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Und was kommt dann?

Hilfestellungen für den Abschied, den Tod und das Danach will eine Sammelmappe der Caritas Hospizbewegung geben: "Entlastung für Betroffene und Angehörige."

Die Karwoche stellt für viele Menschen eine der wenigen Momente dar, in denen sie sich – aus religiösen Gründen – mit dem Thema Sterben bewusst befassen. “Die Gesellschaft hat Angst, sich mit dem Thema Tod auseinanderzusetzen. Vielleicht auch deshalb, weil wir verlernt haben, richtig zu leben”, so die Feststellung, die Caritas-Direktor Paolo Valente gemacht hat. Aber nicht nur er. Zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hospizbewegung der Caritas sehen sich immer wieder mit der Tatsache konfrontiert, dass sich Betroffene und Angehörige “oft nicht trauen, offen über den nahenden Abschied, den Tod oder das Danach zu sprechen”, berichtet Valentes Amtskollege Franz Kripp.

Um in diesen zumeist schweren Zeiten eine Hilfestellung anzubieten, hat die Caritas-Hospizbewegung in zweijähriger Vorbereitungszeit eine Sammelmappe erstellt. “Meins für Euch” nennt sich die Mappe, in der Tipps und Infos für die Regelung der letzten Dinge vor dem Tod gegeben werden. In fünf Bereichen bietet die Caritas nützliche Informationen und ganz konkrete Entscheidungshilfen an, denn: “Seine letzten Dinge schon zu Lebzeiten zu regeln, bringt Vorteile für die Angehörigen, aber auch für sich selbst. Wichtige Entscheidungen können dadurch ganz im Sinne des Dahinscheidenden oder Verstorbenen getroffen werden. Das Wissen darum ist sicher beruhigend.” So der Gedanke, der hinter “Meins für Euch” steht. Günther Rederlechner, Leiter der Caritas-Hospizbewegung ist von dem Projekt, das Erleichterung für Betroffene und Angehörige bringen soll, überzeugt: “Wenn ich meine Wünsche und Vorstellungen für mein Lebensende und danach festhalte, kann mich das sehr entlasten. Ich habe nicht das Gefühl, etwas nicht erledigt zu haben, sondern ich kann beruhigt mit dem Wissen leben, dass ich alles Wichtige mitgeteilt habe.”

Die fünf wichtigsten “letzten Dinge”, die Rederlechner gemeinsam mit zwei seiner Mitarbeiterinnen aufgearbeitet hat, sind:

Gesundheitliche und soziale Vorsorge
“Wer sich rechtzeitig darum kümmert, kann, auch wenn er einmal nicht mehr einwilligungs-, urteils- oder kommunikationsfähig sein sollte, doch selbst bestimmen, wie er im Fall von Krankheit, Alter oder am Beginn des Sterbeprozesses behandelt oder gepflegt werden möchte”, bekräftigen die Autoren der Mappe. Möglichkeit dazu bieten die Absprache der eigenen Vorstellungen mit einer Vertrauensperson oder auch eine Patientenverfügung.

Erbschaft und Testament
Dieses Themenheft soll Interessierte in die nicht immer leichte Aufgabe einführen, das eigene Testament zu verfassen. “Es ist nie zu früh, seine Erbfolge nieder zu schreiben und sie dadurch zu regeln”, so die Meinung in der Caritas. Dies zeuge von verantwortungsvollem Handeln – sich und den Hinterbliebenen gegenüber: “Mit einem Testament kann sichergestellt werden, dass im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen die eigenen Wünsche über den Tod hinaus respektiert werden.”

Letzte bürokratische Angelegenheiten
Das dritte Themenheft soll Hilfe bei der Regelung der bürokratischen Angelegenheiten am Lebensende und einen Überblick darüber, was in den ersten Tagen nach dem Ableben beziehungsweise in den darauffolgenden Tagen, Wochen und Monaten zu erledigen ist, bieten. “Zurückbleibende sind oft überfordert und wissen wenig über die verschiedenen bürokratischen Abläufe und Hürden”, wissen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hospizbewegung. Dabei könne einiges noch persönlich zu Lebzeiten in die Wege geleitet werden.

Verabschiedung
“Die Zeit des Abschiedsnehmens planen hilft den Betroffenen meist genauso wie den Zurückbleibenden”, unterstreicht man bei der Caritas-Hospizbewegung. Dabei gehe es zum Beispiel um die Fragen nach dem Ort, wo jemand sterben möchte, die Art der Aufbahrung, die Bestattung und letzte Ruhestätte, aber auch das Verfassen der eigenen Todesanzeige. “Setzt man sich damit bereits zu Lebzeiten auseinander, kann auf diese Weise der Betroffene noch viel mehr persönliche Spuren hinterlassen.”

Persönliche Spuren
Das letzte Themenheft bietet Platz für besondere Erinnerungsstücke wie CDs, Fotos, Briefe und anderes mehr, denn: “Manche Gedanken, Anliegen, Wünsche oder Botschaften sind einem so wichtig, dass man sie über das eigene Leben hinaus gestalten und erhalten möchte.”

Die Sammelmappe “Meins für Euch” ist ab sofort in allen Büros der Caritas Hospizbewegung in Bozen, Bruneck, Brixen, Meran und Schlanders gegen eine freiwillige Spende erhältlich. “Für Interessierte werden auch kostenlose Informationsveranstaltungen oder Beratungen angeboten”, teilt die Caritas mit.

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gorgias Di., 22.03.2016 - 07:42

So begrüßenswert es ist dass eine Hospizbewegung die letzten Jahre in die Gänge gekommen ist, ist trotzdem zu bedenken, dass ein entscheidender Grund dafür war, dass man damit Sterbehilfe unterbinden möchte.

Seit dem Caso Welby ist nun auch die vorher erlaubte passive Sterbehilfe verboten worden.

Dieser Satz ist für mich eine Heuchelei:
“Wer sich rechtzeitig darum kümmert, kann, auch wenn er einmal nicht mehr einwilligungs-, urteils- oder kommunikationsfähig sein sollte, doch selbst bestimmen, wie er im Fall von Krankheit, Alter oder am Beginn des Sterbeprozesses behandelt oder gepflegt werden möchte”

Denn in Italien sind dafür die Grenzen sehr eng gesetzt. Wer einmal an den Maschinen hängt, dem dürfen diese nicht mehr abgeschaltet werden sei er noch bei Bewußtsein oder nicht.

Di., 22.03.2016 - 07:42 Permalink