Politik | Mobilität

Kriechspur ins Pustertal?

Ist es in Südtirol gesetzlich möglich, eine zusätzliche Überholspur auf Landstraßen einzurichten? Eine Landtagsanfrage der Süd-Tiroler Freiheit gibt Aufschluss darüber.
percha
Foto: SALTO
  • In den vergangenen Jahren wurde in der Bundesrepublik Deutschland das Regelwerk für den Entwurf von Landstraßen grundlegend überarbeitet. Damit sollen auf Fernstraßen die Verkehrsteilnehmer trotz der oft hohen Verkehrsbelastungen große Entfernungen in angemessenen Zeitspannen zurücklegen können. Ermöglicht werden soll dies mit dem Konzept „Fernstraße EKL 1“, das durch eine durchdachte Gestaltung den Verkehrsfluss verbessern soll. Konkret bedeutet das, dass dieser Straßentyp durchgängig mit drei Fahrstreifen ausgebildet wird, wobei der mittlere Fahrstreifen abwechselnd mal der einen, mal der anderen Fahrtrichtung als Überholfahrstreifen zur Verfügung steht. 

  • „Kriechspur“: Dieser Straßentyp wird durchgängig mit drei Fahrstreifen ausgebildet wird, wobei der mittlere Fahrstreifen abwechselnd mal der einen, mal der anderen Fahrtrichtung als Überholfahrstreifen zur Verfügung steht. Foto: TU Dresden
  • Durch diese Überholfahrstreifen kann unabhängig vom Gegenverkehr auf nahezu der Hälfte der Verbindung ohne Inanspruchnahme des Gegenverkehrsfahrstreifens gefahrlos überholt werden. In Anlehnung an dieses Regelwerk wirft die Süd-Tiroler Freiheit die Frage auf, ob Ähnliches auch in Südtirol in Betracht gezogen wird. 

  • Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider: „Sowohl der italienische Straßenkodex als auch die Straßenbaurichtlinien der Provinz Bozen sehen die Möglichkeit vor, sogenannte Kriechspuren für sehr langsame Fahrzeuge zu errichten.“ Foto: LPA / Fabio Brucculeri

    Wie aus der Antwort des zuständigen Landesrates für Mobilität, Daniel Alfreider, hervorgeht, wäre es rechtlich möglich, diesen Straßentyp in Südtirol zu implementieren. „Sowohl der italienische Straßenkodex als auch die Straßenbaurichtlinien der Provinz Bozen sehen die Möglichkeit vor, sogenannte Kriechspuren für sehr langsame Fahrzeuge zu errichten“, so Landesrat Alfreider, der darüber hinaus erklärt, dass die Landesregierung diese Lösung durchaus in Erwägung zieht, um den Verkehr auf stark befahrenen Straßen vom zähflüssigen Verkehr bzw. durch andauernden Verkehrsstau verursachte Belastung der Anrainer zu verringern. Unter Berücksichtigung der Verkehrsvolumina und der Wirksamkeit der Maßnahme sei eine derartige Verkehrslösung bereits untersucht worden, und zwar für einige Abschnitte der Pustertaler Straße. „Diese Abschnitte wurden aufgrund ihrer hohen Verkehrsbelastung und der potenziellen Wirksamkeit der Maßnahme ausgewählt, Beispiel Kniepass“, erklärt Landesrat Alfreider, der auf den umfangreichen, knapp 300 Seiten langen Landesplan für nachhaltige Mobilität und Logistik verweist. „Zusammenfassend kann man feststellen, dass das Land Maßnahmen setzen wird, um den Verkehr zu verringern, um den Verkehr zu verflüssigen, beispielsweise durch die Verringerung von Staus, sowie zur Steigerung der Lebensqualität in Ortszentren Umfahrungsstraßen baut. Letztere sollen jedoch nicht zur Erhöhung des individuellen Verkehrs beitragen, sondern durch den Rückbau der Bestandsstraßen die Menschen zu mehr aktiver Mobilität aktivieren und die Öffi-Nutzung verbessert.“