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Südtirols jüngste Genossen

Die erste Schülergenossenschaft des Landes will einen konkreten Beitrag zum Schutz der Umwelt und Stärkung der regionalen Kreisläufe leisten.
Schülergenossenschaft Tisens
Foto: RVS

“Es ist so, als ob wir jetzt ein neues, super schnelles Auto hätten, das wir noch zu fahren lernen müssen.” Der Vergleich, den Christine Gutgsell anstellt, sitzt. Die Fachlehrerin der Hauswirtschaftsschule “Frankenberg” in Tisens war federführend an dem Projekt beteiligt, das seit wenigen Tagen Realität ist: Südtirols erste Schülergenossenschaft.

Am 19. November haben 22 Schülerinnen und Schüler der 3. Klasse der Tisner Fachanstalt für Hauswirtschaft und Ernährung – so der offizielle Namen der Frankenberg-Schule – im Beisein von Obmann Herbert Von Leon und Generaldirektor Paul Gasser am Sitz des Raiffeisenverbandes in Bozen die Gründungsurkunde unterschrieben. Die Schülergenossenschaft dient schulischen Übungszwecken und hat sich der Nachhaltigkeit verschrieben. Darauf verweist bereits der Name: “hondgmocht – hausgmocht”. Mit selbst hergestellten Wachstüchern aus Baumwollresten und Bienenwachs für Lebensmittel, genähten, upgecycelten Einkaufstaschen und Catering-Angeboten mit saisonalen, regionalen und möglichst biologischen Produkten, möchten die Drittklässler der Tisner Schule einen konkreten Beitrag zum Schutz der Umwelt und Stärkung der regionalen Kreisläufe leisten.

 

In intensiver Vorarbeit mit dem Raiffeisenverband wurde den Schülern unter anderem Theorie und Praxis von Genossenschaften nahegebracht, ein Statut ausgearbeitet und die verschiedenen Gremien besetzt. Zur Obfrau wurde die Schülerin Corinna Stocker gewählt.

Auch der erste “Auftrag” ist bereits ins Haus geflattert: Am 7. Februar 2020 wird “hondgmocht – hausgmocht” das Catering für die landwirtschaftliche Tagung des Raiffeisenverbandes übernehmen.

 

Bei den Erwachsenen, die das Projekt betreuen, ist die Freude groß: “Für uns als Schule und Ausbildungsstätte ist sinnstiftendes Lernen ein großes Thema und die ‘Gründung’ einer Genossenschaft ist ein gutes Beispiel dafür, Jugendlichen zu zeigen, was man im Zusammenschluss gemeinsam bewegen und erreichen kann, meint die Direktorin der Hauswirtschaftsschulen Haslach, Neumarkt und Tisens, Gudrun Ladurner. Die Führungsspitze des Raiffeisenverbandes stimmt zu. “Es ist wichtig, dass der genossenschaftliche Gedanke in der jungen Generation verankert wird”, betont Obmann Von Leon. Generaldirektor Gasser spricht von einem besonderen Tag für den Raiffeisenverband: “Wir freuen uns sehr, dass wir die erste Schülergenossenschaft ‘gegründet’ haben und damit das Erbe von Friedrich Wilhelm Raiffeisen zu den jungen Menschen gebracht haben.” Und die Tisner Schulleiterin Christine Holzer spricht den Schülern motivierend zu: “Die Rahmenbedingungen sind nun geschaffen. Jetzt geht es darum, das Projekt mit Leben zu füllen.”