Politik | ChancenHaus

Meraner Verzögerungstaktik?

Viel Lärm um nichts, Wahlkampftaktik oder bewusste Verzögerung? In Meran gerät das Projekt Chancenhaus immer mehr zu einem Kommunikations-Desaster.
Zarenbrunn
Foto: Google Maps
  • Vor gut einer Woche (18. September) waren die beiden Landesräte Rosmarie Pamer und Christian Bianchi in Meran, um das Thema „Chancenhaus“ mit den Vertretern der Gemeinde zu besprechen. Wie berichtet, handelt es sich dabei um ein Sozialprojekt, das wohnungslosen jungen Menschen vorübergehend ein Dach über dem Kopf bieten soll. Als idealer Standort wurde die in Landesbesitz befindliche Villa Katharina, die Teil des Ensembles Zarenbrunn ist, ausgemacht. Wie Landesrätin Pamer auf Nachfrage mitteilte, wurde vereinbart, dass die Gemeinde Meran die „Zielgruppe“, sprich, wer die Struktur künftig nutzen wird, noch genauer definieren soll, um die Entscheidung anschließend der Landesregierung mitzuteilen. Diese wird dann die weiteren Schritte einleiten. 

  • Bürgermeister Dario Dal Medico und Referentin Emanuela Albieri: Die Meraner Stadträtin ließ mit ihrer Pressemitteilung aufhorchen, in der sie zu einer breiten Diskussion aufruft. Foto: Comune di Merano

    Eigentlich war geplant, dass die Entscheidung über das Chancenhaus auf der heutigen Sitzung (24. September) des Meraner Stadtrates fallen soll – doch die Zeichen stehen eher auf Obstruktionspolitik. Eine Pressemitteilung von Stadträtin Emanuela Albieri, La Civica per Merano Dal Medico Sindaco, lässt darauf schließen, dass man die Entscheidung über das „Chancenhaus“ offenbar hinausschieben will. Die Mitteilung wurde gestern an die Medien versandt – obwohl man, wie es aus zuverlässiger Quelle heißt, eigentlich vereinbart hatte, dass man den Medien vorab gegenüber Stillschweigen bewahren wolle. Albieri, die der Partei von Bürgermeister Dal Medico angehört, betont in der Aussendung zwar, dass das sogenannte „Chancenhaus“ eine nicht zu verpassende Gelegenheit darstelle, jedoch ohne „Wahlkampfgetöse“ angegangen werden müsse. Was die Zielgruppe betrifft, so sollte diese sorgfältig ausgewählt werden, da der Bedarf an Wohnraum im sozialen Bereich vielfältig sei und nicht mit einer einzigen Lösung gedeckt werden könne. Auch auf den Standort, der eigentlich nicht mehr zur Diskussion steht, geht die Stadträtin ein und erklärt, dass die Provinz über mehrere Gebäude verfüge, die neu bewertet werden könnten, um den verschiedenen spezifischen Bedürfnissen gerecht zu werden. Abschließend ergeht der Aufruf an alle Bürger und Fachleute, sich an der Debatte über dieses Thema zu beteiligen und mit Vorschlägen und Anregungen zum Gelingen dieses Projektes beizutragen. Summa summarum klingt das eher nach einem Vorschlag für eine Bürgerversammlung als an den Willen, eine schnelle Entscheidung zu treffen. Sieht so die „Meraner Verzögerungstaktik“ aus?