Gesellschaft | Abschalten

Luxusgut Urlaub

Trotz eines Jobs und endloser Arbeitsstunden können sich zahlreiche Menschen keine Auszeit gönnen- mit gesundheits- und volkswirtschaftlichen Folgen.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.

Die moderne Welt ist geprägt von Hektik, Stress und einem ständigen Wettbewerb um Erfolg und Wohlstand. Inmitten dieses Wirbels ist der Urlaub zu einer raren und kostbaren Ressource geworden, die jedoch für viele Menschen unerreichbar bleibt.

Urlaub machen ist ein relativ neues Konzept, welches sich in den letzten beiden Jahrhunderten entwickelt hat. Vorher galten Reisen ausschließlich als Tätigkeit der Wohlhabenden – der wirtschaftliche Wachstum und die gerechteren Arbeitsbedingungen haben jedoch dazu geführt, dass sich heute in Italien, sowie im Rest Europas, ein Großteil der Bevölkerung einen Urlaub gönnt. Im Sommer 2022 gingen mindestens 35 Millionen Italiener für einige Tage in den Urlaub, auch im Zeitraum zwischen Juni und September 2023 werden es nach Schätzungen über 30 Million sein. 2022 verzeichnete das nationale Statistikinstitut Istat knapp 55 Millionen Reisen (54.811.000). Zwar ist die Anzahl der Reisenden wieder nach den Pandemiejahren angestiegen, sie liegt aber noch unter den 2019 registrierten Werten.

Der Wunsch nach Erholung und Regeneration

Knapp 7 von 10 Reisenden geben als Grund für den Urlaub Spaß, Erholung oder Entspannung an. Das sind auch die Motive, die 2023 ausschlaggebend sein werden, sagt das Demoskopieinstitut YouGov. Es ist kein Geheimnis, dass Arbeit für Körper und Psyche belastend sein kann. Deadlines, Termine und der ständige Druck, produktiv zu sein, haben sich in den Alltag vieler Berufstätiger eingeschlichen. Doch gerade in Zeiten zunehmender Anforderungen ist es von zentraler Bedeutung, aus dem Hamsterrad auszusteigen und den eigenen Interessen außerhalb des Arbeitsumfelds Raum zu geben. Wie auch AFI-Studien belegen, sind regelmäßige Pausen und Momente der Erholung essenziell, um nicht nur die eigene Leistungsfähigkeit aufrechtzuerhalten, sondern auch, um das Risiko von Burnout und stressbedingten Erkrankungen zu minimieren. Ein bewusstes Abschalten ist unerlässlich für das körperliche und geistige Wohlbefinden. Der Urlaub stellt dabei eine einzigartige Möglichkeit dar, Zeit mit Familie und Freunden zu verbringen, den persönlichen Interessen nachzugehen und Beziehungen zu pflegen. Indem man sich bewusst von der Arbeit distanziert, kann ein gesundes Gleichgewicht zwischen beruflichen Verpflichtungen und privaten Interessen geschaffen werden, um später gestärkt in den Arbeitsalltag zurückzukehren.

Ein bewusstes Abschalten ist unerlässlich für das körperliche und geistige Wohlbefinden.

 

„Abschalten“ fördert Kreativität und Innovation

Der Geist benötigt Raum, um sich zu entfalten und kreative Impulse zu erhalten. Indem sich Beschäftigte eine Auszeit gönnen, können sie neue Perspektiven gewinnen, ihre Kreativität stimulieren und innovative Lösungsansätze für berufliche Herausforderungen entwickeln. Studien zeigen, dass eine angemessene Erholung die Produktivität steigern kann, da MitarbeiterInnen nach ihrem Urlaub erfrischt, fokussiert und motiviert sind. Der Urlaub bietet die Möglichkeit, körperliche Aktivitäten zu intensivieren und mehr Zeit für Fitness und Wohlbefinden zu nehmen. Eine gute körperliche Verfassung wirkt sich positiv auf die allgemeine Lebensqualität aus und verringert das Risiko von gesundheitlichen Problemen.

Urlaub können sich nicht alle leisten

Doch zurück zu den Urlaubsgewohnheiten der Italiener: Immer YouGov zufolge bliebt für 62% der Belpaese ihr Reise- und Urlaubsziel. Auch der größte Anteil der deutschen und englischen Bevölkerung gibt an, dass Italien das Lieblingsreiseziel ist. Als Hauptgrund dafür gelten das artistische, kulturelle und historische Erbe der Halbinsel. Selbst der starke Inflationsschub der letzten beiden Jahre und der damit verbundene Kaufkraftverlust scheint dies nicht verändert zu haben: 9 von 10 Befragen werden sich auch 2023 einen Sommerurlaub gönnen. Einem Bericht von Altroconsumo zufolge, in welchem Informationen der beliebtesten Reiseziele Italiens ausgewertet werden, betragen die Reise- und Unterhaltskosten eines einwöchigen Urlaubs für zwei Personen im Durchschnitt rund 930 €. Allerdings reagieren Italiener – das zeigt eine Umfrage des Instituto Piepoli –  als Antwort auf die steigenden Reise- und Urlaubskosten, mit einer Verkürzung ihres Reiseurlaubs.

Die hohen Lebenshaltungskosten in Italien, insbesondere in den großen Städten des Nordens der Halbinsel, stellen eine weitere Hürde dar. Hohe Mieten, steigende Preise für Produkte der Grundversorgung und hohe Energie- und Treibstoffpreise belasten das verfügbare Einkommen stark. Nach Abzug dieser notwendigen Ausgaben bleibt oft kein Spielraum für einen Urlaub. Trotz harter Arbeit und eisernem Einsatz bleibt somit viele ArbeitnehmerInnen, insbesondere jenen aus den Niedriglohnbranchen, ein erholsamer Urlaub verwehrt. Niedrige Löhne, prekäre Beschäftigungsverhältnisse, hohe Lebenshaltungskosten, finanzielle Verpflichtungen (wie die Abbezahlung eines Darlehens oder fällige Unterhaltszahlungen) sind die Hauptursachen für diese unglückliche Realität. Um diese Umstände zu verändern ist es notwendig, dass Regierungen, ArbeitgeberInnen und Organisationen gleichermaßen aktiv werden, um gerechtere Arbeitsbedingungen zu schaffen, angemessene Bezahlung sicherzustellen und allen arbeitenden Menschen die Möglichkeit zu geben, sich eine wohlverdiente Auszeit zu gönnen. Denn der Urlaub ist mehr als nur eine Belohnung für harte Arbeit – er ist die Basis für körperliches, geistiges und emotionales Wohlbefinden.

Trotz harter Arbeit und eisernem Einsatz bleibt somit viele ArbeitnehmerInnen, insbesondere jenen aus den Niedriglohnbranchen, ein erholsamer Urlaub verwehrt.