Kultur | Festivals

Unterstützen statt kriminalisieren

Für sichere und legale Kulturveranstaltungen. Eine Reaktion von netz | Offene Jugendarbeit auf die Ereignisse rund um das Teknonstop-Festival.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
Alle Hände hoch! Eine Aufforderung die sich je nach Absender unterscheidet.
Foto: netz | Offene Jugendarbeit
  • Der „Förderverein für Untergrundkultur und Jugend“ ist nicht nur Veranstalter des Teknonstop-Festivals, sondern auch das neueste Mitglied von netz | Offene Jugendarbeit, dem Dachverband der Jugendtreffs, Jugendzentren und Jugendkulturvereine Südtirols. Aus diesem Grund sehen wir uns veranlasst, auf die jüngsten Vorwürfe zu reagieren:

    Die Veranstalter*innen von Teknonstop haben sich nach unseren Informationen intensiv darum bemüht, das Event legal und in Absprache mit den zuständigen Behörden durchzuführen. Die Gemeinde und andere Institutionen wurden im Vorfeld informiert. Trotz dieser Bemühungen und der Einhaltung aller notwendigen Vorschriften führte die massive Polizeipräsenz und die plötzliche Verkürzung der Sperrstunde zu erheblichen Unannehmlichkeiten und finanziellen Verlusten für die Veranstalter*innen. Die Maßnahmen der Exekutive und die negative Berichterstattung in den Medien tragen dazu bei, dass sich engagierte junge Menschen entmutigt fühlen und möglicherweise in die Illegalität gedrängt werden. Eine solche Entwicklung wäre kontraproduktiv, da sie zu weniger Kontrolle und einer erhöhten Gefährdung der Jugend führen würde.

    1. Drogenkonsum ist ein gesellschaftliches Problem:

    Der Konsum von Drogen ist leider auf vielen Veranstaltungen, seien es Dorffeste oder große Musikfestivals, zu beobachten. Dies ist kein spezifisches Problem von Tekno-Events. Es sei darauf verwiesen, dass allgemein bekannt ist, dass auch Alkohol eine ebenso gefährliche Droge ist, die bisweilen in exzessivem Maße konsumiert wird. Die Verantwortung für die Verhinderung von Drogenkonsum obliegt der gesamten Gesellschaft. Hierbei sind insbesondere die Polizei, Fachpersonen aus Prävention und Jugendarbeit, die Gemeinden, das Land, die Securitys sowie die Eltern zu nennen. Die Verantwortung der Veranstalter*innen ist begrenzt und umfasst beispielsweise die Kooperation mit Behörden, die Einbindung von Fachpersonen oder das Engagieren von Sicherheitspersonal.

    2. Veranstalter*innen und Sicherheitsmaßnahmen:

    Die Organisator*innen von Teknonstop haben sich im Vorfeld mit den Behörden abgestimmt und Maßnahmen zur Prävention getroffen. Polizei, Sicherheitskräfte und Fachpersonal waren vor Ort und haben aktiv daran mitgewirkt, die Sicherheit zu verbessern. Bereits im Vorfeld hatten die Organisatoren beispielsweise Kontakt zum Projekt „streetlife.bz” des Forum Prävention aufgenommen. Dies geht aus einer Mitteilung des Forums Prävention hervor. „streetlife.bz” ist ein Safer-Nightlife-Projekt, das auf verschiedenen Veranstaltungen in Südtirol präsent ist. Am besagten Festival waren über beide Tage verteilt insgesamt zwölf geschulte Mitarbeiter*innen mit einem Informationsstand und einem Chillout-Bereich anwesend. Organisatoren und Sicherheitspersonal waren sehr kooperativ, die Zusammenarbeit verlief reibungslos. Der Vorwurf, dass die Veranstalter*innen ihrer Verantwortung nicht nachgekommen seien, ist daher nicht nachvollziehbar.

    3. Engagement junger Menschen:

    Der „Förderverein für Untergrundkultur und Jugend“, der hinter dem Festival steht, setzt sich aus jungen, engagierten Menschen zusammen, die mit viel Leidenschaft und Einsatz kulturelle Angebote für Jugendliche schaffen. Anstatt die Bemühungen der Veranstalter*innen zu kritisieren, ja, sie sogar zu diskreditieren, sollten wir sie als Gesellschaft, Gemeinde und Verbände unterstützen, damit sie aus den Erfahrungen lernen und zukünftige Unternehmungen noch besser organisieren können.

    4. Verhältnismäßigkeit der Restriktionen:

    Die rund um die Uhr währende Polizeipräsenz sowie die kurzfristige Änderung der Sperrstunde auf 1:00 Uhr nachts beim Teknonstop erscheinen uns unverhältnismäßig. Diesbezüglich sei angemerkt, dass andere Veranstaltungen im Land die Lizenzen für eine spätere Sperrstunde erhalten und diese auch nicht kurz vorher gekürzt werden. Diese Diskrepanz wirft Fragen danach auf, ob hier gezielt gegen eine bestimmte Jugendkultur vorgegangen wird. Es ist zu hinterfragen, ob derartige Maßnahmen tatsächlich zu einer Deeskalation beitragen oder ob sie nicht vielmehr zu einer Verschärfung der Situation führen und das ohnehin schon bestehende Misstrauen und die Ablehnung seitens der jungen Menschen weiter fördern. Dies führt letztlich dazu, dass Jugendkultur in die Illegalität getrieben und gezielt kriminalisiert wird. In diesem Kontext sei darauf verwiesen, dass die Regierung Meloni im Jahr 2022 ein Anti-Rave-Dekret verabschiedete, welches harte Strafen für die Veranstalter illegaler Partys vorsieht. Organisatoren solcher Events können mit langen Haftstrafen und hohen Geldbußen belegt werden.

    5. Offene Fragen:

    Es stellt sich die Frage, wer von der öffentlichen Herabwürdigung der jungen, motivierten Veranstalter*innen profitiert. Geht es gar darum, eine weitere Ausgabe des Festivals zu verhindern? Will hier die Executive ein Exempel statuieren? Was ist der eigentliche Zweck dieser öffentlichen Kritik? Es ist unklar, ob derartige Maßnahmen tatsächlich im Interesse der Jugend bzw. der Allgemeinheit sind oder ob sie vielmehr dazu dienen, eine bestimmte Jugendkultur zu unterdrücken. Solche Vorgehensweisen erwecken den Eindruck, dass nicht alle kulturellen Veranstaltungen gleich behandelt werden und dass es ein gezieltes Vorgehen gegen Tekno-Events gibt.

    Als Dachverband der Offenen Jugendarbeit stehen wir hinter den jungen Veranstalter*innen und ihrer Initiative. Es ist wichtig, den jungen Veranstaltern die Möglichkeit zu geben, sich zu entfalten und zu wachsen. Wir fordern eine konstruktive Zusammenarbeit aller Beteiligten, um ein sicheres und positives Umfeld für kulturelle Veranstaltungen in Südtirol zu schaffen.

    netz | Offene Jugendarbeit