Chronik | Schule

Eltern kritisieren Schulproteste

Elternvertreter in Toblach warnen vor Bildungsnachteilen durch Protestmaßnahmen und fordern Politik und Lehrkräfte zu verantwortungsvollem Handeln auf.
Kinderbetreuung
Foto: Artem Kniaz/Unsplash
  • In einem offenen Brief äußern die Elternvertreter des Schulsprengels Toblach ihre Bedenken hinsichtlich der aktuellen Entwicklungen im Bildungswesen und nehmen Stellung zu den geplanten Protestmaßnahmen des Lehrpersonals. „Die Lage an unseren Schulen ist unbestreitbar angespannt“, heißt es in dem Schreiben, in dem auf unzureichende finanzielle Mittel, sich verschlechternde Arbeitsbedingungen für Lehrkräfte und stagnierende Gehälter hingewiesen wird. In dieser Situation sei es nachvollziehbar, dass das Lehrpersonal auf seine Herausforderungen aufmerksam machen wolle.

     

    „Dennoch halten wir es für unangemessen, die Streichung von Schulausflügen, Theaterbesuchen und Projekten als Mittel des Protests einzusetzen und den Unterricht auf reinen Frontalunterricht zu beschränken.“
     

    „Dennoch halten wir es für unangemessen, die Streichung von Schulausflügen, Theaterbesuchen und Projekten als Mittel des Protests einzusetzen und den Unterricht auf reinen Frontalunterricht zu beschränken“, kritisieren die Elternvertreter. Diese Aktivitäten seien keine bloßen Freizeitbeschäftigungen, sondern essenzielle Bestandteile einer ganzheitlichen Bildung. Sie förderten die soziale Entwicklung der Kinder, stärkten das Gemeinschaftsgefühl, und insbesondere das praktische Lernen werde durch solche Erfahrungen unterstützt.

    „Der Wegfall dieses Angebots hat gravierende Konsequenzen für die Lebensvorbereitung der Kinder. Er führt nicht nur zum Verlust sozialer Kontakte, sondern könnte langfristig negative Auswirkungen auf jene haben, die sich auf den Einstieg ins Berufsleben oder ein Studium vorbereiten“, heißt es weiter im Brief. Viele Kinder freuten sich auf solche Erfahrungen – es wäre äußerst bedauerlich, wenn sie im kommenden Schuljahr aufgrund mangelnder Vorbereitung Rückschläge erleiden müssten. Besonders betroffen seien Kinder aus sozial benachteiligten Verhältnissen, die auf diese Angebote angewiesen seien, da sie sonst oft keine Gelegenheit hätten, wichtige Erfahrungen zu sammeln.


    „Es ist unerlässlich, dass sich die Politik ernsthaft mit diesem Problem auseinandersetzt. Sie darf die Bedürfnisse unserer Kinder nicht aus den Augen verlieren. Wir fordern die Verantwortlichen auf, die Qualität der Bildung nachhaltig zu sichern.“ 

     

    „Es ist unerlässlich, dass sich die Politik ernsthaft mit diesem Problem auseinandersetzt. Sie darf die Bedürfnisse unserer Kinder nicht aus den Augen verlieren. Wir fordern die Verantwortlichen auf, die Qualität der Bildung nachhaltig zu sichern“, betonen die Elternvertreter. Auch in schwierigen Zeiten müssten Planungen für zukünftige Bildungsangebote konsequent weiterverfolgt werden, damit die Kinder weiterhin von diesen bedeutenden Erfahrungen profitieren können. „Wir fordern die politischen Entscheidungsträger auf, sich dafür starkzumachen, dass Kinder nicht unter den Folgen politischer Entscheidungen leiden. Gleichzeitig appellieren wir an die Lehrkräfte, diese Auseinandersetzung nicht auf dem Rücken der Schülerinnen und Schüler auszutragen. Die Zukunft unserer Kinder hängt von einer verantwortungsvollen und vorausschauenden Bildungspolitik ab“, heißt es abschließend.


