Wettlauf um Seltene Erden
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Seltene Erden, oft auch als Seltenerdmetalle oder Seltenerdmineralien bezeichnet, sind eine Gruppe von 17 chemisch ähnlich metallischen Elementen 1/, die in der Erdkruste vorkommen. Der Name Seltene Erden ist in zweifacherweise irreführend, erstens sind Seltene Erden keine Erden, sondern Metalle und zweitens sind sie nicht selten. Viele dieser Elemente kommen relativ häufig vor, befinden sich aber nur selten in leicht abbaubaren Lagerstätten. Sie sind oft in komplexen Mineralien gebunden und kommen in geringen Konzentrationen vor, was ihre Gewinnung schwierig und oft nicht wirtschaftlich macht.
Die Gewinnung von Seltenen Erden erfolgt in mehreren Schritten: zuerst werden die Erze abgebaut, welche Seltenerd-Elemente enthalten. In chemischen Verfahren werden die Seltenerdelemente aus den Erzen extrahiert. Zum Schluss kommt die Separierung der Seltenen Erden. Da Seltenerdmetalle ähnliche chemische Eigenschaften aufweisen, gestaltet sich ihre Trennung schwierig und erfordert den Einsatz verschiedener spezieller Verfahrensweisen.
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Was macht Seltene Erden so wertvoll?
Seltene Erden spielen aufgrund ihrer einzigartigen physikalischen und chemischen Eigenschaften eine zentrale Rolle in vielen Schlüsseltechnologien. Besonders in der Hightech-Industrie sind sie unverzichtbar. Ihre vielseitigen Einsatzmöglichkeiten machen sie zu einem essenziellen Bestandteil vieler Bereiche der modernen Wirtschaft. Seltene Erden spielen eine zentrale Rolle bei der Herstellung von modernen Halbleitern. Sie finden Verwendung in Bereich der Sauberen/Erneuerbaren Energien (z.B. in Windkraftanlagen und im E-Auto-Sektor) in der Elektronik (in Displays, in Akkus, in Lautsprechern, in Smartphones, in Computern und in leistungsstarken Magneten), in der Luft- und Raumfahrt sowie in der Rüstungsindustrie (bei der Herstellung von Drohnen, Raketen, in der Laser- und Satellitentechnik). Auch in der Medizin-Technik werden Seltene Erden verwendet (z.B. in bildgebenden Verfahren, wie MRTs)
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Was macht den Abbau von Seltener Erden so schwierig?
Seltene Erden treten häufig in Form von Verbindungen in Erzablagerungen auf. Sie kommen größtenteils nur in sehr geringen Konzentrationen vor und sind meist schwer aus dem Gestein zu lösen – das macht Förderung und Verarbeitung so komplex. Die Schwierigkeit besteht darin, diese Elemente in einer möglichst reinen Form aus dem abgebauten Erz zu extrahieren. Zu diesem Zwecke sind chemische Verfahren notwendig, die oft giftige Rückstände hinterlassen. Diese Substanzen kontaminieren Böden und Grundwasser, was die umliegenden Regionen schwer beeinträchtigt und teils unbewohnbar macht.
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Laut einer Schätzung des US-Instituts of Geological Survey (USGS) beliefen sich die weltweiten Vorkommen von Seltenen Erden im Jahr 2024 auf über 90 Millionen Tonnen, davon befinden sich mit 44 Millionen die größten, wirtschaftlich rentabel abbaubaren Vorkommen Seltenen Erden in China (größtenteils in der Inneren Mongolei). Weitere 21 Millionen Tonnen liegen in Brasilien, 5,7 Millionen Tonnen in Australien, 3,8 Millionen Tonnen in Russland, 3,5 Millionen Tonnen in Vietnam, 1,9 Millionen Tonnen in den USA und 1,5 Millionen Tonnen in Grönland. Weiters gibt es beträchtliche Vorkommen in Tansania, Südafrika und Kanada.
