Wirtschaft | Energie

Der Ofen-Boom

Bis vor Kurzem galten Öfen noch als stilvolle Hingucker in Stuben und Wohnzimmern. Heute werden sie als Alternative zur teuren Gasheizung immer beliebter.
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Foto: Sven Brandsma on Unsplash
Nicht erst seit der Energiekrise liegen Öfen in Südtirol im Trend. Mit den hohen Gaspreisen sucht die Bevölkerung nach alternativen Heizquellen und zu den beliebtesten Alternativen gehört offenbar die Biomasse Holz. Alex Pertoll vom Ofenhaus Südtirol bestätigt das, obwohl die Nachfrage bereits mit der Corona-Pandemie zu steigen begann. „Seit dem Ukraine-Konflikt und den damit verbundenen Preiserhöhungen ist die Nachfrage nochmals um ein Vielfaches gestiegen“, sagt Pertoll. 
Die Dachorganisation CIPRA, die sich für den Schutz und die nachhaltige Entwicklung der Alpen einsetzt, findet diese Entwicklung bedenklich. „Brennholz kann kein Ersatz für teures, quotengebundenes Methan (Hauptbestandteil von Erdgas, Anmerkung d. R.) sein“, lautet ihre Botschaft in einer Medienmitteilung. Ihr Kritik: Massenweise Wälder abholzen, um das Holz in Öfen von ineffizienten Gebäuden zu verbrennen, sei keine nachhaltige Energiewende.
 

Gestiegene Nachfrage

 
Der Ofen-Boom hänge laut Pertoll zum einen mit der Preisentwicklung von Gas und Strom zusammen. Denn grundsätzlich könne mit einem Ofen billiger geheizt werden als mit einer Gasheizung. Es hänge jedoch stark davon ab, ob mit Pellets oder Holz geheizt wird. „Die Pelletpreise sind sehr stark mit Angebot und Nachfrage gekoppelt. Außerdem ist das Angebot begrenzt, da Holz erst zu Pellets verarbeitet werden muss. Deshalb hatten wir in den letzten Monaten einen extremen Preisanstieg. Bei Holz ist dies etwas anderes, da das Angebot viel größer ist“, so Pertoll.
 
 
„Ein weiterer Grund, der seit Coronabeginn sehr zugenommen hat, ist das Bedürfnis unabhängig zu sein und im Notfall autark zu leben. Zudem möchten viele Bürger:innen ihr Geld aufgrund der hohen Inflation investieren, insbesondere in das Eigenheim“, erklärt der Produktverantwortliche beim Ofenhaus.
Auch wenn jeder Kunde und jede Kundin andere Bedürfnisse habe, seien kleine Heizöfen derzeit stark im Trend. „Diese sind wesentlich günstiger und schnell aufgebaut im Vergleich zu gemauerten Öfen.“ Die durchschnittliche Wartezeit für einen Ofen beträgt zurzeit zwischen zwei bis sechs Monate. Die genaue Wartezeit hänge vom Modell und Hersteller ab, aber auch von der Verfügbarkeit der Fachkräfte für Planung und Aufbau.
 

Trend zu mehr Nachhaltigkeit?

 
Alex Pertoll vom Ofenhaus Südtirol vermutet, dass die hohe Nachfrage mit sinkenden Rohstoffpreisen wieder fallen werde. Im Vergleich zum Vor-Corona-Niveau könnte sie aber durchaus höher sein. Was die Nachhaltigkeit betreffe, versuche auch die Ofen-Branche diesem Aspekt gerecht zu werden. „Heizeinsätze müssen in Italien mittlerweile zertifiziert sein, kurz gesagt müssen sie einen gewissen Wirkungsgrad erreichen“, erklärt Pertoll.
 
 
Die energetische Nutzung von Holz, insbesondere der thermischen, könne laut CIPRA nicht nur eine echte Alternative zur Nutzung fossiler Energieträger sein, sondern auch eine wichtige Ergänzung für die nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder darstellen. Denn dann könne Holz nicht nur für den Bau von langlebigen Gütern, Häusern und Gegenständen, sondern auch als Energiequelle verwendet werden.
„Wir müssen uns jedoch im Klaren sein“, sagt Vanda Bonardo, Präsidentin von CIPRA Italien, „dass hölzerne Biomassen ein wesentlicher Bestandteil der Energiewende sind, aber nur, wenn sie effizient genutzt werden, in ausgezeichneten Verbrennungsanlagen mit allen notwendigen Vorkehrungen, einschließlich des Einsatzes von Abgasfiltern, um die Feinstaubemissionen nicht zu erhöhen, und wenn sie aus nachhaltigen lokalen Lieferketten stammen.“
Wenn mit fossilen Brennstoffen betriebene Heizkessel in ineffizienten Gebäuden durch ineffiziente Biomassefeuerungsanlagen ersetzt werden, die mit billigeren Brennstoffen und von Nutzer:innen betrieben werden, die „nicht wissen, wie sehr sich ihr eigenes Handeln und die Qualität der Brennstoffe auf die Emissionen auswirken“, sei das „schlichtweg schädlich für die Luftqualität, die ländliche Wirtschaft und die Wälder“.