Wirtschaft | Fairer Handel

Die Kehrseite der Schokolade

Auch beim Ostereier-Schlecken kann man fair bleiben, sagt die oew. Der Absatz von Fairtrade-Schokolade in den Weltläden geht allerdings zurück.

Vom Verkaufspreis einer Tafel Milchschokolade sehen die Kakaobauern und -bäuerinnen derzeit nur knappe 6,6 Prozent. Vor allem die Supermärkte beanspruchen einen immer größeren Anteil am Preis, nämlich über 45 Prozent. Auf die Schokolade-Unternehmen entfallen zirka 35 Prozent. 

Diese Rechnung veröffentlicht heute mit Blick aufs nahende Osterfest die Brixner Organisation Eine Welt (oew). Jede dritte Kakaobohne weltweit kommt von der Elfenbeinküste, jede fünfte aus Ghana. Doch nur selten werden die Kakaobohnen direkt in den Herkunftsländern  verarbeitet. Meistens gehen sie als Rohmasse in den Export. Fast die gesamte Wertschöpfungskette bleibt daher in Europa, wo aus den bitteren Bohnen süße Schokolade hergestellt wird: 90 Prozent des Verkaufspreises der Schokoladehasen bleiben daher im Globalen Norden. 

Die Nachfrage nach Kakaobohnen in den Verkaufsländern steigt ständig an. Eine der Folgen ist Kinderarbeit, sagt die oew. Denn um der Nachfrage gerecht zu werden und ihr Einkommen zu steigern, bleiben den Bauern und Bäuerinnen in Westafrika häufig nur der Griff zu Chemie und der Einsatz von Kinderarbeit. Kinder werden geringfügig oder gar nicht bezahlt. Seit Jahren boomt der Verkauf von Kindern aus Burkina Faso und Mali. Menschenhändler verdienen gut daran, geschätzte 20.000 Kinder wurden in den vergangenen Jahren auf die Kakaoplantagen Westafrikas gezwungen. Die Dunkelziffer wird höher geschätzt. In der Elfenbeinküste arbeitet jedes dritte Kind zwischen fünf und 17 Jahren im Kakaoanbau mit, Tendenz steigend. 

Wer zu Ostern fair schlecken will, dem empfiehlt die oew den fairen Handel. In den Südtiroler Weltläden jedenfalls gibt es Hasen, Eier und anderes aus Schokolade, das mit gutem Gewissen gekauft werden kann. Brigitte Gritsch, Koordinatorin der Südtiroler Weltläden, berichtet, allerdings dass in den Südtiroler Weltläden die Nachfrage nach fairer Schokolade in den vergangenen Jahren gesunken ist. Bio und fair seien nicht gleichzustellen, auch wenn faire Schokolade oft bio ist. Zu den Siegeln, die vom Anbau der Kakaobohne bis zur Tafel Schokolade faire Produktion verlangen, gehören Altromercato, Liberomondo, Gepa und Eza. Auch das Fairtrade-Label einiger traditioneller Schokoladehersteller deutet auf die Verwendung von fair gehandelter Rohware hin. Nestlé zum Beispiel vertreibt in Großbritannien KitKat mit dem Fairtrade-Label. Das betrifft jedoch nur einen Prozent der Produktion des Konzerns. 

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gorgias Di., 22.03.2016 - 17:01

Was bedeutet das dass nur 1% von kitkat fair ist oder dass kitkat 1% des Umsatzes darstellt?

Ich persönlich konsumiere Produkte von altromercato, die mir von der Qualität sehr zusagen. Sie sind aber soweit ich das feststellen kann in den Dritte Welt Läden und im Supermarkt gleich teuer.
Werden die Produkte von altromercato im Ursprungsland weiterverarbeitet oder werden diese als Rohstoffe exportiert?

Di., 22.03.2016 - 17:01 Permalink