Politik | Aufschrei

Einschläferung eines Spitals

Schon beim Protest im Josef-Resch-Haus zu Innichen anfangs des Jahres 2013 ahnten die Frauen nichts Gutes, trotzdem man ihnen damals noch Hoffnung gemacht hatte.

Im Artikel von Ursula Lüfter "Rechtlicher Spielraum für Geburtsabteilungen" lachen den Lesern/-innen die Konterfeis der beiden SVP-Politikerinnen Martha Stocker und Renate Gebhard fröhlich entgegen. Befände ich mich in der Situation, die Schließung der Geburtenabteilungen in Sterzing und Innichen und möglicherweise auch Schlanders, einhergehend mit umfassender Dezimierung zusätzlicher Dienste, "positiv" erledigen zu müssen, dann wäre mir zum Lachen ganz bestimmt nicht zumute. Doch Politik ist nunmal ein hartes Geschäft. Das beteuern jedenfalls die Politiker/-innen und lassen sich dafür in harter Währung und nicht zu wenig davon bezahlen. 

Für das Vorhaben der reformwütigen Landesministerin für Gesundheit und Wohlergehen spricht allerdings die Logik: Es ist in der Tat schwer vertretbar, warum derart aufwändige Abteilungen, die weit weniger Geburten per anno zählen als das Jahr Tage hat, bestehen bleiben sollten. Dies wäre wohl nur unter rechtlich günstigeren Voraussetzungen eine vielleicht noch vertretbare Option. Damit ist gemeint, der Staat müsste die Fachabteilungen (Gynäkologie, Pädiatrie, Anästhesie) der peripheren Krankenhäuser vom obligatorischen 24-Stunden-Bereitschaftsdienst teilweise befreien. Akutfälle könnten notfalls ins nächste Krankenhaus überstellt werden - mittels der Rettungsmaschinerie am Boden und in der Luft.

Man bedenke: Die Reform verspricht diesbezüglich nicht mehr Sicherheit für die werdenden Mütter, für deren Ungeborenes bzw. Neugeborenes. Denn mit der Schließung der peripheren Geburtenabteilungen müssen alle nach Bruneck oder noch weiter weg gekarrt werden, was den Raum Hochpustertal angeht. Der obere Vinschgau befindet sich in einer vergleichbaren Situation. Und dass die Fuggerstädter ihre Sprösslinge ebenfalls am liebsten auf heimatlichem, mit rotem Teppich ausgelegten Boden zur Welt bringen möchten, leuchtet ein.

Andererseits ist es, auch verschuldet durch die überhebliche Prasserei in der Vergangenheit, schier unvermeidbar, den spitalärztlichen Gesundheitsdienst in rational-rationellere Bahnen zu lenken. Stockers Worte in Gottes Ohr: Sie verspricht trotz knapper werdender Geldmittel höhere Qualität! Das kann ihr nur dann gelingen, insofern ihr Falkenauge die Struktur-und die Verwaltungskosten im Auge behält. Es fallen alljährlich hohe Kosten für leer stehende Räumlichkeiten und ungenützte Gerätschaften an. Dasselbe gilt für den pompösen und überfütterten Verwaltungsapparat. Da muss Frau Dr. Martha Stocker schon immer mal nach Hänschens Fingerchen fassen und diese auf die angereifte Feistheit hin prüfen. 

Die Menschen werden ihrerseits darauf achten, dass die Frau Landesministerin die Peripherie nicht für das Zentralkrankenhaus opfert, denn auch dort ist nicht alles Gold, was glänzt. Eine Episode: Ich lag nach einer Untersuchung gute drei Stunden auf einem Wägelchen im Korridor, lediglich mit einer händisch zu betreibenden Brunsmaschine ausgestattet. Niemand kümmerte sich um mich, auch zur Mittagszeit nicht, obschon das Treiben auf dem Korridor die ganze Zeit über recht lebendig war. Dann endlich kam der rettende Engl (gemeint ist damit nicht der ehemalige SMG-Chef) und leitete meinen Rücktransport nach Bruneck in die Wege. Es war eine Schwester. Sie war nicht für mich zuständig und daher schuldlos. Es war ihr peinlich, und sie hatte es ganz offensichtlich satt, immer wieder an mir vorbeigehen zu müssen. Wie sagt man noch: Bestellt und nicht abgeholt!  

Mit dem Krankenhaus Innichen und mit dessen möglicher Schließung befasste sich schon 2013 die Faschingsgilde Sexten. Ob die Postwald Klinik gleichsam als Ersatz für das KH Innichen mittlerweile eröffnet wurde, entzieht sich unserer Kenntnis. An Fachpersonal schien es ihr schon damals nicht zu fehlen. Aufgrund des mittlerweile erfolgten Zusammenschlusses Helm - Rotwand, erscheint eine effiziente Erste-Hilfe vor Ort samt einem erprobten Chirurgenteam umso wichtiger zu sein. wpz

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Willy Pöder Fr., 24.10.2014 - 08:24

Der Einleitungssatz zu obigem Artikel (Einschläfern eines Spitals) trifft deswegen nicht mehr zu, weil das Foto, welches die beiden Politikerinnen "lachend" zeigte, nach dem Erscheinen obigen Beitrages ausgetauscht wurde. "Das Foto habe die tatsächliche Stimmung nicht wiedergegeben. Es sei ein Fehler gewesen, es zu verwenden", wurde mir von der Salto-Redaktion sinngemäß mitgeteilt. Nun gut, ich kann mangels Zugriff auf meinen Artikel dahin gehend leider nichts mehr verändern. Außerdem ist man in der Partei ob der angestrebten Reform so traurig nun wahrlich nicht, als dass das Foto so deplatziert gewesen wäre. Salüsc wpz

Fr., 24.10.2014 - 08:24 Permalink