage, die notwendigen Beträge für den Rentenfonds aufzubringen.
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  • Seit Jahren weisen wir auf die Probleme des italienischen Rentenwesens hin. Um das Rentensystem gerechter und nachhaltiger zu gestalten, sind Reformen dringend notwendig.

    Die Politik verspricht seit Langem, eine Diskussion über das Rentensystem zu eröffnen, ohne jedoch eine klare politische Vision zu präsentieren. Stattdessen wird Jahr für Jahr um den heißen Brei geredet, oft geprägt von populistischen Parolen.

    Viele Mindestrentnerinnen und -rentner hoffen auf die 1.000 Euro, während Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vergeblich auf die 41 Jahre warten, um in Pension gehen zu können. Eine effektive Rentenreform muss solidarisch sein und auf die strukturellen Veränderungen am Arbeitsmarkt reagieren, denn die Prekarisierung der Arbeit und die Flexibilisierung der Beschäftigungsverhältnisse haben zugenommen.

    Dies führt zu niedrigeren Löhnen und weniger sozialen Rechten. Im Gegensatz dazu waren die bisherigen Maßnahmen bei den Renten vor allem darauf ausgerichtet, den gesetzlichen Ausstieg aus dem Erwerbsleben zu erschweren und ökonomisch unrentabel zu machen, während bei den bereits bestehenden kräftig gekürzt wurde.

    Hinzu kommt der demografische Wandel.

    Es gibt immer mehr Ältere im Verhältnis zu den Jüngeren, was das umlagefinanzierte Rentensystem unter Druck setzt.

    Die Kombination aus sinkender Geburtenrate und steigender Lebenserwartung führt dazu, dass immer weniger Menschen im erwerbsfähigen Alter für immer mehr Rentnerinnen und Rentner aufkommen müssen.

    Das staatliche Rentensystem funktioniert jedoch nur dann gut, wenn es ein wirtschaftliches und demografisches Wachstum gibt.

    Italien hat daher bereits 1995 ein beitragsorientiertes System eingeführt, bei dem die Höhe der Rente von den eingezahlten Beträgen abhängt.

    Dies mag dazu beitragen, das Rentensystem in der Zukunft zu stabilisieren, aber ob es gerecht ist, bleibt fraglich. Denn auf diese Weise wurde die Höhe der staatlichen Rente zum Teil drastisch reduziert.

    Das Verhältnis zwischen dem letzten Gehalt und der ersten Rentenzahlung hat sich verschlechtert, was vor allem für jüngere Menschen, die im beitragsorientierten System versichert sind, zu einer ungünstigen Situation führt.

    Überdies stellt die Beitragshinterziehung nach wie vor ein ernstes Problem dar.

    Das INPS hätte zwar 140 Milliarden Euro an hinterzogenen Sozialversicherungsbeiträgen einzutreiben, was dringend benötigt würde, aber es ist zu befürchten, dass dies ein frommer Wunsch bleibt.

    Auch die Stagnation der italienischen Wirtschaft wirkt sich negativ auf die Löhne und Gehälter sowie auf den Lebensstandard aus. Dies hat zu einem Rückgang der realen Durchschnittslöhne und zu einem Anstieg der absolut armen Familien geführt.

    Die Höhe der Pension ist allerdings direkt abhängig von den Beiträgen, die aufgrund des Lohns gezahlt wurden. Niedrige Löhne haben nicht nur Auswirkungen auf den Lebensstandard während des Erwerbslebens, sondern auch auf den Lebensabend.

    Vor diesem Hintergrund wird die Teilnahme an ergänzenden Formen der Altersvorsorge, wie z.B. tarifvertraglichen Pensionsfonds, für Arbeitnehmer immer wichtiger, um den Lebensstandard im Alter zu sichern.

    Diese Fonds sind vorteilhaft, da der Arbeitgeber verpflichtet ist, Beiträge zu leisten, wodurch sich das angesparte Kapital erhöht. Ebenso werden diese Fonds auf demokratische Weise verwaltet, was es ihnen ermöglicht, die Verwaltungskosten niedrig zu halten.

    Auch die steuerlichen Vorteile von Pensionsfonds sind von Bedeutung, da Einzahlungen bis zu einer bestimmten Höhe steuerlich absetzbar sind.

    Trotz dieser Vorteile beteiligen sich nicht alle Arbeitnehmer an der zusätzlichen Altersvorsorge, was häufig auf einen Mangel an Informationen oder auf Misstrauen gegenüber dem Finanzsystem zurückzuführen ist.

    Es ist eine wichtige Aufgabe der Gewerkschaften, das Bewusstsein für die Altersvorsorge zu schärfen.

    Insbesondere junge Menschen und Frauen müssen gewonnen werden. Um die Partizipation zu fördern, sind sowohl gewerkschaftliche als auch gesetzliche Maßnahmen erforderlich. Ansonsten sollten Investitionen der Pensionsfonds in eine gesunde und nachhaltige Realwirtschaft gefördert werden.

    In der Theorie ist dies der richtige Weg. Leider sieht die Realität jedoch etwas komplizierter aus.

    Die Vorteile nehmen mit steigendem Einkommen zu, da sie das zu versteuernde Einkommen verringern. Bei niedrigen Einkommen sind sie gleich null.

    Die Zusatzpensionen waren ohne Zweifel ein richtiger Ansatz bei der Umsetzung der Rentenreform durch Dini. Damals waren die Arbeitsverhältnisse in der Regel unbefristet, und für den Rest galten strenge Regelungen.

    Erst nach und nach wurden viele neue Arbeitsformen eingeführt, meist zulasten der Arbeitnehmer, mit dem klaren Ziel, die Arbeitskosten zu senken. Wer wenig verdient, ist normalerweise wohl kaum in der Lage, die notwendigen Beträge für eine angemessene Zusatzrente aufzubringen.

    Zudem haben nicht alle Beschäftigten eine Abfertigung, die sie in den Fonds einzahlen könnten. Ganz zu schweigen von der Schwarzarbeit, die in Italien regional unterschiedlich ausgeprägt ist.

    Gerade diese Menschen, die es nötig hätten, sich eine zusätzliche Rente anzusparen, sind oft ausgeschlossen.

    Ich bin überzeugt, dass wir auch dieses Thema so schnell wie möglich angehen müssen, damit die Zusatzrentenfonds für all jene Antworten geben können, die dies wünschen.

    Der beste Weg wäre eine Reform der Gesetze auf dem Arbeitsmarkt mit dem Ziel, stabile Arbeitsplätze zu schaffen.

    Der Weg dorthin ist aber steinig.

    Daher darf auch die Reform der staatlichen Rente, insbesondere für junge Menschen, das Thema der Zusatzrenten keinesfalls ausklammern. Beide Aspekte müssen gemeinsam angegangen werden.



    Alfred Ebner