Umwelt | Weinanbau

50 Jahre Bronner und Solaris

Wie kam es zur Züchtung dieser beiden Klassiker unter den pilzwiderstandsfähigen Sorten vor 50 Jahren?
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
Piwi Rebsorten 50 Jahre
Foto: bioland südtirol
  • 50 Jahre Bronner & Solaris – Jubiläumsverkostung von PIWI Südtirol

    50 Jahre Bronner & Solaris – Jubiläumsverkostung von PIWI Südtirol

    28. Mai 2025 | Bergmannhof, Eppan | 15:00 – 22:00 Uhr
    Veranstalter: PIWI Südtirol
    Kontakt: [email protected]

    Anmeldung für Weinverkostung:

    https://forms.gle/VcQZU2bPuGsq5T9SA
     

  • Ernst Weinmann, Experte für robuste Rebsorten und Abteilungsleiter Weinbau am Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg erklärt hier die Züchtungsgeschiche der Pilzwiderstandsfähigen - PIWI - Sorten "Bronner" und "Solaris".


    Herr Weinmann, können Sie uns ein wenig über die Entstehungsgeschichte von Bronner und Solaris erzählen?
    Auf der Suche nach robusten Rebsorten begann Norbert Becker am Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg in den 1970er-Jahren mit der Züchtung pilzwiderstandsfähiger Sorten. Zwei seiner erfolgreichsten Kreuzungen aus dem Jahr 1975 sind Bronner und Solaris. Beide gehen auf die Sorte Merzling und resistente Zuchtstämme mit Wildreben-Erbgut zurück. Bronner, benannt nach dem Weinbaupionier Johann Philipp Bronner, wurde 1999 zugelassen, Solaris folgte 2004. Heute gelten sie als Hoffnungsträger für einen umweltfreundlicheren Weinbau.


    Was war damals die Motivation, neue pilzwiderstandsfähige Rebsorten zu entwickeln?
    Zwischen 1850 und 1875 wurden drei gefährliche Schadorganismen der Rebe aus Nordamerika nach Europa eingeschleppt, darunter die beiden Pilzkrankheiten falscher und echter Mehltau. Da die europäischen Reben keine ausreichenden Abwehrkräfte gegen diese Schaderreger haben, richteten die eingeschleppten Organismen verheerende Schäden an. Zur Gesunderhaltung der Reben mussten seitdem in regelmäßigen Abständen gezielte Fungizidbehandlungen stattfinden. Das Wissen um die in Nordamerika beheimateten Reben, die im Zuge der Evolution Resistenzeigenschaften aufbauen konnten, führte zu ersten Versuchen, die europäischen Kultursorten und die amerikanischen Wildsorten miteinander zu kreuzen. Damit startete auch die Resistenzzüchtung in Freiburg in den 1950er Jahren.


    Wie lange hat es von den ersten Kreuzungen bis zu marktreifen Sorten gedauert?
    Die beiden Sorten wurden im Jahr 1975 gekreuzt. Bis es zur Zulassung durch das Bundessortenamt kam sind bei Bronner (Zulassung 1999) 24 Jahre vergangen, bei der Sorte Solaris (Zulassung 2004) sogar 29 Jahre. In den Jahren vor der Zulassung erfolgten viele Versuchsanbauten, woraufhin dann eine Anmeldung 1991 für Bronner bzw. 1995 für Solaris erfolgte.