     

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Harald Knoflach Mo., 23.06.2025 - 18:45

Ich finde nicht, dass hier Auseinandersetzungen auf dem Rücken der Schülerinnen und Schüler ausgetragen werden. Zum einen sind die meisten Lehrpersonen selbst Eltern und würden wohl nicht gegen die Interessen ihrer eigenen Kinder agieren. Zum anderen ist das was jetzt geplant ist, einfach nur das kleinere Übel. Denn wenn sich nichts ändert, sind es in ein paar Jahren nicht mehr bloß ein paar Lehrausgänge, die nicht stattfinden können. Wer ein bisschen vorausblickt erkennt, dass die Protestmaßnahmen das zukünftige Wohl der Kinder sicherstellen sollen. Zudem würde mich interessieren, was Kritiker der Maßnahmen denn vorschlagen, was die Lehrerschaft tun soll, um eine Verbesserung des Bildungsstandortes Südtirol zu erreichen. Alles was bislang versucht wurde hat nicht funktioniert.
https://www.brennerbasisdemokratie.eu/?p=92186

Mo., 23.06.2025 - 18:45 Permalink
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Martin Daniel Mo., 23.06.2025 - 19:55

In manchen deutschen Bundesländern, z.B. Berlin, werden freie Lehrerstellen nicht mit unausgebildeten Supplenten besetzt und die Stunden aus diesen Fächern ebenso wie aus anderen Gründe ausfallende Unterrichtsstunden nicht abgehalten. Wäre das den Südtiroler Eltern lieber?

Mo., 23.06.2025 - 19:55 Permalink
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Salto User
Oliver Hopfgartner Mo., 23.06.2025 - 19:58

Ich stimme Harald zu. Leider haben die Menschen bei öffentlichen Diensten eine Art "Gratis-Vollkasko-Mentalität". Man kann nicht von Lehrern verlangen, unbezahlte Mehrarbeit zu leisten. Lehrer sind keine Sklaven. Offensichtlich ist es notwendig, so zu protestieren, dass auch die Eltern ein Interesse an einer Verbesserung haben.

Es kann nicht sein, dass ein Lehrer bei einem Lehrausflug ein paar Euri pro Stunde bekommt, obwohl gerade Ausflüge von der Aufsichtspflicht besonders herausfordernd sind. Ein Lehrer muss sich ziemlich gepflanzt vorkommen, wenn er erfragt, dass andere Berufsgruppen mehr Fahrtpauschale bezahlt bekommen als ein Lehrer für die Begleitung einer kompletten Maturareise bekommt.

Mo., 23.06.2025 - 19:58 Permalink
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Thomas Strobl Mo., 23.06.2025 - 20:44

Der Punkt ist erreicht, an dem auch die duldsamste Lehrperson den sedierenden Wortspenden der jahrelang untätigen Politik und Administration nicht mehr vertraut. "Business as usual" wird es erst geben, wenn wir von den Entscheidern endlich auch als "Business"-Partner wahr- und auf Augenhöhe ernstgenommen werden.

Mo., 23.06.2025 - 20:44 Permalink
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Klemens Riegler Mo., 23.06.2025 - 20:54

Was ich mir in dieser Debatte wünsche;
… weil als Argumente meistens irgendwelche Lohnvergleiche herangezogen werden.
* ausgehend von einem Durchschnittlichen Gehalt aller öffentlich Bediensteten! (meist wird mit Ö verglichen).
* auf Basis von / mit 40 Dienstjahren
- Nettolohnsumme
- Abfertigung
- Höhe der Rente
- abzüglich der Benefits (Weiterbildung, Computer, öffentlicher Nahverkehr, u.U. Essen … ich kenn mich echt zu wenig aus.
- insgesamt geleistete Lehrstunden und Freistunden
- eventuell sogar Schüleranzahl
- andere Basisdaten ?

Ein Job für die Salto-Redaktion?

