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Nicht ganz so ernst

Sobald die Daten zur Jugendarbeitslosigkeit veröffentlicht werden, kommt es meist zu einem Trugschluss. Warum weniger Jugendliche arbeitslos sind, als häufig geschrieben wird.

Der Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit in Südtirol hat nicht nur für viel Diskussion gesorgt, sondern auch viel Konfusion und Missverständnisse in Bezug auf die Quote verursacht. In der aktuellen Ausgabe des Informationsblatts “Arbeitsmarkt news” hat die Beobachtungsstelle für den Arbeitsmarkt daher die Diskussion aufgenommen und sich mit den statistischen Berechnungsmethoden auseinandergesetzt. Bereits in der Einleitung räumen die beiden Autoren Thomas Benelli und Walter Niedermair mit gängigen Missverstädnissen auf: “Wenn das ISTAT auf nationaler Ebene die Zahlen zur Jugendarbeitslosenquote veröffentlicht, schreiben die verschiedensten Medien zum Teil folgende Schlagzeilen: ‘Jugendarbeitslosigkeit bei 42 Prozent: Fast die Hälfte der Jugendlichen hat keine Arbeit’ oder ‘42 Prozent der Jugendlichen haben keinen Job’. Diese Schlussfolgerung ist jedoch falsch”, so Benelli und Niedermair.

Screenshot: Arbeitsmarkt news September 2015
 

Schüler, Studenten und pflegende Jugendliche ausschließen

2014 lag die Jugendarbeitslosenquote in Südtirol bei 12,4 Prozent. “Das bedeutet allerdings nicht, dass 12,4 Prozent der 57.600 in Südtirol ansässigen Jugendlichen zwischen 15 und 24 Jahren auf Arbeitssuche waren”, liest man weiter. Um zu verstehen, wo genau der Trugschluss liege, müsse die Berechnungsquote der Arbeitslosenquote im Detail betrachtet werden. Wie wird also die Jugendarbeitslosenquote ermittelt? Das erklären die beiden Autoren folgendermaßen:

“Im Unterschied zu den anderen Arbeitsmarktindikatoren (z.B. Erwerbsquote und Erwerbstätigenquote) setzt die Arbeitslosenquote die Anzahl der Arbeitslosen nicht mit der gesamten Bevölkerung der jeweiligen Altersklasse in Verhältnis, sondern lediglich mit den Arbeitskräften (also Erwerbstätige + Arbeitslose). Es werden somit alle Jugendlichen ausgeschlossen, welche nicht für den Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, wie zum Beispiel Schüler, Vollzeit-Studenten oder Jugendliche welche sich ausschließlich der Pflegetätigkeit in der Familie oder dem Haushalt widmen.”


Arbeitssuchende berücksichtigen

Wenn man also wissen will, wie viele Jugendliche wirklich arbeitslos sind, muss man folglich folgende Berechnung anstellen: 2014 waren in Südtirol rund 2.800 Jugendliche zwischen 15 und 24 Jahren auf Arbeitssuche. Wird diese Zahl auf die gesamte gleichaltrige Bevölkerung (57.600) bezogen, erhält man einen Jugendarbeitlosenanteil von 5 Prozent. “Dies bedeutet, dass ‘nur’ fünf von 100 Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 24 Jahren auf Arbeitssuche sind”, informieren Benelli und Niedermair.

Auch wenn diese Erläuterungen den wahrgenommenen Ernst der Lage ein wenig relativierten, sei und bleibe die Jugendarbeitslosigkeit nichtsdestotrotz ein “ernstzunehmendes Problem”.