In vielen anderen Ländern weltweit gibt es Vorkommen von Seltenen Erden, doch derzeit lohnt sich der Abbau noch nicht. Zukünftig könnte sich das ändern, da die Nachfrage nach Seltenen Erden, laut verschiedenen Prognosen, weiter stark steigen wird. Die Exportbeschränkungen Chinas, haben die Preise dieses Jahr bereits deutlich nach oben getrieben. Falls künftig die Nachfrage das Angebot übersteigt, könnte das zu weiteren Preissteigerungen führen und gegenwärtig unrentable Vorkommen könnten wirtschaftlich interessant werden.
In den meisten südamerikanischen Länder, wie in Venezuela, Peru, Ecuador und Argentinien gibt es beträchtliche Vorkommen von Seltenen Erden. Auch in Europa gibt es Seltene Erdem, z.B. in den Skandinavischen Ländern 2/, in Frankreich und in Griechenland. Große Vorkommen werden auch in der Ukraine vermutet, mit ein Grund, warum die USA im April 2025 mit der Ukraine eine Rohstoff-Abkommen abgeschlossen haben.
Angesichts der kritischen Versorgungslage gewinnt auch Afrika beim Abbau Seltener Erden an Bedeutung. Im Juni 2025 hat die EU-Kommission eine Liste mit 13 Projekten in Drittländern veröffentlicht, die der Sicherung von Lieferketten kritischer Rohstoffe für die EU dienen sollen und deswegen besonders unterstützt werden. Zu den ausgewählten Projekten zählen auch 2 Projekte zum Abbau Seltener Erden in Malawi und in Südafrika.
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Mit fast 70% produziert China weit über zwei Drittel der Seltenen Erden, an zweiter Stelle rangieren die USA mit etwas über 11 % und Myanmar mit fast 8%. Thailand, Nigeria und Australien haben je einem Anteil von 3,3 % an der weltweiten Produktion. Alle übrigen Produzenten kommen nur auf einen sehr geringen Teil von unter 1%.
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Chinas Machtmonopol
"Für China sind Seltene Erden das, was Öl für Saudi-Arabien ist", soll Deng Xiaoping, ehemaliger Machthaber Chinas 3/, schon in den 1990er Jahren gesagt haben. Dies ist ein Beispiel dafür, dass China Strategien mit langem Zeithorizont verfolgt. Fakt ist, dass China den weltweiten Markt für Seltene Erden beherrscht. Weit über zwei Drittel der begehrten Metalle werden derzeit in China abgebaut, die größten Vorkommen liegen in China und zwar in der inneren Mongolei. China hat durch erhebliche staatliche Investitionen ein umfassendes Netzwerk zur Veredelung der gewonnenen Rohmaterialien geschaffen und verfügt derzeit über fast 90% der weltweiten Verarbeitungs-Kapazitäten. Der Abbau von Seltenen Erden in China erfolgt oft in großem Maßstab, was es China ermöglicht, die Produktionskosten zu senken. Die Fähigkeit, sowohl Rohstoffe abzubauen als sie auch zu verarbeiten, gibt China einen zusätzlichen Vorteil auf dem Markt.
Darüber hinaus besitzt China eine Vielzahl von Patenten für die Technologien, die für die Verarbeitung der Seltenen Erden erforderlich sind. Aus diesem Grund exportieren zahlreiche andere Produzenten von Seltenen Erden ihre Rohstoffe nach der Gewinnung nach China, um sie dort verarbeiten zu lassen.
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In den vergangenen Jahren hat China gezielte Übernahmen und Investitionen in Unternehmen, sowie in Bergwerken auf der ganzen Welt vorgenommen. Diese internationalen Aktivitäten gewährleisten nicht nur den Zugang zu wichtigen Rohstoffen, sondern verschaffen China auch die Möglichkeit, Einfluss auf die globalen Preise und Lieferketten auszuüben.
Chinas dominierende Rolle im Markt für Seltene Erden ist das Ergebnis einer Kombination aus reichen natürlichen Ressourcen, technologischem Fortschritt und strategischen Investitionen. Doch Chinas Dominanz im Bereich der Seltenen Erden hat auch Schattenseiten, da der Abbau und die Verarbeitung mit hohen Umweltbelastungen und ökologischen Kosten verbunden sind.