Mo., 23.06.2025 - 20:54 Permalink
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Thomas Strobl Mo., 23.06.2025 - 21:33

Lieber Herr Riegler, als T. Widmann noch als aktiver Politiker fungierte, wollte er die Lehrerschaft durch eine Initiative zur 60-Minuten-Stunde zu Minutenzählern degradieren. Das haben wir dann eine Zeitlang gemacht und ihm in großer Zahl immer dann ein Mail geschickt, wenn wir für die Schule gearbeitet haben. Das ist dann an den erstaunlichsten Wochentagen und zu den nicht weniger überraschenden Tages- und sogar Jahreszeiten passiert, selbst im so uneeeeendlich laaaaangen Leeeeeehrersooooooommer! Möchten Sie auch so einen ähnlichen Info-Service, um doch irgendwann die harte Nuss zu knacken, dass die "geleisteten Lehrstunden" so etwas wie, äh, wie könnte man Ihnen das bloß erklären, die Spitze der Titanic... Ach, wissen Sie was, bleiben Sie doch gern bei Ihrer Meinung und halten Sie weiter Kurs auf dieses sonderbar glänzende Gebilde am Horizont: "Schiffe ruhig weiter, wenn auch der Mastbaum bricht! Der Herr (am Südtiroler Biertisch) ist dein Begleiter, er verlässt dich nicht!"

Mo., 23.06.2025 - 21:33 Permalink
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Stereo Typ Di., 24.06.2025 - 01:33

Hier wird offensichtlich in ein Wespennest gestochen. Trotzdem haben die Elternvertreter recht: Die Art des Protests ist unangemessen und trifft die Lernenden. Aber ruhig Blut - die Politik wird's über den Sommer richten.

Di., 24.06.2025 - 01:33 Permalink
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Salto User
Oliver Hopfgartner Di., 24.06.2025 - 06:37

Antwort auf von Stereo Typ

Meine Kinder trifft es nicht. Wor machen auch selbst Sachen mit den Kindern. Vor drei Wochen haben wir eine LED-Ampel gebaut, wor fahren in Museen wie das Haus des Meeres uÄ.
Am Ende sind Eltern für die Bildung ihrer Kinder verantwortlich, an die Schule wird lediglich ein Teil der Ausbildung delegiert.
Es gibt auch Studien, die zeigen, dass das Mindset der Eltern wesentlich für schulischen Erfolg ist. Allein schon die Anzahl der Bücher im Haus beeinflusst den Schulerfolg positiv, je mehr Bücher es im Haushalt gibt.

Ich halte nichts von der Mentalität, die Gesamtverantwortung für Bildung an die Institution Schule abzugeben.
Wenn wir ehrlich sind, ist die Schule für viele Eltern hauptsächlich eine billige Kinderbetreuung. Daher finde ich diese Kritik lächerlich. Wenn zB ein pädagogisches Konzept geändert wird oder der Unterricht in anderer Art verändert wird, interessiert es die meisten Eltern nicht. Das ist auch in gewisser Weise entlarvend.
Außerdem gäbe es eine einfache Lösung: Überstunden im Zuge von Ausflügen müssen ordentlich abgegolten werden + Reisekostenrückerstattung, sodass ein Ausflug für einen Lehrer kein Verlustgeschäft mehr ist.

Di., 24.06.2025 - 06:37 Permalink
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Salto User
Josef Fulterer Di., 24.06.2025 - 04:59

Über den Sommer richtet die Landes-Regierung 0,nichts, weil sie selber in die "verdiente Ruhe-Pause geht!"
Für sich + das LEITENDE PERSNAL haben es die RATs-DAMEN + -HERREN, beim leisesten Hauch einer Inflation, in schönster Eintracht mit der Opossition ja immer gerichtet!
Man muss ja schließlich dem FUß-VOLK recht umständlich erklären: "Mehr ist einfach nicht drinn!"

Di., 24.06.2025 - 04:59 Permalink