Gesellschaft | Farbkleckse

Ein heilloses, farbliches Durcheinander

Die neue Boulderhalle in Bruneck ist sozusagen betriebsbereit. Sie dürfte ihre Tore in Bälde öffnen, sofern sich überhaupt eine fachkundige Führung hierfür findet.

 

Indoor: Die neue Kletterhalle umfasst 3 Bereiche: Vorstiegsbereich, Schulungsbereich, Boulderhalle (wpz)

Der auffällige Palast westlich von Brunecks Schulzentrum ist in aller Form integrierter  Teil des Schulzentrums, denn Südtirols größte, modernste und mit Abstand aufwändigste In- und Outdoor-Kletterhalle wurde seinerzeit als Schulsportanlage deklariert, sonst - so wissen Insider - wäre eine Finanzierung nicht möglich gewesen. Immerhin wird der Aufwand alles in allem mit rund 8 Mill. € beziffert. Zuviel für das Assessorat für Sport, das zu jener Zeit vom Präsidenten der Provinz, Dr. agr. Luis Durnwalder, höchst persönlich verwaltet wurde. Für die Stadtgemeinde Bruneck wäre der Brocken ohnehin unverdaulich gewesen, zumal der Gemeinde in jüngster Zeit eine Pro-Kopfverschuldung von rund 3.000 € von den Medien (NSTZ) angelastet wurde. Damit läge Bruneck hinsichtlich der Verschuldung südtirolweit im Spitzenfeld. 

Der Outdoor-Bereich. Ihm vorgelagert sind die Treppen für die Zuschauer (wpz)

Im Zusammenhang mit der schulischen Nutzung taucht natürlich die Frage auf, inwieweit das Angebot von den Schülern auch beansprucht werden kann bzw. werden darf, denn Schulen öffnen sich in der Regel gegenüber gefährlichen Sportarten als Unterrichtsfach überhaupt nicht. Ob diesbezüglich der vorhandene "Schulungsbereich" den Direktoren Gewähr genug für die Unversehrtheit ihrer Zöglinge ist, hat wohl jeder für sich zu entscheiden und zu verantworten. Sicher, völlig gefahrlos ist überhaupt kein Sport - außer das Schach!  Aber das ist bekanntlich "nur" ein Denksport und passt somit nicht ins Programm. 

Der verglaste Palast und sein Vorhof. Im hinteren Bereich sind das Büro, die Kasse, die Verleihstelle und die Bar untergebracht (wpz)

Wer soll nun diesen Tempel führen bzw. auch pachten? Darum bemüht hatte man sich schon seit geraumer Zeit, doch mit wenig Glück, denn die Vorstellung über den zu leistenden Pachtzins klaffte zwischen den Interessenten weit auseinander. Es zirkulierten horrende Ziffern - bis zu 200.000 € jährlich! Dass da niemand zupackte - wen wundert's!! Mittlerweile hat sich das "große Verlangen" gelegt. Ob der AVS den technischen Teil übernimmt? Nach letzten Indiskretionen soll das in der Tat der Fall sein. Was dann mit dem bestehenden Kletterturm in der Nähe des Brunecker Rathauses passiert, weiß man heute noch nicht so genau. Bis auf Weiteres wird der Betrieb dort uneingeschränkt weiter gehen. Immerhin bietet auch diese Halle die stattliche Anzahl von 36 Routen an. Freilich, gemessenen am Angebot der neuen Anlage, fällt dieses eher bescheiden aus. Selbst die Nordic Arena mit ihren 80 Routen der Schwierigkeitsgrade 4b bis 9a zieht im Vergleich mit der Neuen von Bruneck eindeutig den Kürzeren.

  

Weniger Freude, wenn nicht gar verärgert, sind die Toblacher (kl. Bild links) und die Sextner (Mitte) über den nunmehr "übermächtigen" Konkurrenten in Bruneck (kl. Bild r.) mit der "überdimensionierten Boulder-Schulsportanlage".  (wpz)