Gesellschaft | Sozialsektor

"Wir müssen uns zusammentun"

Hilferuf von einer der bekanntesten privaten Playerinnen im Sozialbereich: EOS-Chefin Barbara Pizzinini fordert die öffentliche Hand zu mehr Zusammenarbeit auf.
barbara_pizzinini_kopie.jpg
Foto: Foto:Salto.bz

Der Ruf wird immer dringlicher: Erst am vergangenen Freitag hatte der Präsident des Dachverbandes für Soziales und Gesundheit Martin Telser zu einer engeren Zusammenarbeit zwischen öffentlichen und privaten Körperschaften im Sozialbereich aufgerufen. Nun legt Barbara Pizzinini noch einen Scheit nach. „Wir müssen uns zusammentun“, fordert die Geschäftsführerin der Sozialgenossenschaft EOS die öffentliche Verwaltung zum Beginn dieser Woche im Morgengespräch von RAI Südtirol auf. Im Gespräch mit Nina Schröder kreidete die umtriebige Unternehmerin einerseits eine erdrückende Bürokratie sowie fehlende Entscheidungsfreude der öffentlichen Hand an. 60 bis 70 Prozent ihrer Arbeitszeit bestehe mittlerweile aus Verwaltung – „und das ist nicht in Ordnung“, findet Barbara Pizzinini. Denn statt an vorderster Front an den tatsächlichen Problemen mit Jugendlichen in Schwierigkeiten oder Flüchtlingen arbeiten zu können, müsse man sich der Lösung unzähliger bürokratischen Probleme widmen, die eigentlich nicht bestehen dürften. Auch Pizzinini klagt dabei die zunehmende Lähmung der öffentlichen Verwaltung aus Angst vor dem Rechnungshof an. „Niemand traut sich mehr etwas zu unterschreiben und Verantwortung zu übernehmen“, sagt sie. Statt dessen würden dringende Entscheidung von Büro zu Büro geschoben. Ein menschlich absolut nachvollziehbares Problem, das die Arbeit im Land und auch im privaten Sozial-Sektor jedoch zunehmend belaste, kritisiert die EOS-Chefin.

Noch dazu, da es auch unabhängig von bürokratischen Schwierigkeiten bei der öffentlichen Hand am Willen zur Zusammenarbeit fehle. Denn offensichtlich sehe man dort die zunehmende Privatisierung sozialer und sanitärer Dienstleistungen nicht gern, so Pizzinini. „Man ist gewohnt, das alles zentralisiert von der öffentlichen Hand gemacht wird“, sagt sie, „doch ich finde es schade, wenn private Anbieter aus einem Beleidigtsein heraus bewusst kurz gehalten werden.“  Statt dessen wäre es angesichts der vielen Probleme im Sozialbereich dringend nötig, sich gemeinsam an einen Tisch zu setzen, um gemeinsam Lösungen zu suchen und sich gerade in der Flüchtlingskrise besser vorzubereiten statt immer nur zu reagieren. „Es gibt so viele Menschen, die in diesem Bereich so viel von sich geben, und es wäre schön, endlich zusammenarbeiten und gemeinsam Pakete  für Bereiche wie Arbeitsintegration und Schule zu entwickeln.“ Dies sei bislang aber extrem schwierig, weshalb man bei der EOS als zweite Wahl  so weit es möglich ist, mit anderen privaten Anbietern zusammenarbeite. Sie alle würden aber genauso für das Wohl des Landes arbeiten, unterstreicht Barbara Pizzinini. „Ich wäre mit unserer Sozialgenossenschaft so gerne Partner der öffentlichen Hand – doch ich glaube nicht, dass ich als solcher behandelt werde.“