    Wie hat sich die Bedeutung von PIWI-Sorten wie Bronner und Solaris in den letzten 50 Jahren entwickelt?
    Die Bedeutung der PIWI-Sorten hat in den letzten Jahren in Europa stark zugenommen. Aufgrund der mit Standardsorten vergleichbaren Qualität der Weine kann der Winzer mit den Piwis die Umwelt schützen und den finanziellen und arbeitswirtschaftlichen Einsatz in den Flächen senken. Es ist in den nächsten Jahren zu erwarten, dass die öffentliche Diskussion um die Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln weiter zunimmt. Deshalb haben die Winzer in Südtirol bereits vor Jahrzehnten reagiert und Flächen mit PIWI Sorten bepflanzt und sehr gute Konzepte für die Vermarktung der Weine entwickelt. Dabei konnte beispielsweise bei Weinen von Solaris aus Lagen über 1.000 m ü. M. oder von Bronner mit seiner vielschichtigen Eleganz das sehr hohe Potenzial der Sorten in eleganter Weise genutzt werden. Nicht vergessen darf man aber die aufgrund des Klimawandels und den dadurch sehr unterschiedlichen Wetterereignissen zunehmend schwierigere Situation im Pflanzenschutz. In dieser Hinsicht geben die PIWI Sorten den Winzern ein Plus an Sicherheit.

    Haben Sie besondere Erinnerungen an die ersten erfolgreichen Versuche mit Bronner und Solaris?
    Von der Kreuzung einer Sorte bis zur Anerkennung einer Rebsorte vergehen in der Regel 25 bis 30 Jahre. In dieser Zeit werden weinbaulichen und önologischen Ergebnisse gesammelt, die für den Sortenschutz und die Anerkennung der Rebsorten notwendig sind. Zunehmend gibt es einen intensiven fachlichen Austausch mit den Winzern vor Ort. In dieser Phase hatte unser Institut einen intensiven Austausch mit Winzern in Südtirol, die maßgeblich an der Anerkennung der Rebsorten in den Regionen Italiens beteiligt waren. Von dieser Zusammenarbeit haben wir stark profitiert.

    Was bedeutet es für Sie persönlich, dass Bronner und Solaris heuer ihren 50. Geburtstag feiern, und was wünschen Sie sich für die Zukunft der PIWI-Sorten?
    Geburtstage sind Zeitpunkte inne zu halten und den Blick auf das schon Erreichte zu richten. Die Entwicklung in den letzten Jahren war für die Piwis sehr gut. Wir haben hier den Schritt aus der Nische geschafft und sehen für unsere Sorten noch weiteres Potenzial. Das spornt natürlich auch an. In der Zukunft geht es darum, Sorten mit einer verbesserten Resistenz zu entwickeln, die noch besser mit dem Klimawandel klarkommen.

    Inwiefern können pilzwiderstandsfähige Sorten wie Bronner und Solaris einen Beitrag zum nachhaltigen Weinbau leisten und welche neuen Anforderungen stellen Klimaveränderungen heute an Rebsorten?
    Pilzwiderstandsfähige Sorten wie Bronner und Solaris spielen eine entscheidende Rolle im nachhaltigen Weinbau, da sie weniger anfällig für Krankheiten wie echten und falschen Mehltau sind. Dies reduziert den Bedarf an chemischen Pflanzenschutzmitteln gegenüber klassischen Rebsorten, was nicht nur die Umwelt schont, sondern auch die Gesundheit der Winzer und Verbraucher schützt. Durch den Anbau solcher Sorten können Winzer zudem die Biodiversität fördern und den Einsatz von Ressourcen optimieren, was zu einer nachhaltigeren Weinproduktion führt.
    Klimaveränderungen stellen neue Anforderungen an Rebsorten, da sich die Anbaubedingungen verändern. Höhere Temperaturen, unregelmäßige Niederschläge und extreme Wetterereignisse erfordern Rebsorten, die nicht nur resistent gegen Krankheiten sind, sondern auch besser mit Stressfaktoren wie Trockenheit oder Hitzewellen umgehen können, dies macht sie zu einer wertvollen Wahl für die zukünftige Weinproduktion.
    Insgesamt tragen pilzwiderstandsfähige Sorten dazu bei, die Weinproduktion umweltfreundlicher und resilienter gegenüber den Herausforderungen des Klimawandels zu gestalten.