Gesellschaft | Pestizide

Nun auch "pestizidfreier Vinschgau"?

Mals erhält Unterstützung: Im übrigen Vinschgau mobilisieren nun ebenfalls Gegner der Pestizide. Viele Fronten, die Landesrat Schuler bei sich daheim zu beruhigen hat.

Seit Tagen wird in Südtirol über das Malser Referendum für ein grundsätzliches Pestizidverbot diskutiert und gestritten. Aber nicht nur in Mals, sondern auch im restlichen Vinschgau werden nun Stimmen laut, die einen verstärkten Schutz der Bevölkerung vor den meist giftigen Pflanzenschutzmitteln fordern.

Wie von  Salto bereits berichtet, führte im Frühjahr diesen Jahres die Umweltschutzgruppe Vinschgau (UWV)  eine unabhängige Untersuchung zu Pestizidrückständen in sensiblen Zonen wie Sportanlagen und Kinderspielplätzen, aber auch in Biotopen und  an Fahrradwegen  in verschiedenen Vinschger Gemeinden durch. Laut den  Analyseergebnissen dieser Untersuchung ließen sich dabei Spuren von giftigen Stoffen an ganz bestimmten Stellen nachweisen, die nur von Verwehungen während des Aussprühens der Stoffe auf Apfelbäumen  stammen können.

Kritik an der Vorgehensweise der Umweltschutzgruppe kommt nun von Seiten der Bezirksgemeinschaft Vinschgau und den verantwortlichen Bürgermeistern in einer schriftlichen Mitteilung. Bemängelt wird dabei unter anderem die fehlende Kommunikationsbereitschaft der UWV mit den verantwortlichen Amtsträgern und die mangelnde Transparenz der Untersuchung selbst. So fehlten beispielsweise präzise Angaben zur Höhe der Wirkstoffe, als auch über genaue Standorte der Probeentnahmen. Auch seien die entnommenen Proben nicht den verantwortlichen Stellen zugeschickt worden, damit diese weitere  Analysen durchführen hätten können. Allerdings stellte die Bezirksgemeinschaft eine verstärkte Zusammenarbeit in Aussicht: „Die Bürgermeister gehen davon aus, dass auch die Umweltschutzgruppe an einer lösungsorientierten Vorgehensweise interessiert ist und laden die diese zur einen konstruktiven Zusammenarbeit ein.“

Laut Vorstandsmitglied der Umweltschutzgruppe Vinschgau, Rudolf Maurer, habe man bislang aber gar keine Mitteilung von Seiten der Gemeinden oder des Bezirkes erhalten. Auch verstehe man die Kritik an der fehlenden Kommunikationsbereitschaft im Vorfeld der Probeentnahme nicht. „Wir haben bereits 2013 eine ähnliche Anfrage an die Gemeinde und Bürgermeister verschickt und nachgefragt welche Untersuchung von Seiten  dieser zum Thema Pestizide zu erwarten sei.“ Obwohl  die EU-Umweltinformationsrichtlinie die Behörden dazu verpflichtet, innerhalb von 30 Tagen auf eine solche Nachfrage zu reagieren, erhielt die UMV keine Stellungnahme. Erst durch die Unterstützung  der Volksanwältin bekam man eine verspätete Antwort „Sich nun im Nachhinein über mangelnde Kommunikationsbereitschaft zu beschweren ist lächerlich,“ sagt Maurer. Die Proben seien mittlerweile auch Landesrat Arnold Schuler auf Anfrage zugeschickt worden. Das Land soll die Untersuchungsproben nun gegenprüfen. „Hätten uns die Gemeinde und der Bezirk darum gebeten, hätte man auch ihnen die Stichproben samt den gemessenen Werten zukommen lassen,“ so der Sprecher der Umweltgruppe.

Über das Angebot zur kooperativen Zusammenarbeit sei die Umweltschutzgruppe zwar erfreut, für diese benötige es allerdings zunächst eine formelle Einladung: “Diese haben wir wie schon gesagt, bisher nicht erhalten. Wir begrüßen aber den Vorschlag.“ Vielleicht gelingt salto.bz hier der Brückenschlag, beide Seiten zu verbinden?  Was sicher ist: das Thema Pestizideinsatz dürfte Landesrat Schuler noch länger beschäftigen