„Ich traue mir zu, das zu schaffen“
Salto.bz: Südtirol kann’s besser – sagt der neue Freiheitlichen-Obmann. Und was kann Andreas Leiter Reber besser als seine Vorgänger?
Andreas Leiter Reber: Ich möchte nicht davon reden, was ich besser kann. Ich weiß nur, was ich kann, und das ist zum Beispiel, andere zu motivieren. Das habe ich vor allem in den verschiedenen ehrenamtlichen Gremien erlebt, in denen ich seit meiner Jugend sitze. Dort habe ich immer dazu beigetragen, zu einen und ein Team zu bilden. Und ich traue mir zu, das auch bei den Freiheitlichen zu schaffen.
Werden Sie nun auch als Oppositionspartei wieder lauter und frecher als es die Freiheitlichen unter ihrem „Krankenpfleger“ Blaas waren?
Ich glaube, wir haben nie aufgehört, laut und frech zu sein. Die Freiheitlichen haben sich immer dadurch ausgezeichnet, dass sie keine Denkverbote haben und alle Themen ansprechen. Das mag vielleicht durch diese internen Divergenzen überschattet worden sein. Doch ich denke nicht, dass die Themen als solches oder die Botschaft schwächer gewesen wären.
Doch Sie haben beim Parteitag am Samstag in jedem Fall Vollgas angekündigt.
Ja, ich bin kein Mensch, der etwas übernimmt, um sich auszuruhen. Wenn ich etwas anpacke, dann gehe ich ordentlich ran. Und das ist auch bei den Freiheitlichen meine Absicht. Doch ich glaube, die Partei muss nicht viel mehr tun als einfach geschlossen aufzutreten und ihre Inhalte gut zu vermitteln. Denn es ist ja nicht so, dass die Südtiroler Volkspartei so stark ist. Wir Freiheitlichen haben zuletzt einfach zu oft Schwächen gezeigt.
Gibt es ein Schlagwort, für das die Freiheitlichen am Ende Ihres Mandats stehen sollen?
Nein, auf ein einzelnes Schlagwort möchte ich mich nicht festlegen. Mir ist aber zum Beispiel wichtig, dass wir als Partei an Breite gewinnen. Im Sinne, dass wir im Vorstand, mit den einzelnen Referenten und Referaten breiter werden und auch die Basis stärken. Wir haben noch einige Baustellen, vor allem was die Bezirke anbelangt, da gilt es noch einige weiße Flecken in Südtirol zu schließen.
Laut den Analysen vor der Wahl am Samstag hat man Sie immer wieder der alten Partei-Garde der Freiheitlichen zugeordnet...
Ja, das ist lustig, ich war der Jüngere der Kandidaten und gleichzeitig die alte Garde....
Genau der alten Garde, sprich dem Duo Pius Leitner und Ulli Mair, wurde in der Vergangenheit aber auch vorgeworfen, zunehmend den Kontakt zur Basis verloren zu haben, also die Freiheitlichen nur mehr zur Ulli-Pius-Show gemacht zu machen statt einer kapillar verwurzelten Bewegung...
Ich glaube einfach, Pius Leitner hat wie kein anderer die Partei geprägt. Ich meine, er hat sie aufgebaut, zusammen mit Ulli Mair, und beide sind natürlich auch aufgrund ihrer Charaktere und ihrer Landtagsarbeit im Vordergrund gestanden. Auch die Medien haben sich halt immer auf diese beiden Figuren konzentriert und so wurden sie natürlich auch entsprechend als starkes Team wahrgenommen.
Dennoch gab es vor allem in der Peripherie an der Basis vielfach das Gefühl übergangen zu werden.
Also, ich kann dazu nur sagen, dass es mein Ziel ist, die Partei als solches zu stärken. Ich habe das ja nun schon wiederholt gesagt: Für mich sind die Landtagsabgeordneten unsere Exekutive, aber die Linie bei den großen und wesentlichen Themen muss von der Partei und ihrem Vorstand vorgegeben werden. Und deshalb ist mir eben auch wichtig, die Partei breiter aufzustellen, also Bezirke, Ortsgruppen aufzubauen und einzelne Themenbereiche noch zu ergänzen. Doch da möchte ich nichts vorweg nehmen, das werde ich bei der nächsten Vorstandssitzung gemeinsam mit dem neu gewählten Vorstand entscheiden.
Während die Freiheitlichen in den vergangenen Jahren eher dahinsiechten, hat die Südtiroler Freiheit eine ziemlich gute Mobilisierung, vor allem bei jungen Wählern, geschafft...
... ja, und dazu gratuliere ich der Südtiroler Freiheit auch, zu dieser guten Jugendarbeit...
