Gespräch unterm Schlern
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Was sagt Arno Kompatscher zum Brexit? Wie sieht er die Zukunft Europas, wie jene Südtirols? Was hält der Landeshauptmann von Norbert Hofer? Wie steht er zur Option und wie bewertet er das Zusammenleben im Land fast 80 Jahre später? Antworten auf all diese Fragen liefert der Landeshauptmann in einem Interview, das der Journalist Oliver Das Gupta für die Süddeutsche Zeitung (SZ) mit Kompatscher geführt hat. Dafür ist der SZ-Reporter in den Heimatort des Landeshauptmanns Völs am Schlern gereist. Das Gespräch, das die beiden geführt haben, wurde gestern (22. Juni) auf der Internetseite der SZ veröffentlicht. “Ein Brexit darf nicht das Ende der EU bedeuten”, so der vielsagende Titel, der bereits darauf hinweist, dass dem Journalisten mit Arno Kompatscher ein glühender Europäer gegenübersitzt.
Mir wäre eine kleinere Gruppe fortschrittswilliger und fortschrittsfähiger Länder lieber als eine große EU, die ständig um Handlungsfähigkeit ringt.
Aus diesem Grund verurteilt der Landeshauptmann auch die nationalistischen Tendenzen, die in zahlreichen EU-Ländern derzeit im Aufwind sind. Für Südtirol, das Kompatscher als “kleines Europa in Europa” bezeichnet, hätte eine Renationalisierung Europas “drastische Folgen”.
Der Nationalismus des 20 Jahrhunderts mit den beiden Weltkriegen ist die Ursache für unsere Situation. Die Südtirol-Frage nationalstaatlich beantworten zu wollen, bringt nur neue Konflikte und gefährdet all das, was wir erreicht haben.
Bei der Vision Norbert Hofers (“Österreichs Fast-Präsident”, Zitat Das Gupta), Südtirol zu Österreich zurückzuholen, winkt Kompatscher ab: “Mit solchen Aussagen qualifiziert sich Hofer nicht gerade für ein höheres Amt.” Nach einem kurzen Exkurs in die Landesgeschichte fragt der SZ-Journalist den Landeshauptmann nach einem Thema, “das in Ihrer Heimat lange tabu war”: die Option. “Es war ein teuflischer Deal der beiden Diktatoren (Adolf Hitler und Benito Mussolini, Anm.d.Red.), der viele Wunden geschlagen hat”, sagt Kompatscher und verrät, dass seine Familie 1939 zu jenen gezählt hat, die optiert hatten (“aber niemand ist letztendlich ausgewandert”).
Als deutschsprachiger Südtiroler bin ich ein Angehöriger der österreichischen Minderheit. Die Sprache und die Tiroler Kultur sind wichtige Elemente meiner Sozialisation. Aber eine Sozialisation schließt doch andere nicht aus. Ich bin auch Jazzfan, was mich mit vielen Menschen aus aller Welt verbindet.
Das gesamte Interview kann hier nachgelesen werden.