Kultur | Salto Afternoon

Unmissverständliche Ansagen

Das Brunecker UFO erlebte am Mittwoch eine heitere Feier bei politisch korrektem Liedgut. "Der WIZO" gab ein Konzert.
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Foto: Foto: Salto.bz

Mit dem melancholischen Lied Hey Thomas eröffnete die seit Mitte der 1980er Jahre aktive Punkband WIZO (sprich Wiso) ihren Auftritt in Bruneck. Seit wenigen Jahren ist die drei Mann starke Combo aus dem schwäbischen Sindelfingen unter der personifizierenden Bezeichnung „Der WIZO“ unterwegs: schnell, lautstark, melodisch, variantenreich und mit einer korrekten politischen Haltung im Ohrwurm-Kostüm. 
WIZO spielt und agitiert seit jeher gegen Rassismus, Sexismus, Nationalismus, Opportunismus und Revisionismus, hat weder „Bock auf Patriotismus“, noch auf „Fahnenwedelei“, auf „Farben oder Hymnen“ oder „Deutschtümelei“.

Bereits beim Südtirol-Abstecher 2014 in Meran hatte WIZO-Leadsänger Axel Kurth sein Mitleid mit dem Südtiroler Konzertpublikum kundgetan, indem er betonte, dass man „in dieser Gegend ein doppelt so hartes Schicksal zu tragen hat, da die politische Rechte nicht nur aus deutschen Nazis, sondern auch aus italienischen Faschos besteht.“  
Im gewohnt direkten WIZO-Style tönte es auch in Bruneck: gegen Rechtsruck, Grauzone-Menschen und Parteien mit mächtig viel Unmenschlichkeit im Programm.

Faschos gegenübertreten, jeden Tag und überall / Immer wieder Zeichen setzen, gegen rechts – auf jeden Fall!

Es ist eine gute alte WIZO-Tradition, dass im Lauf des Konzertabends besonderes fiese Zeitgenossen mit einer braun anmutenden Auszeichnung bedacht werden – einem goldenen Stück Scheiße. Die derbe Anerkennung ging in Bruneck erwartungsgemäß an Politik und Kirche. WIZO im Wortlaut: „Ich hab eine Medaille der besonderen Art zu verleihen, die geht natürlich selbstverständlich an eure Faschistenarschlöcher von der Lega und namentlich an meinen Lieblingshassfeind, den Herrn Salvini. Auf den könnt ich so scheißen, das könnt ihr gar nicht glauben.“
Auch Papst Franziskus bekam eine (Beicht-)Stuhlgang-Würdigung, nachdem der „lustige Argentinier“ vor kurzem Homosexualität als Modeerscheinung bezeichnet hatte. Kein Zweifel, ein goldenes Stück auch für das Kirchenoberhaupt im Vatikan.

Frauen vor! Mit Rosa Luxemburg und Pippi Langstrumpf hatte WIZO kurzerhand zwei historische Frauenfiguren zu Konzert-Patinnen erkoren, propagierte 100 Jahre nach Luxemburgs Tod, deren feste und klare, vor allem aber heitere Lebenshaltung und würdigte dies im Song Ich war, ich bin und ich werde sein. Mit dem Cover zur anarchen Pippi Langstrumpf servierte WIZO eine beinahe verschollen geglaubte Titelmelodie-Version des Klassikers – schwungvoll und zum freien Tanz einladend.

Noch ein weiteres Mal wetterte WIZO in Bruneck gegen Salvinis Lega und forderte, Menschen in Seenot ohne Wenn und Aber zu retten. Ortsbezogen übersetzte die Band ihre Forderung für die zahlreichen Alpenbewohner im Saal, indem sie einen plakativen Vergleich zwischen Seenotrettung im Mittelmeer und Bergnotrettung in den Alpen formulierte. 

Neben neuen Kompositionen waren in Bruneck mit Kopfschuss, Quadrat im Kreis, Raum der Zeit, Die letzte Sau, Gute Freunde, W8ing for You, Gemein oder Geisterfahrer auch viele alte Hits zu hören, mit Adagio und Kein Gerede ein unmissverständliches Bekenntnis zur immerwährenden Revolution. Für Frieden und Freiheit.