Olang im Schilderstreich
Mittlerweile ist sind die meisten Gäste abgereist, saisonsbedingt. Und auch das Schild, das Umstrittene, wurde wieder abgebaut. Genehmingungsbedingt. Genaues Timing nennt man das, oder Kommunikationsschwierigkeiten.
„Die Schützen, die das Schild aufgestellt haben, die hatten die Genehmigung der Gemeinde von Anfang Dezember bis Anfang Januar“, erklärt Matthias Santer vom Tourismusverein Olang. Polemisieren wollte man nicht, so der Touristiker, aber Standort und Zeitpunkt um auf einen Mißstand hinzuweisen seien „nicht gerade glücklich“ gewesen.
Aktion Heimat
In großen Letter war Anfang Dezember kurz vor der Dorfeinfahrt nach Mitterolang zu lesen: „STOPP AUSVERKAUF DER HEIMAT. - SVENDITA DELLA NOSTRA HEIMAT NO GRAZIE.“ Aufgebaut in einer Nachtaktion von rührigen Olangern, die den Zweitwohnungsbesitz in ihrer Gemeinde an den Pranger stellen wollten. Unterstützt vom Bürgermeister, erduldet von manchen Hoteliers. "Alle Zweitwohnungen und deren Besitzer gehören kontrolliert", sagt ein lieber anonym Bleibender. "Was da für Schindluder betrieben wird ist doch nicht mehr normal. Auf die Erstwohnung werden Fördergelder kassiert und dann wohnen andere darin." Der Bauspekulation sei ein für allemal ein Riegel vorzuschieben, "kurzsichtige Gewinnsucht und Gewinnmaximierung sind die Triebfedern für diese unter vielerlei Gesichtspunkten einschneidende Entwicklung", schreibt auch der Südtiroler Schützenbund. "Durch diesen Verlust an Heimat werden die betroffenen Ortschaften nicht nur ausverkauft, sondern auch in ihrer ursprünglichen sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Struktur einschneidend verändert."
Falsche Zielgruppe
Schilder können helfen, meinen die Schützen. Santer sieht das anders. „Wir als Tourismusgemeinde sehen den Zweitwohnungstourismus natürlich auch sehr skeptisch. Und sprechen uns dagegen aus“, erklärt er und sagt was an dieser Stelle kommen muss: "Jede Zweitwohnung ist ein verlorenes Gästebett.“
252 Zweitwohungsgesitzer waren in Olang bis zum Herbst 2013 gemeldet. Bei 3.000 Einwohnern etwa 8 Prozent der Bevölkerung. Zu viele sind das, ist sich er Touristiker sicher, doch unterstreichen möchte er auch: „Die Art der Publikation, also wie und wo das Schild angebracht wurde, das hat uns schon gestört. Der Hinweis ist ja nicht für den Gast gedacht, sondern für die Einheimischen, die ihre Wohnungen teuer verkaufen.“ Mit der Plakataktion der Schützen habe man eine falsche Zielgruppe angesprochen, „ja, es gab schon Hoteliers und Gastbetriebsbesitzer, die sich über das Schild beschwert haben.“ Genau zur Weihnachtszeit, Hochsaison, „da fanden wir die Art der Kommunikation etwas unsinnig und haben die Schützen auch gebeten, sie mögen zumindest den italienischen Text abbringen.“
Willkommene Gäste, ratlose BürgerInnen
Das wurde prompt erledigt, „Wir haben das Gespräch gesucht und ich möchte den Schützen auch nicht unterstellen, dass sie sich gegen den zahlenden Gast richten“, deshalb habe man als Tourismusgemeinde gute Miene zum zweideutigen Spiel gemacht. „Lieber sehen wir natürlich ein schönes Willkommensschild für die Gäste, die nach Olang kommen, aber leider haben wir da als Tourismusverein kein Mitspracherecht", bedauert Santer.
Jetzt wo das Schild nicht mehr steht, möchte man einmal mehr politische Zurückhaltung üben. Keine Wespennester treffen. Tourismus und Politik nicht vermischen, letztere aber doch zum Handeln auffordern. Irgendwie. Und irgendwie ist man in Olang ja auch einer Meinung, wenn man sie doch unterschiedlich ausdrücken möchte. Aufstehen will trotzdem niemand. Schilder sind uns lieber, in Südtirol.