Gesellschaft | Geriatrie

“Kein versteckter Bettenabbau”

Der Sanitätsbezirk Meran reagiert auf den salto.bz-Artikel und das "Nein zum Bettenabbau" des Meraner Gemeinderats. Heute soll Aussprache stattfinden.

Aus aktuellem Anlass lud die Bezirksdirektorin des Gesundheitsbezirks Meran Irene Pechlaner am Donnerstag Nachmittag zu einem “dringenden Pressegespräch”. Stein des Anstoßes war der salto.bz-Artikel von vor einer Woche, in dem von den Plänen berichtet wurde, die Hälfte der Betten der Geriatrie-Abteilung am Meraner Krankenhaus in Kürze nicht mehr zu belegen. Die Grüne Cristina Kury hatte dazu gemeinsam mit Gerhard Hölzl (SVP) am Mittwoch im Gemeinderat einen Entschließungsantrag eingereicht. Einstimmig sprachen sich die Räte gegen einen “Bettenabbau” und für einen regelmäßigen Austausch mit dem Sanitätsbetrieb zu den “zukünftigen geplanten Schritten im Rahmen der ‘Umstrukturierung’” aus. Neben der Direktion des Gesundheitsbezirks Meran ging der Antrag auch an Landesrätin Martha Stocker sowie die Direktion des Südtiroler Sanitätsbetriebs. Woraufhin sich die Meraner Bezirksdirektion zur “Klärung der Situation” angehalten sah. Im folgenden nun deren Stellungnahme:

Entgegen der Meldungen einiger Medien, dass die Abteilung Geriatrie am Meraner Krankenhaus aus Spargründen Betten abbauen will, betont der Gesundheitsbezirk Meran, dass dies nicht der Fall ist: Es handelt sich hier um keine Einsparungspolitik, sondern um einen zeitweiligen Personalengpass. Es werden alle Bemühungen angestrengt, um diesen so bald wie möglich zu beheben. Der am Mittwoch, 21. Oktober, im Meraner Gemeinderat vorgebrachte Entschließungsantrag wurde ohne Rücksprache mit dem Bezirk eingebracht.

„Es handelt sich um keine Sparmaßnahme und um keinen versteckten Bettenabbau“, stellt Dr.in Irene Pechlaner klar. „Im Krankenhaus Meran sind zur Zeit 535 Krankenpflegerinnen und –pfleger tätig; durchschnittlich sind davon 71 im Wartestand und 21 in Schwangerschaft. 93% des Pflegepersonals sind Frauen, die Teilzeitquote beträgt 53%. Zusätzlich haben 40 Krankenpfleger die Begünstigungen des Gesetzes 104, das bedeutet, dass sie Anrecht auf eine Stundenreduzierung haben.“

Aus diesen Daten ist leicht ersichtlich, dass die Besetzung von Turnusdiensten kein leichtes Unterfangen ist und plötzliche Personalschwankungen, z.B. krankheitsbedingt oder durch Schwangerschaften, nicht sofort aufgefangen werden können. In der Geriatrie handelt es sich um einen solchen kurzfristigen Personalengpass, bedingt durch fünf Schwangerschaften und zwei längere Krankenstände – über einen Monat. Die Pflegedienstleitung bemüht sich zwar, das Personal, welches in Schwangerschaftsurlaub tritt, sofort nach zu besetzen, jedoch findet sich nicht immer zeitgleich jemand. In der Zwischenzeit dürfen z.B. werdende Mütter keine Nachtdienste und schwere Tätigkeiten mehr verrichten, weshalb es schwierig ist, die Turnusgestaltung aufrecht zu erhalten: „Es ist auch nicht sinnvoll, Pflegepersonal der anderen Abteilungen in die Geriatrie zu verpflichten (laut Kollektivvertrag für max. 30 Tage möglich), da dies weder für die Motivation noch für das Arbeitsklima und schon gar nicht für den Patienten förderlich ist. Wir haben Super-Teams und dementsprechend wenig Krankenstände, dies ist auch auf die gute Führung unserer Pflegekoordinatoren zurückzuführen. Besonders dem Pflegepersonal der Geriatrie gebührt eine besondere Wertschätzung, da dieses trotz dieser schwierigen Situation bis jetzt die Abteilung mit allen 40 Betten am Laufen gehalten hat und bereit war, Urlaub zu verschieben und mehr als die notwendigen Stunden zu leisten – alles hat aber auch Grenzen.“

Sanitätskoordinator Dr. Roland Döcker und der koordinierende Pflegedienstleiter, Dr. Frank Blumtritt, werden am Freitag, 23. Oktober, mit dem betreffenden Personal ein weiteres Gespräch suchen, um gemeinsam nach einer Lösung zu suchen. Der Bezirk bemüht sich, die Stellen sofort mit Pflegern nach zu besetzen, die Freude an einer Arbeit im geriatrischen Bereich haben. Sollte dies nicht gelingen, so ist man kurzfristig gezwungen, einige Betten (auf jeden Fall weniger als die in den Medien genannten 20!) zeitweilig nicht zu besetzen und die diesbezüglichen Patienten, in Absprache mit den Primaren, auf anderen, v.a. internistischen Abteilungen, zu betreuen. „Wir setzen starke Hoffnungen in die demnächst abschließenden Claudiana-Abgänger – dass darunter Menschen sind, die für diesen Bereich eine Begeisterung mitbringen. Zwei Drittel der Pflegerinnen in der Geriatrie arbeiten dort bereits seit mehr als zehn Jahren mit viel Freude und Einsatz. Wir wünschen uns, dass wir für sie so schnell wie möglich Kolleginnen oder Kollegen finden, die gut in das geriatrische Team passen.“