Weihnachten mit mexikanischem Promi
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Das Fest der Traditionen, des Essens und der Dekoration ist nun fast da. Zum Letzteren zählt wohl auch ein gewisser roter Pflanzenfreund, der zu dieser Jahreszeit in den meisten Haushalten zu finden ist: der Weihnachtsstern. Oder wie ich ihn nenne: der Weihnachts-Promi unter den Zimmerpflanzen.
Er ist, wie die richtig coole, kinderlose Tante, die bei jeder noch so spießigen Familienfeier, mit ihren lustigen Geschichten über den letzten Hawaii-Aufenthalt, etwas weihnachtlichen Glanz in die karge und eintönige„Gesprächshütte“ einziehen lässt. Der Weihnachtsstern zählt zu den Wolfsmilchgewächsen. Somit ist er der Cousin des Rizinus (Wunderbaum). Der botanische Name euphorbia pulcherrima kommt aus dem Latein und bedeutet „die Schönste“. Schön ist die Pflanze in jedem Fall, aber leider auch giftig. Der milchige Pflanzensaft ist für Tiere, aber auch Menschen, und vor allem Kinder, schädlich.
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Klugscheisserwissen
Was viele nicht wissen ist, dass die auffallend (meist) roten Blätter der Pflanze nicht die Blüte darstellen. Man nennt sie Hochblätter. Die Blüte selbst ist um ein Vielfaches kleiner und gelblich. Warum aber macht sich der Weihnachtsstern diese Mühe mit den roten Hochblättern? Nun ja, in der Natur passiert nichts umsonst. Dafür ist das Einfärben der Blätter viel zu aufwändig und kostet der Pflanze enorme Kraft. Es muss also einen wirklich triftigen Grund dafür geben. Schauen wir uns mal die Herkunft das Weihnachtssterns an.
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Zur Autorin
Tamara Seyr ist FNL Kräuterexpertin und Heilpraktikerin. Sie beschäftigt sich oft und auch lange (und oft auch ganz, ganz lange) mit den Kräutern und allem was dazu gehört. Das sind nicht nur die botanischen Namen, die Familienzugehörigkeit und die Inhaltsstoffe, sondern auch die Signaturenlehre.
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Herkunft
Bevor er als verweichlichte und empfindliche Pflanze bei uns im Topf gelandet ist, war er ein wilder und starker Mexikaner. In seinem Ursprungsgebiet Mittelamerika lebt er draußen in der Natur und zeigt sich als ein mehrere Meter hoher Strauch. Auch hier finden wir natürlich die leuchtend roten Hochblätter und dies hat folgenden Grund: Da die „richtige“ Blüte recht klein und unscheinbar wirkt, wird sie von den allermeisten Insekten übersehen. Schlecht für die Pflanze, da so ihr Fortbestehen gefährdet ist. Die großen, farbigen Blätter sind daher ein wohl überlegtes Lockmittel, vergleichbar mit dem auffälligen Make-Up einer Frau. Der rote Lippenstift zieht Bestäuber an und sichert das Nachkommen neuer Pflanzen.
Die Hauptblütezeit ist November bis Februar, was perfekt in unsere Weihnachtszeit passt. Ist die Blütezeit zu Ende, fallen auch die bunten Hochblätter ab, da die Blüten im besten Falle schon bestäubt sind und keine Insekten mehr anlocken müssen. Trifft dies ein, muss man dann den armen Weihnachtsstern allerdings nicht gleich entsorgen. Das restliche Jahr kann er zu den anderen Zimmerpflanzen gestellt werden, von ihnen etwas Südtirolerisch lernen und dort glücklich vor sich hin wachsen. Das ist nicht nur nachhaltig, sondern auch äußerst schonend fürs Portemonnaie. Während wir bei den meisten Pflanzen von der Überwinterung sprechen, trifft beim Weihnachtsstern der Ausdruck „Übersommerung“ zu.
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Damit er zu Weihnachten blüht
Vor Weihnachten wünscht sich unser Promi dann allerdings eine besondere Behandlung, damit er pünktlich zu den Festtagen wieder das auffallend rote Make-Up tragen kann. Ab etwa Mitte Oktober möchte er täglich mindestens 12 Stunden ununterbrochen in völliger Dunkelheit verbringen. Die komplette Finsternis gilt als offensichtliches Zeichen, dass erneut eine Blütezeit für ihn ansteht, womit der Weihnachtsstern, wie auch zum Beispiel die Chrysantheme, in die Kategorie der Kurztagspflanzen fällt.
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Für Ungeduldige
Name: Weihnachtsstern, giftig
Botanischer Name: Erphorbia pulcherrima
Rote Blätter sind Hochblätter, keine Blüten
Blütezeit: November bis Februar
Kurztagspflanze
kann/sollte „übersommert“ werden
Mit diesem Wissen kannst auch du dieses Weihnachten eine extra Portion Plätzchen abgreifen. Das neueste Familienmitglied, der mexikanische Pflanzen-Promi, steht dir mit Sicherheit zur Seite.