Wirtschaft | Zwischen Vierschach und Padola

Das Seil ist gespannt

Zunächst sicherte sich die Sexten Dolomiten AG den Haunold, dann die Rotwand und nun auch die skitouristischen Anlagen in Padola mittels der Einverleibung der 'Nuova Alta Val Comelico srl".

Während die Russen ihr Militär zwischen Westsibirien und der Wolga-Region den Ernstfall üben lassen und außerdem Zehntausende von Soldaten in Gefechtsbereitschaft versetzen, kündigen die Amerikaner mit nicht minderer Entschlossenheit Maßnahmen gegen das Bienensterben an.

Eine gewagte Gegenüberstellung. Vielleicht! Es ist jedoch hinreichend bekannt, dass der Tod aller Bienen und deren Artgenossen unweigerlich das Aussterben der Menschheit zur Folge hätte, also weit dramatischere Auswirkungen als eine Schlacht zwischen Militärs auf dem Lande nach-sich-ziehen würde. Deshalb tun die Amerikaner gut daran, einen ökologischen Feldzug für das Leben der Bienen und ergo unserer Nachkommenschaft zu starten, anstatt kettenrädrige Kröten über Land zu jagen oder stählerne Drachen steigen zu lassen und überdimensionale Zigarren ins Leere des Universums zu schießen, zumal derartige Rauchwaren unverhältnismäßig teuer sind.   

Während nun auf der Welten größten Bühne die Mächtigen sich um die Macht über Menschen und Territorien streiten, dreht ein Filmteam im Hochpustertal eine weitere Episode zum Streifen "Un passo dal cielo", in dem Terence Hill die Hauptrolle spielt. Nahezu zwei Dutzend Folgen davon wurden bisher im ersten Kanal des italienischen Fernsehens ausgestrahlt. Mit bis zu 5 Mill. Einschaltungen pro ist der Film ein Erfolgsprojekt. Deshalb werden derzeit weitere Folgen produziert. Am vergangen Samstag standen in Innichen hierfür der junge Künstler Gabriele Rossi im Mittelpunkt des Geschehens. An die 60 Komparsen bildeten den Rahmen für den Einkaufsbummel im Dorfzentrum.

Die Dreharbeiten für weitere Episoden dauern noch bis zum 19. Juli an. Darauf wird eine Pause bis Ende August eingelegt. Dann geht's weiter bis ca. Mitte Oktober. Damit hätte die dritte Staffel alles Material zur Erstellung weiterer Folgen der Förstergeschichte im Kasten, sagte der vor Ort stabführende Regisseur, Jan Michelini, dem Autor dieses Beitrages. Mit dem Abzug der Filmgesellschaft wird dann auch die Nordica Arena in Toblach zwecks weiterer Verwendung frei. Diese wurde nämlich vom Produzenten des Streifens für die Zeit der Dreharbeiten als Logistikzentrum angemietet. Für danach sind neue Pächter für die Anlage gesucht, doch das Interesse sei äußerst beschränkt, weiß ein Insider, obschon die Lokale der Bar attraktiver gestaltet wurden. Außer Betrieb ist ebenso und immer noch der Kletterturm. 

Das friedliche Bild in der Idylle Innichens wurde drüber hin von 2000 Sängern und Sängerinnen aus diversen Nationen und Kontinenten vertont, die im Rahmen des Chorfestivals ihr Repertoire dort oder in vielen anderen Orten und Stätten des Pustertales ab dem 18. Juni zum Besten gaben. Am späteren Abend des Samstags (21. Juni), nach der "Parade der Chöre", gipfelte das Sängerspektakel in einem viel applaudierten Gemeinschaftsvortrag am Pflegeplatz. Es folgte die "Nacht der Chöre". Das Festival fand seinen Abschluss tags darauf (am Sonntag Vormittag) in Sexten mit dem "Wiedersehensfest". Und es wird eines geben - bereits im nächsten Jahr.

All diesen wundersamen Dingen war am 18. Juni eine andere Veranstaltung 'beigemengt', deren Töne die Menschen des Hochpustertales und des Alta Val Comelico jenseits des Kreuzbergpasses noch lange im Ohr behalten werden. Wie auf salto.bz in einem Vorbericht dazu dargestellt, wurde an jenem Tag die geplante Einverleibung der "Nuova Alta Val Comelico srl" durch die 'Sexten Dolomiten AG'  von deren Gesellschaftern auf einer außerordentlichen Vollversammlung in Innichen auch formell vollzogen, nachdem sie de facto schon vorher so gehändelt worden war. Die Versammlung erfolgte erwartungsgemäß unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Die Gesprächsbereitschaft unter den Aktionären war nach der Versammlung sehr gering. Auf die Frage des Autors dieses Beitrags, was nun gewesen sei, meinte einer der Teilnehmer: "Was wird schon g'wesn sein. Die Großen sind größer und die Kleinen kleiner g'wordn!" Und die Padolaner? "De hobn nix mear zu meldn!"

Wenn dem so wäre, dann muss man sich ernsthaft fragen, für wen wurde der sogenannte Fondo Brancher nun eigentlich geschaffen? Für die Großmogule diesseits des Kreuzbergpasses, um den Hilfsbedürftigen jenseits der Provinzgrenze mittels Geldern aus dem Steuertopf noch ihr Letztes zu nehmen? Oder für die vergleichsweise Armen und Hilfsbedürftigen dort, um ihnen auf die Beine zu helfen und eine Perspektive zu eröffnen? Es gibt in Padola auch Widerstand gegen die derzeit geplanten Maßnahmen zum geplanten Strukturwandel. 

Das Seil von Vierschach bis Padola wurde durch die Fusion zwar gespannt, ob es den Druck auch aushält, das ist eine offene Frage. Wie auch immer: "Senfters Salat" wird einem mittlerweile auch in dessen Bistro am Platzl in Innichen empfohlen.