Über fadenscheinige Grenzen
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Daria Akimenko, Alejandra Deaza Silva, Lea Lausch, Jasmin Soraruf, Biljana Stefanoska und Martina Stuflesser sind die Künstlerinnen, vor den Kassen des Bozner Filmclubs, in der Foyer-Bar des Teatro Cristallo, sowie in der Galerie Espace La Stanza ausstellen. Ins Leben gerufen hat das Ausstellungsprojekt der Soziologe Adel Jabbar, der sich gemeinsam mit Giusi Campisi ums Kurieren der Ausstellung gekümmert hat. Teil des Reizes ist es, auch heuer wieder, bei den jährlich wiederkehrenden Projekten wechselnder Namen um den kleinen Ausstellungsraum in der Bozner Horazstraße 34a, das Wachstum in den Arbeiten der Künstlerinnen zu sehen.
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Nicht alle sind sie jung oder noch in der Phase der künstlerischen Selbstfindung, jedoch wird auch den jungen Künstlerinnen gute Sichtbarkeit geboten. Eine Ausnahme stellt Lea Lausch dar, welcher der Eingangs- beziehungsweise Barbereich des Teatro Cristallo zugeteilt wurde, für textile Umsetzungen von lyrischen Texten. Klein auf Papier in Schreibmaschinenschrift und groß als Übersetzung mit Fäden in Stoff geschrieben sind, finden sich die Werke mal mit deutscher Textfassung im Großformat und mal mit der italienischen. Es geht um Verständnis, Sprache und mögliche Antworten auf die gesellschaftliche Polarisierung. Hierzu steht auch dem Publikum ein Bereich zur Verfügung, indem man selbst, mit Nadel und Faden (und mit notwendiger Zeit und Feingefühl) Botschaften in den Stoff weben kann. Vom lateinischen „texere“ („weben“) leitet sich ja auch der Ausstellungstitel ab.
Da ist es gut, dass man nicht alle Fäden miteinander verknüpft und einige lose baumeln lässt, einiges offen lässt. Weiter im Text, Richtung Stadtzentrum gehend, finden sich in den beiden kleinen Räumen von Espace La Stanza alle sechs Künstlerinnen wieder, die Werkweisen sind verschieden, viel erinnert aber auch an Textile Cartografies. Anders als beim globalen Austauschformat zwischen Künstlerinnen und Künstlern aller Welt, laufen allerdings die Fäden hier, in Bozen zusammen. Jasmin Soraruf hat, rechts vom Eingang, Stoffcollagen angefertigt, die auch – im Titel, sowie im Stoff – das knappe Wort nutzen, um die Fantasie anzuregen. Daria Akimenkos Wandbilder stehen dem gegenüber kontrastreicher in den ausgewählten Elementen: Ein alter VW-Bus lockt ins „Morgenland“, zur „Persienfahrt der Zugvögel Lana“. Das alles fällt ein wenig aus der Zeit, daneben steht ein Gedicht zum Krieg. Lyrisch wortlos ist die „Betamorfosi“ von Biljana Stefanoska und braucht kaum kommentiert zu werden: aus einem Paar roter Stöckelschuhe, entwächst eine raumgreifende, weiße Wolke aus diesen. In Anspielung an die „Zapatos Rojos“ der mexikanischen Künstlerin Elina Chauvet, die 2009 das rote Schuhwerk zum Symbol einer globalen Bewegung zur Bekämpfung von geschlechterspezifischer Gewalt machte.Man ist auch darüber hinaus für den kommenden Montag (Tag gegen Gewalt an Frauen) gewappnet: Die beiden großen Wandteppiche von Martina Stuflesser lenken im nächsten Raum den Blick auf ebendieses Thema: „Capra Felice“ und „Perdudes“ zeugen vom Verschwinden einer „glücklichen“ Ziege durch Wiederholungen und Auflösung des Schriftzugs nach unten hin. „Perdudes“ listet die Namen von Agito Ideo Gueta an erster Stelle, sowie auch die anderer Opfer in roter Fadenschrift. Gegenüber gibt Lea Lausch eine Interpretationshilfe in Textform für zwei abstrakte Arbeiten ab, die verglichen mit jenen beim Standort Cristallo jedoch weniger von sich überzeugen, vielleicht auch durch den Mangel an Farbe. Farblich wenig flexibel war auch Alejandra Deaza Silva bei ihrem Werk, einem als Flickenwerk umgesetztem Hochzeitskleid, das von einem Drahtgerüst getragen frei im Raum steht. Mit dem Namen „Aracne“ verweist die Künstlerin auf jene begnadete und hochmütige Weberin des griechischen Altertums, welche die Göttin Athene erzürnte und von dieser in eine Spinne verwandelt worden sei.
Den Faden verliert man dabei vom Weg aus der Galerie in den Filmclub. Sechs Originale Arbeiten finden sich im letzten Winkel, unter einer Auswahl von DVDs, für welche die Künstlerinnen sich mit je einem Film ihrer Wahl auseinandergesetzt haben, der das Thema Migration auf spannende Weise aufgreift. Auf dem Weg zum Filmclub wurden aus den verschiedenen Materialien eines. Die Werkstoffe und Schichten der einzelnen Werke werden Flach als Druck auf LKW-Bahnen gedruckt. Da können die kleineren Originale mehr. Die Banner sind nicht nur lediglich einseitig bedruckt, sondern erinnern auch nicht an jene Form von Mobilität – Güter statt Menschen – an die wir beim Ausstellungsbesuch gedacht hatten.Tex<T>ereAm 26. November findet um 18 Uhr im Teatro Cristallo eine Unterhaltung mit Musik statt: "TEX<T>ERE: connessioni linguistiche". Am 29 November, ebenfalls ab 18 Uhr, findet die Finissage der Ausstellung im Raum Espace - La Stanza statt. Bei der Galerie sind die knappen Öffnungszeiten (17 bis 19 Uhr) zu beachten.