Letzthin sieht man, dass sie auch zunehmend auf das Migrationsthema aufspringen statt sich nur auf Themen wie die Einhaltung der Zweisprachigkeitsplficht oder die Selbstbestimmung einzufahren. Sie selbst stehen der Bewegung durch persönliche Freundschaften nahe, wie Sie gemeint haben. Sehen Sie die Südtiroler Freiheit also eher als Schwesterbewegung, mit der man vielleicht auch mehr kooperieren könnte als in der Vergangenheit, oder als gefährliche Konkurrenz, gegenüber der man sich deutlich abgrenzen muss bei den kommenden Landtagswahlen?
Ich schätze die Südtiroler Freiheit als Oppositionspartei, genau wie alle anderen. Unsere Kritik gilt vor allem der SVP. Und die Südtiroler Freiheit hat in den vergangenen Jahren immer wieder bewiesen, dass sie sich vor allem bei autonomomiepolitischen Themen meist ähnlich verhält wie die Freiheitlichen.
Doch wie wollen Sie dann im Herbst 2018 gerade junge Wähler davon überzeugen, dass sie blau wählen und nicht STF?
Ich glaube einfach, dass wir als Freiheitliche die gesamte politische Themenpalette abdecken. Und ich habe schon in den letzten Wochen, in denen ich viel unterwegs war, viele kompetente Leute getroffen, die bereit sind, in der Partei mitzuarbeiten, ob vor Ort oder in anderen Bereichen. Ich habe den Eindruck, dass wir eine tolle Mannschaft zusammenstellen werden.
Ihre Zugehörigkeit zu den Schützen ist nicht nur in italienischen Medien recht stark thematisiert worden, also die Zugehörigkeit beider Kandidaten ...
Na, bei mir ist sie schon ein bissl stärker thematisiert worden, ist mir vorgekommen...
Mit der Ernennung von Geschäftsführer Florian von Ach zu Ihrem Generalsekretär hat sich diese Nähe aber noch einmal bestätigt. Werden die Freiheitlichen nun noch viel stärker in eine patriotische Ecke rutschen?
Nein, also das wird klar getrennt. Ich habe dazu ja auch einen deutlichen Beitrag geleistet, indem ich gleich zurückgetreten bin, bevor ich meine Kandidatur bekannt gegeben habe. Ich glaube, da können andere Verbände und Vereine etwas von uns lernen. Denn bei den meisten großen Verbänden im Land ist es gang und gäbe, dass man Parteipolitik und Verbandspolitik zugleich macht. Bei den Schützen haben wir dagegen eine klare Trennung und die behalte auch ich bei.
Doch die Ideologie legt man nicht einfach von einen Tag auf den anderen ab.
Nein, aber bei den Schützen haben wir, glaube ich, Mitglieder aller Parteien und Parteipolitik hat im Schützenwesen generell nichts verloren. Aber es war auch interessant zu beobachten, wie ich nun im Vorfeld der Obmann-Wahl medial zu einem radikalen Schützen hochstilisiert wurde - während ich mich selbst in meiner ganzen Zeit dort immer zu den moderaten gezählt habe.
Ihre politische Erfahrung haben sie bislang im Marlinger Gemeinderat gesammelt, wo die Freiheitlichen die erste deutsche Oppositionspartei waren...
Oder zumindest die erste seit langem. Das hat man dort auch gemerkt an den Reaktionen der Volkspartei. Das war sehr deutlich zu spüren, dass sie dort nicht gewohnt waren, dass es in einer Demokratie auch andere Parteien geben kann.
Ist die Oppositionsrolle für Sie in der DNA der Südtiroler Freiheitlichen festgeschrieben oder wecken die Hoffnungen die sich ein HC Strache in Österreich nun für die Wahlen im Herbst macht, auch bei Ihnen Appetit auf Regierungsverantwortung für ihre Partei?
Davon gehe ich immer aus, deswegen ist mir auch Kompetenz und Qualität der politischen Arbeit sehr wichtig. Und ich hoffe, dass es uns gelingt, mit den guten Leuten, die wir haben, auch alle Bereiche so gut abzudecken, dass man uns auch Regierungsfähigkeit zutraut. Denn die gehört meiner Ansicht nach zu einer guten Oppositionspartei dazu. Ob man die Regierungsverantwortung dann erhält oder nicht, entscheiden dann ohnehin die Wähler. Doch sicher ist, dass wir uns als Partei nicht nur auf die Protestwähler einschießen werden.
Hmm, einige enttäuschte ex
Hmm, einige enttäuschte ex-SVPler (konservativ-traditionelle Fraktion, ex JG) scheinen nun bei den FHS aktiv zu werden (oder zu wollen), da diese Partei in deren Augen anscheinend weniger monothematisch und oppositionsverbleibend als die STF ist. Wie auch hier angemerkt, scheint die STF aber zumindest die Ausländerproblematik in den Mittelpunkt zu rücken.
Also einerseits interessant wie sich diese beiden Parteien (abgesehen von "Freistaat" und "Zurück zu Wien") diversifizieren wollen und andererseits etwas abschreckend wenn die bürgerliche Mitte nun aktiv (und vielleicht dann auch passiv) die FHS wählt, da die SVP diesen Block mehr oder weniger aufgegeben hat.