Die Rhizom-Vision
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Stand bisher der Begriff Rizzolli wie wenige andere vor allem für die Stadt Bozen, so wird es ab kommender Woche der Begriff Rhizom sein. Die Macherinnen und Macher der Bolzano Art Weeks (BAW) sehen sich nämlich als ein solches unterirdisches, meist waagrecht verlaufendes Sprossengewächs, das besonders gut im Speichern von Stärke ist. Ob sich diese Metapher bewahrheitet, wird sich ab kommender Woche zeigen.
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„Die Herausforderungen für diese vierte Ausgabe sind mehr oder weniger dieselben geblieben“, meint Nina Stricker, die seit Beginn als Strippenzieherin der BAW im Hintergrund die Fäden zieht und Einfluss auf Entscheidungen und Abläufe nimmt. „Was sich in diesem Jahr herauskristallisiert hat“ , sagt sie, „ist die Frage nach dem Warum – also unsere Mission als Vision.“ Kunst und Kultur sollen nämlich während der BAW-Tage zu einem ganzheitlichen Wohlbefinden beitragen, die Veranstaltung verstehe sich als kollektives Ereignis, in welchem sich „Quantität in Pluralität und Diversität widerspiegeln“, ganz im Sinne des sozialen Gedankens: Alle für Alle.
Das klingt fürsorglich, und Stricker, selbst Mutter, übernimmt diese Rolle gerne auch im Rahmen der BAW. Viele „Kinder“ versammeln sich auch dieses Jahr unter dem BAW-Zelt, netzwerken, wollen gehört und vor allem gesehen werden. Das ist nicht immer einfach.Vom 27. September bis zum 6. Oktober gibt es an 10 Tagen über 40 Ausstellungen und mehr als 80 Veranstaltungen mit insgesamt 120 Kunstprojekten an über 50 Locations. Diese Vielfalt wird durch die 150 Partner dieses „pluralistischen Festivals“ ermöglicht. Das unterirdische Rhizom BAW wuchert dabei wie ein verzweigtes System, das nicht immer auf den ersten Blick durchschaubar ist, sich aber wie ein modernes U-Bahn-Netz unter der Landeshauptstadt ausbreitet und an unterschiedlichsten Stellen nach oben drängt.
Beim heute vorgestellten Programm im Garten der Stiftung Südtiroler Sparkasse ging es um das Konzept des Wohlbefindens. Wer möchte das nicht erreichen? Das BAW-Motto 2024 lautet WELLbeing WELfare WELcome (also auf Boznerisch: Wohlbefinden, Wohlfahrt und Willkommen). Die dazugehörige Frage lautet: Wie kann Kunst zu diesen Themen beitragen?
„Insofern haben wir uns nicht reduziert, sondern eigentlich noch mehr geöffnet.“
Die BAW erstreckt sich auch heuer über das gesamte Stadtgebiet von Bozen, doch es gibt auch Ausflüge jenseits der Stadtgrenzen, etwa nach Stilfs oder in die Basis nach Schlanders. Bespielt werden wie immer alltägliche Orte: Bars, Hotels, Kinos und Geschäfte, aber auch Kirchen, Jugendzentren, Krankenhäuser, Schulen, Plätze und Grünflächen, ein Bunker, sowie die Ufer der Flüsse Talfer und Eisack.
Apropos Ufer: Im vergangenen Jahr hatte man den Eindruck, die BAW wäre in ihrer Dimension etwas ausgeufert. Die BAW-Mutter Nina Stricker entgegnet diesem Eindruck: „Was wir dieses Jahr als Strategie verfolgt haben, ist weniger Push und mehr Pull. Wir wollten noch mehr eine offene Plattform sein, die einfach da ist. Da gibt es natürlich jene, die während der BAW-Zeit wichtige Events planen, und andere, die vielleicht nächstes Jahr etwas anbieten werden. Wir bieten Koordinationsarbeit für Inhalte an und sind somit ein Programmbehälter für viele. Insofern haben wir uns nicht reduziert, sondern eigentlich noch mehr geöffnet.“Info und Orte