Terlan Vorberg
Foto: Oswald Stimpfl
Ausflug | Frühling

Auf die Sonnenterrassen bei Terlan

Am steilen und felsigen Westhang des Tschögglbergs zwischen Terlan und Vilpian liegen schmale Geländeterrassen.
  • Länge: 6,2 km

    Gehzeit: 2 h 30 min

    Höhenmeter: 280

    Anfahrt: Von Bozen mit Bus der Linie 201 BZ-Meran, Fahrplan unter suedtirolmobil.info

    Zu beachten: Trittsicherheit auf dem teilweise holprigen, steilen, aber gut gepflegten und mit Halteketten versehenem Steig Voraussetzung.

  • Auf kargen Böden und sonnenexponierten kleinen Terrassen wachsen Reben, die Weine höchster Qualität liefern. In den Flurnamen Schol und Planatsch stecken die Wurzeln alter Begriffe aus romanischer und vorromanischer Zeit. Dass es sich um alte Siedlungsgebiete handelt, lassen auch die grob gepflasterten, durch die Jahrhunderte lange Nutzung glatt geschliffenen und in die Felsen trassierten Zugangswege, so genannte Urwege, erahnen. Bereits Mitte Februar finden sich hier die ersten Frühlingsboten. Leider gibt es entlang des Weges leine Einkehrmöglichkeit, so packen wir eine Jause und Getränke in den Rucksack und starten in Vilpian los, unterwegs finden wir schöne Plätze für ein gemütliches Picknick mit Aussicht.

  • Wegverlauf

    Wir starten in Vilpian, in der Ortsmitte, und folgen den Schildern zum "Wasserfall" nach Osten, zu den felsigen Bergabhängen hin, wo der Vilpianerbach, mit über 80 m Fallhöhe einer der höchsten des Landes, über eine Felskante springt. Hier teilt sich der Steig, wir bleiben links und gehen hinter dem braun verschalten modernen Haus der Wegnummer 16 nach und lassen die Katzenleiter rechter Hand (Nr. 16/A) unbeachtet. 

    Es ist ein anspruchsvoller Steig, mit steilen Stufen und teilweise mit Ketten als Handlauf gut gesichert. Er geht im Zickzack stramm durch felsdurchsetzten Buschwald bergauf, unter uns liegen Vilpian und das Etschtal, im Hintergrund die schneebedeckten Ultner Berge. Nach einer guten halben Stunde treffen wir auf einen gepflasterten Bergweg, der uns im weiteren Verlauf zu den ersten Scholhöfen auf einer Geländeschulter bringt, der Aufstieg ist nun geschafft, wir folgen den Wegweisern rechts nach Terlan. Mit Wehmut gehen wir am Weinhof Oberschol vorbei, der einstige Buschenschank ist leider geschlossen.

    Nach dem Oberschol quert die nun asphaltierte aber so gut wie kaum Straße auf einer mächtigen Hängebrücke die tiefe Schlucht des Vilpianerbaches, auf der gegenüberliegenden Talseite liegen auf einer Geländeterrasse die Häuser von Planatsch. Die Weitsicht ist überwältigend! Hier stehen zwei Häuser, am Rand der Ebene ein stilfremdes Gebäude aus der Zeit des vorigen Jahrhunderts, das sich eine begüterte deutsche Gräfin 1917 als Feriendomizil errichten ließ aber nicht lange bewohnte, wenig daneben musste der alte, baufällige Bauernhof, der hier stand, einem modernen Gebäude weichen. Die kleine Straße quert nun den Berghang in südlicher Richtung, es geht sanft auf und ab, nach zwei Kehren bleiben wir an der Wegteilung links und gelangen zu den Tschirglhöfen mit schönen Weinbergen. Die Wegweiser lenken uns nun bergab nach Terlan, an einer steilen Stelle, am Ochsenloch, steht an der Mauer ein alter Bildstock mit verblassten Fresken, rechts ist die hl Katharina an ihrem Rad, links der Weinheilige St Urban an der Papstkrone zu erkennen. Unser Weg läuft zwischen den schönen Weinhöfen von Kreuth hindurch bis zu Staatsstraße, wo wir eine Haltestelle für den Bus finden, der uns nach Vilpian zurückbringt.

  • Volkslied

    Auf dem einstigen Feriendomizil der Gräfin in Planatsch ist auf der Fassade zwischen den Jahreszahlen 1917 und 1918 der Text eines Volksliedes angebracht, der die Weinkultur in höchsten romantisierenden Tönen lobt:

     

    Aus der Traube in die Tonne, 

    aus der Tonne in das Fass, 

    aus dem Fasse dann o Wonne 

    in die Flasche und ins Glas

     

    Aus dem Glase in die Kehle 

    aus der Kehle in den Schlund 

    und als Blut dann in die Seele 

    und als Wort dann in den Mund

     

    Aus dem Worte etwas später 

    formt sich ein begeisternd Lied 

    das durch Wolken in den Äther 

    mit der Menschen Jubel zieht

     

    Und im nächsten Frühjahr wieder

    fallen diese Lieder fein 

    dann als Tau auf Reben nieder 

    und sie reifen neuen Wein.

     

    Text: Theobald Kerner

  • Foto: Oswald Stimpfl