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Grünes No Go!

Die Zusammenarbeit mit der Lega nimmt immer konkreter Gestalt an. Es wird keine Koalition, sondern einen Regierungsvertrag geben. Die erste Entscheidung fällt am Montag.
SVP-Parteizentrale
Foto: Salto.bz
„Die Stimmung war sehr gut“, sagt ein Mitglied der neuen SVP-Landtagsfraktion. Am Montagnachmittag haben sich die 15 SVP-Landtagsabgeordneten getroffen, um erstmals im größeren Kreis über die Koalitionsverhandlungen zu debattieren. 
SVP-Obmann Philipp Achammer und Landeshauptmann Arno Kompatscher informierten dabei die Mandatare aus erster Hand über den Stand der Gespräche.
Es gibt keinen Wunschpartner“, fasst Philipp Achammer nach der Sitzung seine Sicht der Dinge zusammen, „alle Optionen stehen noch offen.“ Der SVP-Obmann zu salto.bz:Sicher ist nur, dass wir innerhalb der Partei einen Kompromiss finden müssen“.
 

Das Totschlag-Argument

 
Was Achammer nicht sagt: Sehr schwer wird das am Ende nicht werden. Obwohl unterm Edelweiß seit Wochen Bauchweh zur Schau getragen wird, geht die Fahrt eindeutig in eine Richtung. „Ich würden sagen zwischen 60 und 65 Prozent sind für die Lega“, sagt ein altgedienter Mandatar. Dabei dürften bei den wenigsten weltanschauliche Gesichtspunkte ausschlaggebend sein. 
 
Sondern innerhalb der SVP wird für diese Variante ein Argument ins Feld geführt, das nur schwer widerlegbar ist. „Ob es uns gefällt oder nicht, aber die Lega vertritt den größten Teil der Italiener in Südtirol“, heißt es auf der Aussprache am Montag. Auch wenn sich die SVP jahrelang nicht an dieses demokratische Diktum gehalten hat, ist es jetzt eine Art Totschlag-Argument.
 

Gegen Dello Sbarba

 
Dazu kommt innerhalb der SVP ein breiter und fast schon fanatischer Widerstand gegen die Grünen. Die mächtige Bauernlobby sieht allein beim Gedanken an Foppa & Co schon rot. Auch die SVP-Wirtschaft kann sich mit dieser Option kaum anfreunden.
Zielscheibe der Kritik ist dabei aber vor allem jener Mann, der in dieser Variante für die Grünen in die Landesregierung ziehen würde: Riccardo Dello Sbarba.
Der hat beim SEL-Skandal alle angezeigt“, haben sich in den letzten zwei Wochen gut ein halbes Dutzend SVP-Exponenten salto.bz gegenüber ereifert. „und jetzt sollen wir ihn in die Landesregierung holen?“. Diese These wiederholt man gebetsmühlenartig, obwohl sie nachweislich nicht stimmt. Die Grünen haben nur eine Anzeige in Sachen SEL gemacht, als die Landesenergiegesellschaft die Verträge mit der ENEL und der EDISON nicht herausgeben wollte. Ein Verfahren zur Wahrung der demokratischen Kontrollrechte, das die Grünen in allen Instanzen gewonnen haben.
 
Inzwischen werden die Bandagen aber noch härter. „Einen aus der Toskana?“, heißt es innerhalb der SVP. Auch wird hinter vorgehaltener Hand ins Feld geführt, dass Riccardo Dello Sbarba ein „investigativer Journalist war und immer noch ist“.
Was damit gemeint ist: So einer habe in der Landesregierung nichts zu suchen.
 

Der PD

 
Offiziell ebenfalls noch im Rennen ist der Südtiroler PD.
Seit langem kämpft eine Gruppe innerhalb der SVP aber offen und verdeckt gegen die Linksdemokraten. Man macht den langjährigen Koalitionspartner jetzt für die Wahlniederlage der SVP verantwortlich.
Ich würden sagen zwischen 60 und 65 Prozent sind für die Lega
Die Anti-PD-Fraktion will damit auch die Macht von Landeshauptmann Arno Kompatscher eingrenzen. Zudem nutzt man die Gelegenheit um alte Rechnungen mit dem langjährigen Strippenzieher in Rom und amtierenden SVP-Vizeobmann Karl Zeller zu begleichen. Der Meraner Altsenator wird von manchem unterm Edelweiß immer noch als Agent des PD gesehen. Zeller weiß das und er hält sich öffentlich, aber auch innerhalb der Parteigremien nobel zurück. Bisher.
 

Ein Vertrag

 
Die Mehrheit in Richtung Lega ist klar. „Aber Begeisterung sieht anders aus“, umschreibt es einer, der die Liaison mit der Salvini-Partei durchaus befürwortet.
Deshalb ist nach den Gesprächen auch eines klar: Es wird keine Koalition mit der Lega geben.
Auch eine ethnische Vertretung ist ausgeschlossen. Innerhalb der SVP will man auf eine Art territorialen Regierungsvertrag setzen. In der Abmachung soll sich die Lega auf drei Grundbekenntnissen zu Autonomie, Europa und das friedliche Zusammenleben festlegen. Dann sollen eine Reihe von konkreten Punkten fixiert werden, die die neue Landesregierung umsetzen wird.
In der Brennerstraße hofft man, dass in der konkreten Alltagspolitik die gefährlichsten ideologischen Brandsätze der Lega am schnellsten zum Erlöschen kommen.
 

Der Fahrplan

 


Auch der politische Fahrplan steht. Diese Woche soll es noch einige informelle Gespräche geben. Am kommenden Montag wird der SVP-Parteiausschuss dann offiziell entscheiden.
 
Aber nicht wer in die Regierung soll, sondern mit welcher Partei oder mit welchen Parteien die SVP konkrete Regierungsverhandlungen aufnehmen wird. Gleichzeitig wird der Parteiausschuss die offizielle Verhandlungsdelegation ernennen. Diese Delegation soll dann mit der Lega einen möglichen Regierungsvertrag aushandeln, der dann wiederum vom Parteiausschuss abgesegnet werden soll.
Kommt man zum Schluss, dass es mit der Lega nicht geht, will man auf die Option PD-Grüne zurückgreifen. „So hält man sich eine ganze Weile noch alle Türen offen“, sagt ein Mitglied der Parteileitung.
Man weiß ja nie, was in Rom noch alles passieren kann.