Umwelt | SALTINO NEWS

"Forschen macht mir viel Spaß"

Forschen, etwas Neues entdecken macht Spaß. Evelyn Kustatscher hat für ihre Forschung einen Preis bekommen. Von ihrer Arbeit erzählt sie auf saltino.

Evelyn Kustatscher arbeitet seit neun Jahren im Naturmuseum von Bozen. Nun hat sie ein ganz besonderes Geschenk bekommen - eine Auszeichnung für ihre Arbeit.  Nämlich den Südtiroler Forschungspreis. Der Preis ist eine große Anerkennung, eine Wertschätzung für ihre Arbeit. Und Evelyn Kustatscher bekommt auch Geld, das sie wieder für die Forschung benutzen kann.

Für saltino hat sich die Paläontologien die Zeit genommen und ein paar Fragen beantwortet:

Frau Kustatscher, Sie beschäftigten sich mit Fossilien, also mit Überresten von Planzen und Tieren, die von Steinen eingeschlossen sind. Sind da auch Dinosaurier-Fossilien dabei?
Nur selten handelt es sich bei meiner Arbeit um Skelette von Dinosauriern. Dinosaurierskeletten begegne ich nur für Ausstellungen bei uns im Naturmuseum. Das hat damit zu tun, dass in den Dolomiten bislang noch keine Skelette von Dinosaurier gefunden wurden. Man kann höchstens Fußabdrücke von Dinosauriern finden.

Das ist zum Beispiel ein Dinosaurier-Fossil, das im Jahr 1980 in Italien gefunden wurde. Der kleine Dino wurde mit dem Kosenamen “Ciro”, vor 110 Millionen Jahren hat er gelebt. Das besondere an Ciro sind seine gut erhaltene innere Organe, die beweisen, dass die Vögel, die echten Nachkommen der Dinosaurier sind.

Wo kann man denn die bei uns finden?
Zum Beispiel am Monte Pelmetto in der Nähe von Cortina (das Bild seht ihr hier unten). Häufiger findet man dagegen Fußabdrücke von Reptilien, die noch älter sind als die Dinosaurier, wie zum Beispiel im Bletterbach. Ich selber beschäftige mich hauptsächlich mit dem was viele der Reptilien und Dinosaurier gefressen haben, nämlich Pflanzen die vor vielen Jahrmillionen in den Dolomiten gelebt haben. Wenn man diese alten Reste von Pflanzen untersucht stellt man zum Beispiel fest, dass es damals noch keine Blütenpflanzen gab und auch keine Gräser. 

Und gab es denn Wälder?
Die Wälder bestanden wie heute vor allem aus Nadelbäumen. Es gab aber keine Laubbäume. Stattdessen wuchsen dort Ginkgobäume in der freien Natur. Ginkgo sind Bäume mit fächerförmigen Blättern die man heute nur in den Parks in den Städten finden kann, früher aber auch in den Wäldern bei uns in Südtirol heimisch waren. Im Unterholz, unter den Nadelbäumen wuchsen Schachtelhalme und Farne, nur waren diese viel häufiger als heute. (Die Blätter vom Ginkgo seht ihr hier unten).

Es hat also alles ganz anders ausgeschaut also heute.
Ja, die Landschaft sah ganz anders aus, als die die wir heute kennen: die Berge existierten damals noch nicht. Vor Jahrmillionen lag Südtirol am Äquator, also war es viel wärmer als heute. Es gab keinen kalten Winter mit Schnee, das ganze Jahr war es warm und oft auch sehr heiß. Außerdem waren die Dolomiten damals von einem tropischen Meer bedeckt aus dem einige Vulkaninseln oder Koralleninsel herausragten. Zum Beispiel wo heute der Sellastock, der Schlern und der Rosengarten liegen.

Sie sind wahrscheinlich viel zu Fuß unterweg?
Genau. Um Fossilien zu sammeln muss man Fossilien zuerst mal finden. Deswegen verbringen wir Paläontologen, also Menschen wie ich die sich mit Fossilien beschäftigen, auch viel Zeit in den Bergen und suchen dort nach Fossilien. Die Fossilien die wir finden sind ganz unterschiedlich. So finden wir fossile Muscheln und Schnecken, die im Meer gelebt haben, fossile Fußabdrücke von urzeitlichen Reptilien und Dinosauriern, die am Stand entlang spaziert sind oder Reste von den Pflanzen, die auf den Inseln gewachsen sind, dann aber ins Meer eingespült wurden.

Und wenn die Fossilien gefunden wurden, was passiert dann?
Um diese Fossilien zu studieren, müssen wir die Steinblöcke, in denen sie erhalten sind, ins Tal und ins Naturmuseum in Bozen schleppen. Dort werden sie im Labor geputzt und manchmal sind auch verschiedene Analysen nötig bis man weiß um welches Fossil es sich handelt. Das kann recht aufwendig sein und auch lang dauern. Besonders gut erhaltene Fossilien werden dann im Museum ausgestellt oder in internationalen Zeitschriften abgebildet und beschrieben, damit Paläontologen aus der ganzen Welt sehen können, welche wundervolle Fossilien in Südtirol gefunden werden. Ich finde meinen Job sehr spannend weil jedes Fossil erzählt uns etwas mehr darüber wie die Tiere und Pflanzen ausgesehen haben, die vor vielen Jahrmillionen in Südtirol gelebt haben.

2 Familienkarten fürs Naturmuseum von Bozen: Lust dabei zu sein?