Politik | Sanität

“Warum dermaßen harsch?”

Zwei Neuerungen, die gestern (23. August) im Bereich Sanität beschlossen wurden, stoßen bei den Ärztegewerkschaften auf Kritik. Für Landesrätin Stocker “unverständlich”.

Geht es nach der Landesregierung, soll die Facharztausbildung zum Allgemeinmediziner künftig an der Landesfachhochschule für Gesundheitsberufe “Claudiana” in Bozen stattfinden. Der entsprechenden Beschluss dazu wurde in einem Artikel des Entwurfs zum Omnibus-Gesetzes festgehalten, den die Landesregierung gestern (23. August) genehmigt hat. Notwendig geworden sei dieser Schritt, so Landeshauptmann Arno Kompatscher während seiner allwöchentlichen Pressekonferenz am Dienstag, da der Partner für die Hausarzt-Ausbildung auf staatlicher Ebene “nicht mehr zur Verfügung” stehe. Ebenso enthält das Omnibus-Gesetz einen Passus, mit dem die Zeitdauer der befristeten Werks- und Arbeitsverträge für Fachärzte von 12 auf 36 Monate verlängert wird. Grund für diese zweite Neuerung im Bereich Sanität: Viele Fachärzte, die sich für Südtirol interessieren, können aufgrund des fehlenden Zweisprachigkeitsnachweises nicht mit einer fixen Anstellung rechnen. Da der Fachärztemangel aber nach wie vor wie ein Damoklesschwert über dem Südtiroler Gesundheitssystem schwebt, will die Landesregierung mit der Verlängerung der Werkverträge die Suche nach neuen Ärzten erleichtern. “Wird den Medizinern ein drei- statt einjähriger Werkvertrag in Aussicht gestellt, wird es vor allem in der Peripherie leichter, Ärzte zu finden, die solche Verträge abschließen”, erklärte Kompatscher die Absicht dahinter.

Mit den beiden Beschlüssen hat die Landesregierung nun die Gewerkschaften aufgeschreckt. Sowohl die Krankenhausärzte-Gewerkschaft Anaoo als auch die Hausärzte-Gewerkschaft Fimmg üben Kritik. Letzterer ist der Beschluss zur Hausarzt-Ausbildung zu schwammig. Es gebe zahlreiche Details zu klären, so die Fimmg. Bei der Anaao hingegen bemängelt man die fehlende Kommunikation im Hinblick auf die neuen Werkverträge. Man sei nicht konsultiert worden und im Übrigen seien dreijährige Werkverträge “illegal”, weil es einen Wettbewerb brauche, heißt es aus der Anaao – die mit der Kritik ihrerseits bei Gesundheitslandesrätin Martha Stocker auf Unverständnis stößt. Die Maßnahme, die Dauer der Werkverträge für Fachärzte von zwölf Monaten auf drei Jahre zu erhöhen, sei als eine Bemühung vonseiten des Gesundheitsressorts zu sehen, dem drohenden Fachärztemangel mit gezielten Maßnahmen entgegenzuwirken, schreibt Stocker in einer Aussendung am Mittwoch Nachmittag. “Wir schaffen zusätzliche berufliche Möglichkeiten für Fachärzte und bieten diesen die reelle Chance, sich drei Jahre lang auf einen möglichen Wettbewerb auch mittels Spracherwerb vorzubereiten. Diese Verlängerung der Werkverträge entspricht zudem einem seit Jahren vorgetragenen Anliegen vor allem auch der Peripherie”, betont die Landesrätin. Für sie ist es daher “in keinster Weise nachvollziehbar, warum die Ärztegewerkschaft dermaßen harsch auf diese überaus positive Maßnahme reagiert”.