Ötzieon
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Bauprojekte in Bozen haben es seit Jahr und Tag schwer, umgesetzt zu werden. Von der Talferbrücke in den 80ern, der Eisackuferstraße in den 90er bis hin zu aktuellen Projekten wie der Umfahrung, dem Walterpark und dem sowieso noch immer ausständigen Bibliothekszentrum brauchen bauliche Ideen in Bozen vor allem Zeit und Nerven.
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Ein weiteres Beispiel in dieser Liste ist das Ötzi Museum, für das seit jeher ein neuer Standort gesucht wird und bisher jeder Vorschlag in ein Politikum ausartete. Sei es die unterirdische Verbindung zum Stadtmuseum, die Virglvariante in Kooperation mit der Signa, der Vorschlag im „italienischen Bozen“ in Verbindung mit dem Bibliothekszentrum oder die Projekte an der Tafelbrücke nach Vorschlägen von der Fa. Tosolini. Immer gab es Für- und Gegensprecher, jedoch kaum einmal hatte dies etwas mit der Lage und dem Museum selbst zu tun, zumindest nicht sachlich.
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Vielmehr ging es meist um politische Agenden, Machtspielereien oder um das Geld, welches der Mann aus dem Eis mit sich schleppt. Kein Zufall also, dass Neo-Landtagsabgeordneter Christian Bianchi zu seinem Amtsantritt als Hochbau-Landesrat nicht nur die derzeitige Planung des Bibliothekszentrums in Bozen infrage stellte, sondern gleich auch die Lage des neuen Ötzi Museums erneut hinterfragte und damit eigentlich aufzeigte, wieso in Bozen Bauvorhaben so lange brauchen.
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Ein weiteres Beispiel dafür ist der Podcast zum Thema gestern auf SALTO. In einer recht interessanten Diskussion ging es gerade mal am Anfang kurz in einem Wortbeitrag von Kulturlandesrat Philipp Achhammer um das Ötzi Museum selbst und den Vorschlag, das Museion durch das neue Ötzi Museum zu ersetzen. Dabei betonte er technische wie inhaltliche Probleme und seine persönliche ablehnende Haltung dazu. Ansonsten ging es die restlichen 45 Minuten vor allem um das vom Bozner Stadtrat & Architekt Stefano Fattor vorgebrachte Thema, dass das Museion wegkann und soll.
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Ob er das Museum für moderne und zeitgenössische Kunst dabei ganz entfernen will oder nur verlegen möchte, blieb offen. Auch die Gewissheit, ob er überhaupt das Ötzi-Museum dort an der Talfer als sinnvoll erachtet, blieb er schuldig. Wichtig war nur, dass das Museion endlich wegkommt, zumindest solange, bis es Besucherzahlen wie das „British Museum“ oder andere Institutionen von Weltrang aufweisen würde. An einem „Nischenmuseum einer kleinen Bubble“ hätte er kein Interesse und kann ihm anscheinend auch nicht neutral gegenüberstehen.
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Ötzi also wieder einmal als Mittel zum Zweck, diesmal persönlich oder politisch störendes zu entfernen und durch die großen Massen zu ersetzen. Warum der Standort des Museions sich für Ötzi besonders gut eignet oder zumindest viel besser als der derzeit offizielle geplante Standort am Ex-Enel Gelände, welcher nur 180m entfernt in derselben Straße liegt, blieb bis zum Schluss offen.
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Bozen wäre jedenfalls gut beraten, dessen Schwierigkeit, ein Museum zu bauen, nicht damit zu lösen, dass man zwei baut. Ein neues für das Museion und einen Totalumbau dessen, mit 15 Jahren wohl nicht sehr sanierungsbedürftigen, Bestandes für Ötzi.
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Mehr zum Potenzial des EX-Enel Areals, dem geplanten Standort des neuen Ötzi Museums im Turris Babel 131 | Versuchsfeld Stadt:
Bozen als Museumsstadt Studentenprojekte zum Thema
betreut von Michel Carlana, Michela Pace, Francesco Trovò
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Das kostspielige Anlocken…
Das kostspielige Anlocken der IDM von internationalem Publikum, um von den Warteschlangen im 10 Sekunden-Takt, vom unwürdigen Schauen auf die Gletscher-Leiche-Ötzi abgedrängt zu werden, ist mehr als fragwürdig.