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Sicherheitsaspekte und Maßnahmen der westlichen Länder, um ihre Abhängigkeit von China zu reduzieren
Seltene Erden haben sich zu einem Schlüsselfaktor in der Technologie- und Rohstoffindustrie entwickelt, da sie essenziell für zahlreiche extrem wichtigeTechnologien sind. In Anbetracht der geopolitischen Spannungen und des steigenden Bedarfs ist es für die westlichen Industriestaaten von großer Bedeutung, Strategien zur Diversifizierung der Versorgung zu entwickeln.
Im Zuge des Handelskonfkliktes mit den USA in diesem Jahr hat China Exportkontrollen für Seltene Erden verhängt, um seine Machtposition zu demonstrieren. Auch die EU-Länder sind von den Exportrestriktionen betroffen. Die starke Abhängigkeit von China wird zunehmend als geopolitisches Risiko wahrgenommen. Solange das globale Angebot aus anderen Ländern nicht zunimmt, wird China weiterhin erheblichen Einfluss bei der Bereitstellung und beim Preis der Seltenen Erden haben.
Internationale Kooperation zwischen den Ländern ist ein wesentliche Voraussetzung für eine verlässliche und nachhaltigere Versorgung mit kritischen Mineralien, darunter auch Seltene Erden. Die großen Industrieländer, wie die USA und die EU bemühen sich intensiv darum, durch strategische Partnerschaften Zugang zu Lieferungen Seltener Erden zu bekommen und ihre Lieferketten zu diversifizieren. Um die Abhängigkeit von China zu reduzieren, wird viel in Forschung und Entwicklung investiert, um Innovationen und alternative Technologien zu fördern.
Die USA versuchen die bereits bestehenden Produktionsstätten von Seltenen Erden im eigenen Land zu erweitern und neue aufzubauen. Zudem wurde heuer von der Trump-Administration ein Rohstoffabkommen mit der Ukraine abgeschlossen, unter anderem auch, weil die Ukraine beträchtliche Vorkommen von Seltenen Erden haben soll. Präsident Trumps Interesse an Grönland ist nicht nur geostrategischer Natur, sondern es geht auch um wertvolle Rohstoffe, wie z. B. um Seltene Erden, die in Zukunft in Grönland abgebaut werden könnten. Die Regierung Trump setzt zunehmend auf aggressive Maßnahmen, um den Zugang zu wichtigen Rohstoffen, wie z.B. zu Seltenen Erden, im Ausland zu sichern 4/.
Die EU gibt Milliarden frei, um die Abhängigkeit von Chinas Seltenen Erden zu verringern. Bereits im Mai 2024 beschloss die EU den „European Critical Raw Materials Act (CRMA). Es handelt sich um eine bedeutende gesetzliche Initiative, die darauf abzielt, die Versorgungssicherheit von kritischen Rohstoffen, darunter auch Seltene Erden, in Europa langfristig zu gewährleisten. Anfang 2025 kündigte die EU-Kommission neue Richtlinien an, um den Kauf und die Bevorratung von wichtigen Rohstoffen, auch Seltene Erden, welche für die Automobil-, Elektronik- und Verteidigungsindustrie notwendig sind, zu koordinieren. Auch die Errichtung eines Zentrums zur Koordinierung des Einkaufs und der Lagerhaltung der kritischen Rohstoffe ist geplant. Zudem verfolgt die EU aktiv Maßnahmen zur Diversifizierung der Rohstoffquellen, den Ausbau und die Verbesserung der Recyclingprozesse und die Entwicklung alternativer Materialien. Durch die Rückgewinnung Seltener Erden aus entsorgter Elektronik und Industrieabfällen kann die Import-Abhängigkeit deutlich reduziert werden.
