Gesellschaft | Auer

Kurz vor dem Abschalten?

Der Fahrkartenschalter in Auer verwaist zusehends. Wie es um die Zukunft der Schalterdienste bestellt ist, wollen die Grünen in zwei Landtagsanfragen wissen.
Zugbahnhof Auer
Foto: Südtirol für alle

Herr Cavosi ist eine Unterlandler Rarität. Robert Cavosi, wie er mit vollem Namen heißt, ist Schalterbeamter am Zugbahnhof in Auer – und damit der einzige seiner Art zwischen Bozen und Salurn. Bis auf den Bahnhof Auer ist kein Bahnhof im Unterland personell besetzt. Herr Cavosi verkauft Fahrkarten, gibt Auskünfte an Pendler und Touristen und sorgt mit seiner Anwesenheit auch dafür, dass das Auerer Bahnhofsgebäude nicht verwaist. Doch immer seltener ist er an seinem Arbeitsplatz anzufinden. Das ist auch Brigitte Foppa aufgefallen. Die Grüne Landtagsabgeordnete pendelt regelmäßig mit dem Zug von Auer nach Bozen. Sie weiß, welch wichtige Funktion der Bahnhof in Auer für das Unterland und auch das Fleimstal hat: “Er ist der zentrale Umschlagplatz für den Pendlerverkehr im Unterland und wichtiger Zubringer auch für den Tourismus.”
Allerdings hat sie festgestellt: “Seit Mai dieses Jahres war der Schalter an zehn bis zwölf Tagen ganzzeitig geschlossen. Man sieht Touristen und ältere Menschen, die ratlos an den unterschiedlichen Ticketautomaten stehen, die teilweise nicht funktionieren.”

Tatsächlich verrät ein Blick auf die Internetseite von Trenitalia, die die Schalter betreibt: In diesem Monat bleibt der Fahrkartenschalter am Zugbahnhof von Auer am 1., 7., 10., 14., 18., 21. und 29. August geschlossen. Bedenkt man, dass der Schalter an Wochenenden und Feiertagen grundsätzlich zu bleibt, stellt sich heraus, dass er im starken Urlaubsmonat August an 16 von 31 Tagen geschlossen ist.

Damit nicht genug. “Auch wurde eine völlig unverständliche Öffnungszeitenänderung vorgenommen”, zeigt Brigitte Foppa auf. “Während früher der Schalter ab 6.30 Uhr offen war, öffnet der Dienst jetzt erst um 8.20 Uhr. Die frühaufstehenden Pendlerinnen und Pendler finden am frühen Morgen einen verlassenen Schalter vor.”

Neben Auer gibt es in Südtirol – laut Trenitalia-Webseite – Fahrkartenschalter an den Zugbahnhöfen von Bozen, Brixen, Bruneck, Meran, Innichen und Sterzing. In den beiden Letzteren gelten ebenfalls reduzierte Öffnungszeiten. In den vier größeren Städten halten die Schalter hingegen sieben Tage die Woche und auch an Feiertagen offen, und zwar durchgehend von frühmorgens bis mindestens 19.50 Uhr in Bruneck und maximal 21 Uhr in Bozen. Zur geringen Anzahl an den südtirolweiten Schalterdiensten, ebenso wie zur Situation am Bahnhof Auer, haben die Grünen je eine Landtagsanfrage eingereicht. “Auf eine erste Nachfrage bei Trenitalia wurde mir mitgeteilt, dass aufgrund zahlreicher Pensionierungen, für die keine Nachbesetzung gefunden werden konnte, die Beamten zwischen den Fahrkartenschaltern rotieren müssen”, sagt Brigitte Foppa. Sie will nun detaillierte Antworten, unter anderem über die Gründe für die veränderten Öffnungszeiten und die sich häufenden Schließungen – und über die Pläne der Landesregierung für den Bahnhof Auer. Außerdem fordern die Grünen Auskunft über die Dienste an sämtlichen Bahnhöfen des Landes und wie sich die Anzahl der Schalterdienste seit 2012 verändert hat.