Kultur | Film der Woche

Wollen und Sollen

Die einstige ZeLIG-Regisseurin Andrea Gsell realisierte vor über zwei Jahrzehnten einen Film über drei Bozner PilgerInnen auf ihrem Weg nach Santiago de Compostela.
Sollen und Wollen
Foto: ZeLIG
  • „Die Idee ist aufgrund eines Zeitungsberichts über das bevorstehende Heilige Jahr Compostelas (1999) entstanden“, erinnert sich die Regisseurin Andrea Gsell an ihren Film Wollen und Sollen. In solchen besonderen Compostela-Jahren erhalten Pilger und Pilgerinnen nämlich den (Plenar)ablass „durch den Besuch der Kathedrale und einer Messe, ohne dass der Pilgerweg zu Fuss gegangen wird.“ 
    Der Film begleitet 3 PilgerInnen aus Bozen auf dem Fußweg nach Santiago. Gsell interessierte, so erzählt sie auf Nachfrage von SALTO, der „Kontrast der einerseits Tausenden von «Touristen-PilgerInnen», die für kürzeste Zeit nach Santiago reisten, und andererseits den FußpilgerInnen, die monatelang auf diesem Weg unterwegs sind.“  
     

    FilmemacherInnen-Einsichten also ungleich PilgerInnen-Einsichten.


    Ihre persönlichen Einsichten auf dem Pilgerweg in Sachen Filmarbeit waren „einerseits, dass die Menschen sehr viele unterschiedliche Gründe haben, sich auf diesen Weg zu begeben, andererseits, dass es eine sehr herausfordernde und anstrengende Idee ist, mit Low-Budget Fußpilger und Fußpilgerinnen per Kamera zu begleiten.“  So habe das Drehteam (Kamerafrau und Tonfrau/Regisseurin) zu Tagesanbruch „das Gepäck in der Herberge gelassen“ , um die Pilger auf dem Weg mit der Kamera vorauseilend und hinterherrennend "einzufangen". Abends wurde zurückgetrampt, „um unser Gepäck nachzuholen…“ 
    Das Resümee von Andrea Gsell: „FilmemacherInnen-Einsichten also ungleich PilgerInnen-Einsichten.“

  • Der Film ist für eine Woche auf SALTO einsehbar.
    (c) ZeLIG

  • Andrea Gsell leitet seit 2017 das Zimmermannhaus Kunst & Musik, die Institution für zeitgenössische Kunst und Kammermusik der Stadt Brugg. Seit 2003 realisiert sie im Künstlerinnenduo "île flottante | Nica Giuliani & Andrea Gsell" künstlerische Projekte, vorwiegend im öffentlichen Raum. Sie war und ist als Künstlerin, Vermittlerin und Institutionsleiterin an der Konzeption und Umsetzung von Vermittlungsprojekten mit Schulen beteiligt und setzt sich für deren nachhaltige Implementierung und Einbezug auf Ebene Schulentwicklung ein.