Politik | Tramin

Der Gratisbürgermeister

270.000 Euro mehr in der Gemeindekasse? Mit der Ankündigung eines Gehaltsverzichts bringt ein Bürgermeisterkandidat in Tramin Schwung in den Wahlkampf.

Lange Zeit sah es so aus, also wäre das Rennen um die Nachfolge von Werner Dissertori, seit 15 Jahren Bürgermeister der Unterlandler Gemeinde, eine ausgemachte Sache. Wolfgang Oberhofer, ebenso lange Dissertoris Vizebürgermeister, war einziger Kandidat. Der Kaufmann und Präsident des Tourismusvereins war aber auch immer der Meinung, dass Konkurrenz gut tun würde. Diese Konkurrenz hat er nun in der Person von Martin Foradori. Beide sind Kandidaten der Südtiroler Volkspartei, und einer von Ihnen wird neuer Bürgermeister werden.

Martin Foradori ist Besitzer und Leiter des Weingutes „J. Hofstätter“ in Tramin, das er mit 23 von seinen Eltern übernommen hat. Eine angesehene und nicht kleine Kellerei. Vor rund eineinhalb Monaten stieg er in den Wahlkampf ein und lässt nun mit einer Ankündigung aufhorchen: Sollte er gewählt werden, will er auf das Bürgermeistergehalt verzichten und das gesparte Geld dem Dorf zur Verfügung stellen. Dabei geht es um die stolze Summe von  270.000 Euro in den kommenden fünf Jahren.

„Immer wenn wir in Tramin etwas umsetzen wollen, heißt es, dafür sei kein Geld da. In Zukunft ist das dann anders“, sagt Foradori. Er sei nicht allgemein gegen Politikergehälter: „Es ist eine persönliche Entscheidung in einem sehr speziellen Fall.“ Politiker, die ihre Geld wert seien, sollen auch entsprechend bezahlt werden, findet er: „Dass dabei aber auch einiges schief gegangen ist, wissen wir. Vielleicht sollten Politiker erfolgsbezogen bezahlt werden.“

Foradori ist allerdings auch einer, der sich den Verzicht finanziell leisten kann. Sein Konkurrent Oberhofer sagt, so etwas könne nur jemand sagen, der die Aufgabe nicht kennt. Schon als Vizebürgermeister sei er den halben Tag für die Gemeinde unterwegs, das Bürgermeisteramt sei ein Vollzeitjob. „Er verspricht dauern alles mögliche. Ich hoffe, er wird wirklich Bürgermeister, ich bin gespannt, was dann aus seinen Versprechen wird.“ Dass die Traminer nun begeistert Foradori wählen, damit ist ohnehin nicht zu rechnen. Die Ankündigung des Verzichtes allein wird nicht reichen. Weil man es keinem Recht machen könne, findet Foradori, und gibt ein Gespräch in der Dorfbar wider: "Hot er nit genua?" - "Er verzichtet jo afn Geld!" - "Aha, hotrs nit neatig?"