„Nicht die feine englische Art“
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SALTO: Herr Sandrin, an diesem Freitag sollten die Neuwahlen im Südtiroler Tennis-Landesverband über die Bühne gehen. Im Vorfeld hat der amtierende Präsident Richard Weissensteiner jetzt aber einen Brief an alle Vereine geschickt, in dem er Sie und den FIT-Präsidenten Angelo Binaghi beschuldigt, eine Verschwörung gegen Ihn zu inszenieren?
Roland Sandrin: Es gibt absolut keine Verschwörung. Der Herr Weissensteiner kann sich natürlich der Wahl stellen. Das hat ihm niemand verboten. Das Einzige, was wirklich passiert ist: Bei einer Sitzung in Bologna am Rande des Davis Cup hat Angelo Binaghi gesagt, dass man versuchen soll, als Landeskommitee-Präsidenten Funktionäre zu suchen, die jung sind, die Englisch sprechen und mit dem Computer umgehen können. Bei der Sitzung war auch das Mitglied des Südtiroler Landeskomitees Davide Carrara dabei.
Richard Weissensteiner ist anscheinend der Meinung, dass er mit diesem Satz gemeint war?
Richard Weissensteiner hat ein ganzes anderes Problem. Vor einiger Zeit hat der italienische Tennisverband FIT eine Statutenänderung beschlossen. Wer drei Mandate als Präsident eines Landeskomitees im Amt war, kann sich zur Wiederwahl stellen. Bei der Wahl müssen dann aber zwei Drittel der Mitglieder abstimmen und der Kandidat muss mindestens 55 Prozent der abgegebenen Stimmen erhalten. Das aber ist – vor allem dann wenn es einen oder gar mehrere Gegenkandidaten gibt – nicht so einfach. Das ist eigentlich alles. Aber, dass ich oder jemand anders ihm nahegelegt hätten, er soll nicht mehr kandidieren, stimmt überhaupt nicht.
Weissensteiner schreibt in seinem Brief: „Leider aber gibt es Personen, die hinter den Kulissen und ohne unserem Wissen schmutzig gearbeitet haben!!!“
Ich weiß nicht, wen er hier meint. Wenn schon soll er Ross und Reiter nennen. Wir reden hier vom Sport und nicht von Politik. Tatsache ist: Weissensteiner ist Präsident des Landeskomitees. Aber nicht auf Lebzeiten. Alle vier Jahre stehen Wahlen an. Er braucht sich nur der Wahl stellen und sich wählen lassen. Verlangen, dass sich kein anderer Kandidat meldet oder, dass alle den Herrn Weissensteiner wählen, kann man aber nicht.
„Wir reden hier vom Sport und nicht von Politik.“
Die Neuwahlen waren für den kommenden Freitag angesetzt. Das Südtiroler Landeskomitee hat den Wahlgang jetzt aber auf unbestimmte Zeit verschoben.
Das haben Richard Weissensteiner und sein Ausschuss so beschlossen. Laut Bestimmungen muss die Wahl innerhalb dem 31. März 2025 erfolgen.
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Sie sitzen seit vielen Jahren im nationalen Vorstand der FIT und waren eine Zeitlang auch Vize-Präsident. Im Schreiben stellt Sie Weissensteiner jetzt als großen Strippenzieher gegen ihn dar?
Ich fühle mich absolut nicht betroffen. Der Herr Weissensteiner war erst vor einigen Tagen in Turin bei den ATP-Finals eingeladen, vom Verband. Dort hatte er die Gelegenheit mit dem Präsidenten Binaghi direkt zu reden. Ich weiß nicht, ob er das getan hat. Dass man aber einen Brief hinausschickt, mit solchen Beschuldigungen, ist nicht gerade die feine englische Art. Man kann sich diese Dinge auch intern ausreden.
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Der Brief
Der Präsident des Südtiroler Landeskomitees Richard Weissensteiner hat in einem Schreiben an die Tennisvereine, die für den 22. November angesagten Neuwahlen kurzerhand verschoben. In dem Brief, der nicht gezeichnet ist, sondern nur mit einem Tennisball unterschrieben ist, erhebt er schwere Anschuldigungen gegen den FIT-Präsidenten Angelo Binaghi und dem Südtiroler Delegierten im nationalen FIT-Ausschuss Roland Sandrin.
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Hat Weissensteiner Angst, an einem Gegenkandidaten zu scheitern?
Ich kann dazu nichts sagen. Nur so viel: Normalerweise werden die Wahlen öffentlich ausgeschrieben und auch auf der Internetseite des Verbandes angekündigt. Zudem schickt man den Vereinen einen Brief, damit diese Ihre Kandidaten benennen können. Ich weiß nicht, ob das passiert ist.
Gibt es im Südtiroler Verband den Wunsch eines Wechsels an der Spitze?
Auch diese Frage, kann ich weder mit Ja oder mit Nein beantworten. Richard Weissensteiner ist seit 12 Jahren Präsident und er hat seine Arbeit gut gemacht. Eines seiner Probleme sind aber die Statutenänderung und das vorgesehene Quorum. Aber er ist ja – wie er selbst schreibt – bei den Vereinen sehr beliebt. Deshalb hätte er sich nur eine Mehrheit für die Wahl suchen müssen.
„Richard Weissensteiners Probleme sind die Statutenänderung und das vorgesehene Quorum.“
Herr Sandrin, wollen Sie das Amt von Richard Weissensteiner übernehmen?
Ganz sicher nicht. Auch weil das nicht möglich wäre. Ich sitze im nationalen FIT-Vorstand und hier gibt es eine klare Unvereinbarkeit. Ich wurde erst vor kurzem für weitere vier Jahre wiedergewählt. Hätte ich Präsident des Südtiroler Landeskomitees werden wollen, hätte ich mich dort nicht mehr der Wahl stellen dürfen.
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Der Job scheint einträglich…
Der Job scheint einträglich zu sein.