Gesellschaft | Ultimatum

Eine Chance für Vandalen

Martin Ausserdorfer hält nicht viel von Anzeigen. Nach dem jüngsten Vandalenakt in seiner Gemeinde setzt der Bürgermeister von St. Lorenzen auf eine etwas andere Methode.

“Ein solches Verhalten soll nicht unbestraft bleiben”, steht für Martin Ausserdorfer nach dem, was jüngst in seiner Gemeinde passiert ist, fest. Der Bürgermeister von St. Lorenzen hat allerdings einen wohl eher unüblichen Weg gewählt, um den Vandalenakt vom vergangenen Wochenende aufzuklären. Die Botschaft, die hinter seiner Vorgangsweise steckt, ist für ihn ebenso simpel wie nachhaltig: “Ich wünsche mir, dass die Jungen Verantwortung für ihr Handeln übernehmen und ein Bewusstsein für den Schutz des Allgemeingutes entwickeln.” Doch was ist geschehen?

Das erklärt der Bürgermeister am Sonntag Morgen selbst. Auf seinem Facebook-Profil wendet sich Ausserdorfer an die “Strategen, die ihr gestern wieder im Markt randaliert habt”. In der Nähe des Bahnhofes St. Lorenzen ist es in der Nacht auf Sonntag zu einem Vandalenakt gekommen, berichtet der Bürgermeister im Gespräch mit salto.bz. “Es sind keine schwerwiegenden Schäden zu beklagen”, fügt er hinzu. Und genau diese Tatsache habe ihm jenen Handlungsspielraum ermöglicht, den er ausnutzt, um die Täter auszuforschen. “Entweder ihr meldet euch bis morgen 9:00 Uhr bei mir oder die Anzeige kommt”, schreibt Ausserdorfer am Sonntag auf Facebook.

“Damit wollte ich den Betroffenen die Chance geben, sich reumütig zu zeigen und die Konsequenzen ihres Handelns zu übernehmen”, erklärt Lorenzens Bürgermeister. “Es ist nämlich nicht meine Art, gleich Anzeige zu erstatten.” Ihm sei vielmehr daran gelegen, die Betroffenen dazu zu bringen, nachzudenken und für ihr Fehlverhalten gerade zu stehen. “Ich bin überzeugt, dass der Lerneffekt gering ist, wenn wir gleich den Rechtsweg beschreiten und eine entsprechende Strafe folgt”, sagt Ausserdorfer. Jedes Jahr entstünden den Gemeindeverwaltungen, vor allem in den Städten große Kosten durch Vandalenakte wie jenem vom Wochenende in St. Lorenzen, weiß der Bürgermeister. Auch aus diesem Grund hat er den Vorfall öffentlich zur Diskussion gestellt. Denn: “Damit, dass die Gemeindeangestellten den Schaden einfach wegräumen, ist es nicht getan. Die Sache gehört anders gelöst. Unter den jungen Menschen muss das Bewusstsein wachsen, dass Allgemeingut geschützt und nicht zerstört gehört.”

Doch ungestraft sollen die Randalierer nicht davon kommen. “Meine Überlegung war”, erläutert Ausserdorfer, “ wenn sich die Betroffenen melden und bereit sind, die Sache wieder gut zu machen, etwa durch Sozialarbeit, dann kann der Rechtsweg auch vermieden werden”. Einzig und allein auf die Reumütigkeit und Einsicht der Vandalen will sich Ausserdorfer aber nicht verlassen. “Die Carabinieri sind informiert und wir haben Beweise”, lässt der Bürgermeister wissen. Und wie lautet nun das Ergebnis seines Facebook-Appells? “Tatsächlich haben sich zwei Personen gemeldet”, verrät Ausserdorfer am Montag nach 9 Uhr. Nun werde er der Sache gemeinsam mit den Ordnungshütern weiter nachgehen und die Videoaufnahmen einer Bank, die sich in der Nähe des “Tatortes” befindet, auswerten. “Danach werden wir bewerten, wie wir weiter vorgehen”, kündigt Ausserdorfer an.