An einigen Orten in der EU entstehen derzeit Anlagen für die Aufbereitung, Weiterverarbeitung und das Recycling von Seltenen Erden oder sind bereits in Betrieb. So produziert der belgische Chemiekonzern Solvay in La Rochelle jedes Jahr 4000 Tonnen Selten-Erd-Oxide für Autokatalysatoren und die Elektronikindustrie.
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Ausblick
Die weltweite Nachfrage nach Seltenen Erden steigt stark, bedingt durch die Energiewende, die Elektrifizierung von Verkehr, die zunehmende Digitalisierung und neue Anwendungen in Militär- und Medizintechnik. Gleichzeitig holt das Angebot nicht im gleichen Tempo auf.
In ihrem diesjährigen "Outlook for Critical Minerals" geht die IEA (Interantionale Energieagentur) davon aus, dass die Nachfrage nach Seltenen Erden bis 2040 weiter stark steigen wird. Chinas Dominanz in der Branche erhöht die Versorgungsrisiken, besonders vor dem Hintergrund zunehmender geopolitischer Spannungen. Angesichts der wachsenden Herausforderungen in der weltweiten Versorgung mit Seltenen Erden ist es wichtig, dass westliche Industrieländer ihre Lieferketten breiter aufstellen und auch heimische Abbau- und Raffineriekapazitäten vergrößern.
Das Recycling von Seltenen Erden wird künftig immer wichtiger und muss eine zentrale Rolle spielen, damit die Import-Abhägigkeit reduziert werden kann. Zudem muss verstärkt in Forschungs- und Entwicklungskooperationen mit anderen Ländern investiert werden, um neue Gewinnungs- und Raffinationstechnologien, sowie alternative Technologien zu entwickeln.
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1/Scandium (Sc), Yttrium (Y), Lanthan (La), Cer (Ce), Praseodym (Pr), Neodym (Nd), Promethium (Pm), Samarium (Sm), Europium (Eu), Gadolinium (Gt), Terbium (Tb), Dysprosium (Dy), Holmium (Ho), Erbium (Er), Thulium (Tm), Ytterbium (Yb), Lutetium (Lu)
2/ Deng Xiaoping war ein bedeutender chinesischer Politiker und Reformator, der eine Schlüsselrolle in der modernen Geschichte Chinas spielte. Er war maßgeblich an der Transformation Chinas von einer zentral geplanten Wirtschaft zu einer sozialistischen Marktwirtschaft beteiligt.
3/ Im Jahr 2023 wurden im Norden Schwedens umfangreiche Vorkommen Seltener Erden nachgewiesen, auch Norwegen, Finnland sowie Schottland verzeichnen bedeutende Entdeckungen von Seltenen Erden.
4/ Bereits während seiner ersten Amtszeit äußerte Präsident Trump Interesse an Grönland, sogar ein Kauf der Insel wurde ins Spiel gebracht. In seiner zweiten Amtszeit wiederholte er sein Interesse, Grönland den Vereinigten Staaten einzuverleiben und brachte sogar militärisches Eingreifen ins Spiel. Die Insel ist nicht nur aufgrund ihrer geostrategischen Lage von großer Bedeutung, sondern verfügt auch über reiche Bodenschätze, darunter Erdöl, Erdgas, Gold, Diamanten, Eisenerz, Zink, Kupfer, Nickel, Titan, Vanadium, Chrom,Titan, Niob, Kobalt und eben auch Seltene Erden.
Die Absicht der Regierung Trump in Venezuela einen Regimewechsel (regime-change) herbeizuführen, mag verschiedene Gründe haben. Ein wichtiger Grund ist, dass sich die USA Zugang zu Venezuelas reichen Bodenschätzen sichern wollen. Venezuela besitzt nicht nur die weltweit größten Erdölreserven, sondern verfügt über reiche Vorkommen von Erdgas, Gold, Eisen, Kohle, Diamanten, Phosphaten, Bauxit und auch Seltenen Erden. Obwohl es derzeit noch keine offiziellen Schätzungen über die Vorkommen der Seltenen Erden in Venezuela gibt, werden beträchtliche Vorkommen im Osten des Landes, nahe dem Orinoco-Becken, vermutet.
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